Verständnis / Benehmen / Einsicht

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Verständnis / Benehmen / Einsicht

Guten Tag Frau Schuster, ich habe ein paar Schwierigkeiten mit meiner Tochter (6, gerade eingeschult). Es gibt einfach Dinge, wo ich das Gefühl habe, dass sie bei ihr nicht "ankommen". Und zwar sind es elementate Dinge wie Benehmen und Verantwortung. Es gab inzwischen zwei Vorfälle in ihrem Turnverein, die ich als zuschauendes Elternteil (weil Probe für eine Weihnachtsfeier, auch andere Eltern standen dabei) mitbekommen habe. Gerade heute kam ich dazu, wie auf der Bühne alle für das Stück üben, auch meine Tochter. Dann stolperte sie kurz beim Laufen, fiel kurz hin und war erstmal sofort "todkrank" - jeder sah aber sofort, dass sie nur eben gestolpert war und nichts passiert ist. Sie stand wieder auf, setzte sich neben die Gruppe (die unbeirrt weitermachte, sie hätte auch wieder dazukommen können ohne Probleme) auf die Bank und "bemitleidete sich", weils ja sonst niemand tat. Jede andere aus der Gruppe wäre sofort wieder dazugegestoßen, um ja mitzuüben für den Auftritt. Sie saß also ne Weile daneben, dann fing sie an, neben der übenden Gruppe mit einem größerem Mädchen auf der Bühne rumzualbert, fangen zu spielen, den Vorhang zum Versteckspielen zu nutzen usw. Sprich, sie war wieder putzmunter, alberte rum und sah keine Veranlassung, zu ihrer noch immer übenden Gruppe zurückzukehren, obwohl sie dort auch "gebraucht" wurde, weil ja eine Person fehlte. Darauf angesprochen hinterher, sagt sie dazu außer "weiß ich nicht" gar nichts. Und das zieht sich durch alle Bereiche, auf irgendwas angesprochen, was sie falsch gemacht oder sich daneben benommen hat, kommt IMMER die Antwort "weiß ich doch nicht". Sie antwortet auf solche Gesprächsversuche grundsätzlich nie, sitzt immer nur da, macht ein trauriges Gesicht und sagt einfach nichts. Auch evtl. darauf folgende Strafen nimmt sie lautlos hin, und hofft einfach drauf "das es vorüber geht". Was ich meine, mir fehlt bei ihr jegliches Verständnis zur Einsicht, darauf mal zu sagen, ja das war vielleicht falsch oder sich gar zu entschuldigen (würde sie niemals von sich aus drauf kommen). Jegliche Art von Problemen geht sie durch Schweigen aus dem Weg. Ich habe es bereits auf alle möglichen Arten versucht: hinsetzen mit ihr, ganz kuschelig und harmonisch, anderes Mal etwas strenger und distanziert ... es gibt keinerlei Reaktion. Sie schweigt einfach so lange oder sagt höchstens "weiß ich doch nicht" bis alles überstanden ist, nimmt alle "Strafen" hin und macht immer wieder so weiter. Es fehlt auch jede Einsicht, es evtl. beim nächsten Mal besser zu machen. Eine ähnliche Situation wie heute gab es mit dem gleichen Ergebnis vor drei Wochen schonmal. Wie kann ich "an sie rankommen", wie kann ich sie aus der Reserve locken? Zum Gespräch bewegen? Sie ist sonst aufgeweckt und plappert unaufhörlich. Danke schonmal für eine Antwort und Hilfe. Yvo72

Mitglied inaktiv - 09.12.2009, 19:26



Antwort auf: Verständnis / Benehmen / Einsicht

Hallo Yvo Meiner Ansicht nach fordert Ihre Tochter auf beschriebene Weise ein wenig mehr liebevolle Aufmerksamkeit geradezu ein. Hätte sich ihr nach dem Stolpern Jemand zugewandt und ihr mitfühlend gesagt, dass es ja nur halb so schlimm sei und dass sie nach dem Üben das Bein kühlen könne, wenn es dann noch schmerzt, hätte sie vermutlich weiter gespielt.?- Versuchen Sie einmal in nächster, ähnlicher Situation, ihr kurz Beachtung zu schenken ohne nachzufragen: warum und wieso. Auch mit 6 Jahren können Kinder kaum über ihr Verhalten reflektieren sondern erwarten "nur" Beachtung. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 10.12.2009



Antwort auf: Verständnis / Benehmen / Einsicht

Hallo, vielleicht erwartest Du zuviel von Deiner Tochter? Ich kenne eigentlich kein sechsjähriges Kind, das bereit wäre, selbst-reflektierende, einsichtsvolle Gespräche über sein Verhalten, über richtig und falsch zu führen. Meine Tochter ist schon 10 und bekommt nur einen glasigen Blick, wenn ich so anfange. Wenn Eltern länger als wenige Sekunden auf ihr Kind ein-ermahnen, schalten Kinder nach wenigen Augenblicken auf Durchzug - das haben sogar schon kluge Forscher nachgemessen. Sie nehmen das Gesagte dann gar nicht mehr auf. Es könnte vielleicht auch sein, dass Du ein bisschen zuviel an Deiner Kleinen herum-ermahnst. So dass ihr schulterzuckendes "weiß nicht" ihre letzte Fluchtmöglichkeit vor soviel mütterlicher Besorgtheit um ihr Verhalten ist. Klar muss man Kindern ab und zu etwas erklären und verdeutlichen. Je kürzer und knackiger, desto besser. Bei Vielem aber muss man auch gar nicht eingreifen: Die von Dir geschilderte Situation auf der Bühne zu lösen, war zum Beispiel nicht Deine Aufgabe. Denn zum einen wird Deine Tochter durch "Versuch und Irrtum" mit der Zeit von selbst merken, dass wehleidiges Theater bei anderen Kindern auf null Interesse stößt. Solches Verhalten wird also von selbst reguliert - vom sozialen Umfeld. Was unbeachtet bleibt, verliert sich aber auf Dauer. Zum anderen wäre es Aufgabe des Trainers oder der Trainerin gewesen, Deine umhertobende Tochter wieder zurück in die Gruppe zu holen. Wo war der Trainer...? Manchmal neigen vor allem wir Mütter dazu, unsere Kinder zuviel zu korrigieren. Sechsjährige sind aber keine kleinen Erwachsenen, ihr Sozialverhalten braucht noch viel Zeit, um zu reifen. Und das tut es vor allem durch Vorbild, nicht durch Ermahnungen. Vertraue doch Deiner Erziehung etwas mehr, und lass Deine Kleine manchmal auch ihre eigenen Erfahrungen machen dazu, wie andere auf sie reagieren. Ich find's auch gar nicht schlimm, wenn ein Kind ab und zu mal über die Stränge schlägt oder aus der Reihe tanzt. Schließlich wollen wir ja auch kein über-angepasstes Kind haben, das kaum eigene Persönlichkeit hat, sondern nur darauf achtet, ja nirgendwo anzuecken, ja nicht aufzufallen, ja keine Reibung zu erzeugen. Oft ist es ja eher so, dass wir Frauen selbst unsere liebe Not damit haben, nicht zu harmoniesüchtig, zu lieb und zu angepasst zu sein - so, wie es nämlich von uns als kleine Mädchen auch immer erwartet wurde... Mir persönlich ist eine "Ronja Räubertochter" eigentlich ganz lieb :-) - denn so ein Kind ist später als erwachsene Frauen seelisch stark, kann sich meist gut durchsetzen und auch gut auf sich achten. Liebe Grüße, B.

Mitglied inaktiv - 09.12.2009, 20:29



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