Warum tut er das?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Warum tut er das?

Guten Tag Frau Schuster, zu allererst wünsche ich Ihnen und allen Lesern alles Gute für 2010. Nun aber zu unserem Problem... Yannik ist (7 Jahre) ein wilder, lieber, verschmuster, sehr anhänglicher und intelligenter kleiner Kerl. In der Schule (1. Klasse) läuft alles super. Daheim im Großen und Ganzen auch. "Dauerlieb" gibt es wohl nirgends, erwarte ich auch nicht. Ganz schlimm ist es aber bei Familienfeiern oder kleineren Unternehmungen mit der Familie. Wie kurz nach Weihnachten... Wir waren zum Geburtstag geladen. Wir baten Yannik sich Spielsachen mitzunehmen, mit denen alle mitspielen können und mit denen ER gern spielt, Gesellschaftsspiele eben. Wir waren noch gar nicht richtig angekommen, da wurde Yannik gefragt, was er trinken möchte. Er nannte seinen Wunsch mit dem Nachsatz "Aber dalli!" Da bekam ich schon das 1. Mal "Schluckbeschwerden". Ich bat den Gastgeber ihm solang nichts zu geben, bis er sich entschuldigt hat. Das tat er dann auch sofort. Nun wird es Yannik sehr schnell langweilig. Das äußert er dann auch. So bot ich ihm an, mit den mitgebrachten Spielen zu spielen. Er hatte aber keine Lust dazu. Der 20 jährige Sohn der Gastgeber nahm Yannik und 2 andere Kinder (8 und 4 J.) mit auf sein Zimmer. Dort entdeckte Yannik Lego und spielte damit. Leider warf er auch das in mühevoller Arbeit zusammengesteckte Lego umher, sodass der Sohn ihn freundlich bat, dies zu unterlassen. Yannik meinte darauf "Du hast mir gar nichts zu sagen". Nun war ich selbst nicht dabei, habe es mir nur ein paar Tage später erzählen lassen. Und es gibt für mich keinen Zweifel, dass es genauso gewesen ist. Zum Abendessen saßen die Kinder an einem separaten Tisch. Ich weiß echt nicht, worum es überhaupt ging, es ermahnte jedenfalls ein Erwachsener Yannik und er meinte darauf nur "Blablabla". Ich hab mir Yannik dann geschnappt, bin mit ihm vor die Tür und ihm gesagt, dass wir beim nächsten "Ding" die Party verlassen werden. Erst dann begriff er den Ernst. Wir haben mit Yannik daheim ruhig und sachlich gesprochen. Er hat einfach nur geweint und konnte uns überhaupt nicht sagen, warum er so reagiert, sich so benimmt. Er möchte nicht mehr auf solche Partys. Er findet sie langweilig und doof. Er möchte das nächste Mal lieber bei Oma und Opa bleiben (die schlagen aber teilweise auch schon die Hände über den Kopf zusammen). Kann ich bis zu einem gewissen Punkt ja auch verstehen. Wenn es aber Spielkammeraden und ausreichend Spielzeug gibt? Dazu noch genug gewillte Verwandte und uns Eltern, die ihn bespaßen, dann schwindet bei mir das Verständnis. Auf der Fahrt nach Hause sagte ich Yannik, wie enttäuscht ich bin. Seine Reaktion: "Gib mir Rechenaufgaben"! Er weiß, dass wir uns riesig freuen, dass ihm das Lernen so sehr leicht fällt und ihm auch Spaß macht. Ist es von ihm zu viel verlangt, dass er sich einfach nur angemessen verhält? Ich denke, gerad mit der Forderung nach Rechenaufgaben, er weiß gar nicht, was ich von ihm möchte. Ich sage, ich sei enttäuscht, er versucht es mit Leistung wett zu machen. Warum nicht einfach mit besserem Benehmen? Nach unserem Gespräch zu Hause, deckte Yannik dann von allein den Tisch, rückte mir den Stuhl zurecht und fragte, ob er noch irgendetwas Gutes für mich tun könne. Eigentlich ganz süß, ich bedankte mich auch bei ihm und meinte, dass es mir an nichts fehle. Es würde mir völlig ausreichen, wenn er sich das nächste Mal benehmen könne. Er würde das natürlich locker hinbekommen. Ich weiß aber jetzt schon, dass es nicht so sein wird, dass es wieder Ärger geben wird, denn es war ja auch nicht da 1. Mal. In der Schule und auch zu Haus und bei Freunden haben wir diese Probleme übrigens nicht. Warum tut Yannik das? Warum muss er SO um Aufmerksamkeit buhlen? Oder ist es Unsicherheit? Könnte ich mir aber genausowenig erklären. Ich erwäge ernsthaft, Yannik untersuchen zu lassen!? Vielleicht haben Sie einen Tipp? Andrea

Mitglied inaktiv - 04.01.2010, 10:14



Antwort auf: Warum tut er das?

Hallo Andrea Auch Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich noch einen guten Start in ein möglichst zufriedenes Neues Jahr! In beschriebenen Situationen fühlt Ihr Sohn sich vermutlich wirklich nicht genug gefordert, während ihm gleichzeitig bewußt ist, dass Sie ihn auch dann noch lieb haben, wenn er mal ein Fehlverhalten zeigt. Sind Sie nicht anwesend, muß er um diese Liebe, bzw. Anerkennung "kämpfen", sodass er sich trotz einer Unterforderung wie erwünscht verhält, bzw. sich beherrscht. Informieren Sie ihn klipp und klar darüber, dass er bei einem nächsten Besuch konsequent bei Ihnen sitzen und sich evtl. langweilen muß, wenn er nicht bereit ist, mit den anderen Kindern friedlich zu spielen. Handeln Sie bitte entsprechend konsequent. Erwähnen Sie hin und wieder auch, dass es den Großeltern ebenso wenig gefällt, wenn er sich so "daneben benimmt", obwohl er genau weiß, wie er sich angemessen verhalten und auch seine Wünsche äußern kann. Er wird dort nicht mehr spielen dürfen, während Sie Jemanden besuchen, wenn er sich weiterhin so verhält, da er dann den Großeltern zu anstrengend wird. Handeln Sie bitte auch diesbezüglich konsequent, damit Yannik lernt, dass er sich an diese Grenzen zu halten hat. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 04.01.2010



Antwort auf: Warum tut er das?

Hab noch was vergessen. Auffallend ist, dass sich Yannik nur so benimmt, wenn wir Eltern dabei sind. Gerad unsere Logopädin meint, Yannik fresse ihr geradezu aus der Hand - bis ich ihn wieder abhole. Dann sei er wie ausgewechselt. Das Selbe erzählen meine Eltern!

Mitglied inaktiv - 04.01.2010, 10:23