Verändertes Verhalten

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Verändertes Verhalten

Sehr geeherte Frau Schuster, Ich bin seit 19.6. in stationärer Behandlung meiner Essprobleme wegen. Meine Tochter ist mit dabei. Sie wird nächsten Monat 2 Jahre. In diesen 3 Wochen hat sie sich „auffällig“ verändert. Vom Charakter her ist sie schon immer unglaublich charmant, auch wild und ungestüm. Jedoch äußerst liebenswert und "einfühlsam". Aber auch hat sie bisher wenig getrotzt. Ihr händling war einfach. Seit wir hier sind begann sie damit auf die größeren Kinder loszugehen. Das ist echt kein Witz. Seit dem ersten Tag abends (wir kamen 10uhr morgens an) haut, "spuckt" und kneift sie ausschließlich die größeren Kinder in der Klinik, später auch einfach die auf der Straße. Sie braucht nur ein älteres Kind zu sehen, schon will sie ihnen weh tun. Die Klinik hat einen eigen Kindergarten, in denen im Schnitt 15 Kinder sind, im Alter von knapp 2-10Jahre. Die meisten sind zwischen 4 und 7. Sie ist demnach eher recht jung. Zur Zeit gibt es noch ein gleichaltriges, sehr ruhiges Mädchen. Zwei Kinder sind 2,5Jahre. Sie ging seit Mitte April in einen Waldkindergarten, und ihre Gruppe waren alle in ihrem Alter, maximal wenige Monate älter. Der jetzige Kindergarten ist was völlig anderes als der Waldkindergarten, distanzierter, strenger, „enger“. Sie hat sich gut eingelebt in die Struktur dort. Damit hat sie wenig Probleme. Zuvor war sie nie so „gewalttätig“ aufgefallen. Als sie vor Monate mich immer mal gehauen hat, sagte ich einfach „nein, das möchte ich nicht, es tut mir weh“ und sie hat es gelassen. Aber nun hat sie durch das Verhalten solche Aufmerksamkeit, das ich mir langsam Sorgen mache. Manche Kinder „spielen“ dann mir ihr. Sie rennen weg, sie hinterher, alle finden es lustig, mehr oder weniger jedenfalls. Manche Kinder sagen nein, nehmen ihre Hände und schauen in ihre Augen dabei. Das funktioniert ab und an recht gut. Manche Kinder bleiben einfach stehen. In der klinikeigenen KiTa wird sie auf einen Stuhl außerhalb der Gruppe gesetzt. „Es ist ja schon mal ein großer Fortschritt, dass sie mittlerweile wenigstens weint, wenn sie auf den Stuhl muss. Sonst hat sie immer gelacht.“ So die Aussage einer der Erzieherinnen. Mir haben die Erzieherinnen geraten, sie auch auf einen Auszeitstuhl zu setzen. Das mache ich aber nicht. Wenn wir beispielsweise im Speiseraum sind (insges. 80 Patienten, Mütter mit Kindern sitzen an 2 langen Tischen), steht sie nach dem Essen auf und geht auf die Veranda zu den anderen Kindern, die fertig sind. Sobald sie aufsteht, sage ich ihr, dass wenn sie haut, kneift oder die noch essenden Kinder stört, hole ich sie und sie sitzt bei mir wieder. Das tue ich dann auch. Sehr oft bleibe ich verdammt ruhig, wenn ich sie wieder von irgendwoher einśammle. Die Eltern der Kinder wollen natürlich sehen, dass ich sie ausschimpfe und so. Das passiert nur selten, wenn ich angespannt bin. Ich hasse es Kinder zu schimpfen. Das bringt bnicht k und ist herablassend. Aber durch den ganzen Rummel um das Gekneife und Gehaue tut sie es immer wieder. Mir tun die Kinder auch leid. Bis jetzt spielen sie noch gern mit ihr, mache mehr, manche weniger. Aber das ist doch kein Zustand. Sie hat sich so verändert. Sie wird jetzt auch so richtig wütend, kreischt, wirft sich auf den Boden. Ich versuche sie zu verstehen, bleibe ruhig, setz mich neben sie oder lass sie mal kurz im Gang liegen, weil ich die Hände voller Zeug hab, das ich ins Zimmer bringe. Oft kann ich jedoch machen was ich will, alles ist „nicht das Richtige“. An Anfang hat es geholfen, wenn ich mich im Abstand zu ihr hingehockt hab, die Arme ausgebreitet, so dass sie nach kurzen Zögern freudestrahlend in meine Arme gerannt kam. Das ist nun auch nicht mehr so wirksam. In den Kindergarten hier bringe ich sie nur stundenweise, also wirklich nur in der Zeit, wenn ich Programm habe. Es strengt sie richtig an ständig von lärmenden und rennenden großen Kindern umgeben zu sein. Wie kann ich am besten mit der Kleinen umgehen? Wie mit dem Hauen, Kneifen und Spucken? Die anderen Kinder muss ich ja auch "schützen". Wie bekommt man einen solchen Spagat hin, dass sie sich nicht mehr durch "Gewalt" im Umgang mit größeren Kindern definieren muss und auch nicht so viel Aufmerksamkeit bekommt? Ich mache weiterhin sehr viel mit ihr. Bitte entschuldigen Sie, dass das so richtig lang geworden ist. Vielen Dank schon einmal für einen Rat.

Mitglied inaktiv - 14.07.2008, 11:56



Antwort auf: Verändertes Verhalten

Hallo Ratsuchende Bitte machen Sie sich bezüglich des Verhaltens Ihrer Tochter keine allzu großen Sorgen. Reagieren Sie auf die gleiche Weise, wie Sie immer reagiert haben, wenn es Konflikte gab. Mit 2 Jahren hat Ihre Tochter noch nicht gelernt, sich größeren Kindern gegenüber zur Wehr zu setzen, sodass sie ihre bisherigen Erfahrungen einsetzt. Eigentlich ist es Aufgabe der ErzieherInnen, ihr nun zu zeigen, wie sie einen Konflikt auch angemessen und möglichst friedlich lösen kann.- Informieren Sie Ihre Tochter, dass sie sich ruhig auf den "stillen Stuhl" setzen soll, um dort "einfach" etwas auszuruhen, wenn die Erzieherin sie dort hin schickt. Ein Grund zu weinen ist dieser Stuhl nicht. Das bisherige Lachen nach einer derartigen Bestrafung, war kein Auslachen oder fröhliches, trotziges Lachen, sondern ein Lachen vor Verlegenheit und Unsicherheit. Dieser sog. "stille Stuhl" gehört als Methode zu einem Erziehungskonzept, das im Moment "in aller Munde" ist (Triple P). Der Stuhl soll dazu dienen, dass die Kinder über ihr Fehlverhalten nachdenken sollen, was meiner Ansicht nach aber erst bei Kindern angebracht ist, die überhaupt schon in der Lage sind, über die Folgen ihres Handelns nachdenken zu können: bei frühestens 6-Jährigen. Jüngere Kinder handeln meist spontan, können nicht gleichzeitig über die Folgen ihres Handelns nachdenken und müssen erst noch erfahren/lernen, wie ein angemessenes Handeln praktiziert wird. Eine derart altersgemischte Gruppe ist für ErzieherInnen eine sehr große Herausforderung, die nur bei einem sehr guten Personalschlüssel gemeistert werden kann. Zeigen Sie Ihrer Tochter immer wieder, dass auch Sie daran interessiert sind, dass dieser Klinikaufenthalt sehr erfolgreich, aber auch friedlich abläuft; zeigen Sie ihr immer wieder durch Ihr gleichbleibendes Verhalten, dass Sie ihr helfen möchten und dass Sie stets zu ihr halten. Regen Sie sie zur angemessenen Konfliktlösung an. Sie sind und bleiben ihre vertrauteste Bezugsperson. Alle anderen Personen sind lediglich Episoden und werden schnell wieder in Vergessenheit geraten, wenn Sie wieder zu Hause sind.:-)) Schauen Sie positiv auf die Zeit nach dem Klinikaufenthalt; und das in jeder Beziehung! Liebe Grüße, halten Sie (gemeinsam) durch und: bis bald?

von Christiane Schuster am 14.07.2008



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