Unsere Tochter (3 1/2) ist immer frech und pampig...

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Unsere Tochter (3 1/2) ist immer frech und pampig...

Hallo, unsere ältere Tochter, die im August 4 Jahre alt wird, ist seit einigen Monaten wahnsinnig pampig und frech, der KiGa-Start hat das verschlimmert. Vom Typ her schon immer Dickkopf, Egoist und starke Persönlichkeit, ist sie jetzt einfach frech und kämpft den ganzen Tag gegen uns oder um uns, was auch immer. Wir sind eine völlig normale gut situierte Familie, haben noch eine kleinere Tochter, ich bin viel zu Hause, wir fanden die Erziehung ist uns gut gelungen bisher. Nur jetzt sind wir am Durchdrehen. Am schlimmsten ist, dass sie wahnsinnig schnell ausflippt wenn es ein Verbot oder ein Nein gibt, sich dann dir Ohren zuhält und schreit, wenn wir sie schimpfen oder ihr was erklären wollen. Wenn sie nach Hause kommt und ihrem Papa nicht Hallo sagen will zB. und wir ihr sagen dass sie das immer sagen soll zur Begrüßung generell, schreit sie wutentbrannt "sei jetzt leise oder du bist nicht mehr meine Freundin" (=Kindergartenspruch) und schaut und wütend herausfordernd an. Mein Mann reagiert darauf total wütend und schreit zurück, ich versuche immer ruhig zu bleiben, nicht darauf zu reagieren bzw. ihr zu erklären, dass das ein blöder Spruch ist und sie trotzdem höflich sein und grüßen soll. Dann hält sie sich wieder die Ohren zu und rennt weg. Wenn sie was will und wir nein sagen ist also immer riesen Theater mit Tränen, Wut und Geschrei und bösestes Drohungen. Ich frage mich natürlich, was dahintersteckt, vor allem aber, wie ich am besten reagiere, denn unser Weg führt seit Monaten nicht zur Entspannung der Lage. Sie durch Konsequenz und Ignorieren zu gewünschtem Verhalten zu bringen, hat nicht funktioniert, einschüchtern lässt sie sich von meinem Mann ebensowenig. Es wird eher immer schlimmer. Mittlerweile fühlen wir uns echt tyrannisiert und haben morgens schon keine Lust mehr aufzustehen, weil dann das erste Thema des Tages, die Klamotten, schon lauern, über die wir jeden Tag herrlich streiten. Dieses Geschrei schon im Bett morgens, wenn ich kam statt meinem Mann oder andersherum, und sie giftet dann nur richtig zickig "geh weg Papa, ich hab doch die Mama gerufen!" verdirbt uns die ganze Laune morgens. Wenn ich sie dann im Bett heulen lasse, beruhigt sie sich kaum alleine und schmeißt sich dann in meine Arme und heult generell immer sofort, ich solle wieder lieb mit ihr sein. Aber ich war ja jeweils nie der Auslöser und frage mich dann, woher dieses Harmoniebedürfnis kommt. Wenn sie das macht, um Aufmerksamkeit zu haben, finde ich, muss sie jetzt lernen, dass ich auch ein (Arbeite)leben habe und sie eine kleine Schwester mit auch Bedürfnissen hat, und sie nicht der Mittelpunkt des Universums ist. Sie fühlt sich so, und sie ist es durch ihre Anspruchshaltung den ganzen Tag hindurch auch ziemlich. Sie führt sich wie der Chef auf und versucht, alles zu bestimmen. Klar gibt das dann halt oft ein Nein. Aber in den einzelnen Situationen habe ich nicht das Gefühl, dass sie negative Aufmerksamkeit erregen will, schon eher, dass wir nicht den richtigen Schlüssel finden, sie in diesen Momenten "zu knacken". Haben Sie einen Tipp für uns?

von alva-b. am 14.04.2015, 21:27



Antwort auf: Unsere Tochter (3 1/2) ist immer frech und pampig...

Liebe alva-b., um Aufmerksamkeit geht es Ihrer Tochter in den meisten der geschilderten Situationen nicht. Sie steckt in einer Entwicklungsphase fest, in der sie selbst oft nicht weiß, was sie möchte bzw. wie sie etwas auf adäquatem Weg erreichen kann und das macht sie traurig und wütend. Versuchen Sie und Ihr Mann weiterhin ruhig zu bleiben. Sie werden laut, warum sollte Ihre Tochter ruhig bleiben, ihr wird entsprechendes Verhalten ja auch noch als "richtig" gespiegelt. Viele Kinder im Alter Ihrer Tochter haben mehrere Wochen, manchmal Monate, in denen sie Papa, Opa, Oma, Nachbarn etc. nicht grüßen mögen. Auf einmal wird diese Phase vorbei gehen, als wäre es nie so gewesen. Der Papa sollte die Geduld aufbringen und weiterhin freundlich und offen seiner Tochter gegenüber sein. Sie möchte ihren Papa mit ihrem Verhalten nicht verärgern, sie kann gerade nicht anders. "Du bist nicht mehr meine Freundin" klingt natürlich nicht freundlich, ist vom Kind her aber gar nicht so gemeint, wie es für uns Erwachsene klingt. Eigentlich soll es heißen "Ich bin traurig, weil ich .. nicht haben konnte" oder "Ich will nicht dass du so laut zu mir bist" oder "Ich bin traurig, dass du nicht ... mit mir spielst." Reagiert Ihre Tochter mit dem "Du bist nicht mehr meine Freundin", dann können Sie erwidern, "Ich weiß, dass du traurig bist, weil du die Bonbons nicht haben darfst." So kann Ihre Tochter erfahren, dass sie aussprechen kann, worüber sie wütend ist, ohne den allgemeinen Spruch "Du bist nicht mehr meine Freundin" benutzen zu müssen. Das zu verinnerlichen wird aber einige Wochen dauern. Das Theater der morgendlichen Kleiderfrage entgehen Sie am besten, wenn Sie schon abends die Kleidung für den nächsten Tag raus legen. Vielleicht darf Ihre Tochter den Pullover aussuchen und Sie legen eine passende Hose dazu? Morgens die Mama gerufen und der Papa kommt? Da darf man doch wohl wütend werden, schließlich sah die Planung (des Kindes) anders aus. Gehen Sie in den nächsten Wochen diesbzgl. gerne auf die Wünsche Ihrer Tochter ein, damit Sie alle gemeinsam einen entspannten Start in den Tag haben. Kinder im Alter Ihrer Tochter haben entdeckt, dass sie einen eigenen Willen haben, den sie auch durchsetzen können. Dass es auch Einschränkungen gibt, wollen sie nicht wahrhaben. Der Umgang damit fällt einigen Kindern schwerer als anderen. Wichtig ist, als Eltern ruhig zu bleiben. Versuchen Sie, in bestimmten Situationen, Ihrer Tochter entgegen zu kommen, in wenigen, wichtigen Dingen aber auch konsequent zu bleiben, in dem ein NEIN ein NEIN bleibt. Beziehen Sie Ihre Tochter in Entscheidungen, wie z.B. der Kleiderfrage, mit ein. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 16.04.2015



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