was hab ich falsch gemacht??? (sehr lang)

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: was hab ich falsch gemacht??? (sehr lang)

hallo, bin alleinerziehend, sohnemann ist 3 jahre alt und immer schon sehr anhänglich gewesen. krankenhaus incl. op mit 4 monaten. viel gymnastik, viel schreien. immer schon angst vor anderen kindern. kontakte immer gefördert. mit einen jahr krabbelgruppe regelmäßig besucht, nie abstand von mama genommen. immer auf dem arm gewesen. nie mit anderen gespielt. mittlerweile 2-3 "freunde" die er mehr oder minder regelmäßig sieht und mag, wohnen leider weiter weg (freunde noch aus meiner schulzeit von außerhalb). erziehungsberatungstelle in anspruch genommen, rat befolgt, ihm zeigen er kann spielen, vormachen, aber nicht zwingen. geborgengeit geben, denn dies vermittelt sicherheit. kind löst sich von alleine wenn es soweit ist. besonders bei der krankengeschichte. lt fachbüchern ebenso wie auf anraten von therapeuten (im bekanntenkreis und auch über institute) soll ich ihn nicht zwingen. wieder ganz groß geschrieben geborgenheit=sicherheit. erst wenn er sich selber sicher ist, kann er auch selbstbewust auftrete. ihn immer gelobt, vorzüge deutlich hervorgehoben, schwächen ohne worte gefördert. imemr das selbe bild, angst vor kindern, besonders vor lauten und wilden und welchen die ihn ansprechen. lt institut für kindesentwicklung ist er übersensibel, soll ergo bekommen, keine termine frei. sein spielverhalten zu hause sehr gut. spile gut und gern alleine, spielt gesellschaftsspiele, die einen höheren alter entsprechen, spielte schon früh rollenspiele mit legofiguren. ist eher ruhig und tobt nur mal mit mama durch die wohnung, dann aber auch richtig, sobald andere dabei sind, wieder sehr zurückhaltend. entwicklung allgemein, normal, laufbeginn (14 monate), sprachbeginn (21 monate) alles normal. krankheitsbedingt (schlecht korriegierte klumpfüße, weitere op nötig) motorisch eingeschrenkt, gleicht abermit "falschen" bewegungsabläufen gut aus, so das er auch auf bäume klettert und überall hinkommt wo er möchte, eben nur wenn er alleine ist und nicht wenn andere dabei sind. der vater macht mir vorwürfe, ich hätte das alles falsch gemacht, er hätte lernen solen alleine sich durchzusetzen. wie hätte ich das machen sollen? ins kalte wasser schmeißen? angebote waren immer da und die "hau-drauf-methode" ist nicht mein ding. ich habe angst er endet als "trottel", spricht nicht mit anderen kindern, wenn diese ihn ansprechen (immerhin heult er nicht mehr wenn das passiert). der vater meint er würde fertiggemacht in der schule und überhaupt im leben, weil er zu weich ist. dasist ja auch meine angst, aber wie bekomme ich ihn "hart". wie mache ich ihn selbstbewußt? ich zeige ich ihm nicht wegzulaufen sondern sich zu wehren? (in kindlichen sinne) er kommt in vier monaten in den kiga. ob das nun zu spät ist sei dahingestellt, da alleinerziehend und kein job, sozialamt und vorher ist da nichts drin. fühl mich deswegen schon mies genug. keine untersützung seitens der familie, er kennt es nicht woanders zu sein, bin die einzige bezugsperson. weiß einfach nicht weiter. achja.. er hat sogar schon angst vor kleinen tieren.. regenwurm ameise etc. will dann nicht mehr im sand spielen wenn er derartiges gesehen hat. erkläre ihm immer alles, er weiß auch alles, kann es abernicht umsetzen. haben sie einen tip??? ich weiß aus der ferne kann man schwer was sagen, aber was kann ich versuchen? wohin kann ich mich wenden? gibt es wem der ähnliche erfahrungen hat? lg marion

Mitglied inaktiv - 01.04.2004, 20:31



Antwort auf: was hab ich falsch gemacht??? (sehr lang)

Hallo Marion Sie haben bislang überhaupt nichts falsch gemacht; im Gegenteil: Sie haben Ihre Sohn so gut es geht in allen Bereichen gefördert, während Sie gleichzeitig seine Persönlichkeit beachtet haben! Nicht jedes Kind kann vor Temperament gleich überschäumen! Weiter so!! Damit er lernt, in der geplanten Kiga-Gruppe einer weiteren Bezugsperson zu vertrauen und seinen individuellen Platz unter den Kindern zu finden, sollten Sie schon jetzt in der Einrichtung um einige (gemeinsame) Besuchstermine bitten und der Erzieherin über Ihre Sorgen berichten. Vielleicht ist es dann möglich, schon mal zu einem anderen Kind der zukünftigen Gruppe und dessen Mutter Kontakt aufzunehmen, sodass ein gegenseitiges Besuchen beiden Kindern (und Müttern) nur von Vorteil sein wird. Gemeinsame Spielplatzbesuche und andere Unternehmungen werden sich bestimmt anschließen, sodass Ihr Sohn nicht nur von Ihnen, sondern auch von anderen Personen Lob und Anerkennung erhalten wird, was sein Selbstwertgefühl ganz bestimmt fördert ohne dass er gleich "hart" werden muß. Bedenken Sie doch bitte einmal, dass es viel effektiver sein wird, wenn erst einmal nachgedacht statt gleich gehandelt ("draufgehauen") wird. Lassen Sie sich bitte kein schlechtes Gewissen einreden und freuen Sie sich mit Ihrem Sohn gemeinsam auf den Kontakt und Erfahrungsaustausch mit anderen Kindern und Müttern. Wenn vorhanden, möchte ich Ihnen zusätzlich raten, sich einer Selbsthilfegruppe Alleinerziehender anzuschließen, da etwas Wahres daran ist, wenn gesagt wird: Einigkeit macht Stark! Kopf hoch, sorgenfreies Wochenende und: bis bald?

von Christiane Schuster am 02.04.2004



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Warte einfach mal ab, das wird schon. Besuche jetzt schon regelmässig den Kindergarten, sprich mit dem Personal dort über das ganze, sie werden dir auch helfen. Ansonsten versuche dringend einen platz in der Ergotherapie zu bekommen, vieleicht noch eine Turngruppe zu besuchen. Auf jeden fall machst du mit deiner Zuwendung bei deinem Kind nichts falsch, hau drauf ist es nämlich absolut nicht. Viel Erfolg

Mitglied inaktiv - 01.04.2004, 23:19



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Hallo Marion! Zuerst möchte ich sagen, daß ich nichts davon halte, ein Kind *hart* zu machen. Es laufen genug *harte* Menschen durch die Gegend, mitleidslos und rücksichtslos anderen gegenüber. Dein Kind ist so ähnlich, wie mein Jüngster (7 Jahre). Er hat sich erst im letzten Jahr dazu entschieden, sich mit anderen Kinder zu verabreden. Mittlerweile ist er soweit, daß er auch allein anruft. Bei seiner Oma wollte er das erste Mal vor einigen Wochen übernachten. Ich habe nie versucht, ihn irgendwie *hart* zu bekommen, weil ich ihn so aktzeptiere, wie er ist. Aber dafür habe ich auch ein sehr mitfühlendes, rücksichtsvolles Kind. Seine Klassenlehrerin sagte mir kürzlich, daß sie selten ein solch hilfsbereites und soziales Kind erlebt hätte und sie hätte noch nie gesehen, daß ein Junge freiwillig langsamer gelaufen ist, nur damit ein leicht gehbehindertes Mädchen (ist in seiner Klasse) auch mal beim Laufen gewinnt. Genau das sind die Augenblicke, in denen mir bewußt wird, daß es richtig war, ihn so zu nehmen, wie er ist. Mach Dein Kind bitte nicht *hart*. Akzeptiere es so, wie es ist. Ermutige es, laß es los, wenn er es will, aber zwinge ihn nicht. Er wird seine Schritte in die Selbständigkeit finden. Es werden kleine Schritte sein, aber dann sind es seine Schritte. Viele Grüße Ute

Mitglied inaktiv - 02.04.2004, 10:09