Überfordert?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Überfordert?

Liebe Frau Schuster, Mein Mann ist derjenige, der sich hauptwiegend um unseren 16-monatigen Sohn kümmert. Der Kleine hängt sehr an ihm, bevorzugt seinen Daddy eindeutig und fühlt sich in seiner Nähe offensichtlich wohl. Mein Mann hat auch meistens einen sehr ruhigen und auf „Erklärungen anstatt Verbote“ bedachten Umgang mit unserem Sohn, aber..... Er erzieht den Kleinen zum....richtigen Mann (seine Worte). Das äussert sich z.B. so: Samuel kann den Aufzugsknopf drücken, in den Aufzug steigen, den richtigen Knopf drücken und so nach unten fahren. Neulich liess mein Mann ihn alleine in dem Aufzug fahren und beeilte sich nicht mal sonderlich nach unten zu gehen, um ihn dort aufzufangen – der Kleine wartete bereits auf uns. Ich war zutiefst erschrocken und fragte meinen Mann, was passieren würde, wenn Samuel im Aufzug stecken bleiben würde? Er meinte, es kann ihm dort nichts passieren, dass er sich zu Tode erschrecken kann, glaubt er einfach nicht (unser Sohn ist sehr ausgeglichen und nicht ängstlich, aber trotzdem, er ist nur 16 Monate alt!). Ein anderen Beispiel: Samuel lässt sich nicht gerne die Zähne putzen (hat bereits alle). Er nimmt zwar die Bürste, isst die Zahnpasta und stochert damit in seinem Mund rum, dennoch sind die Zähne damit sicherlich nicht geputzt. Neulich habe ich meinen Mann abends beim gemeinsamen Bad beobachtet, wie er Samuel die Zähne putzt. Er öffnet ihm gewaltsam den Mund (keine richtige Gewalt, er drückt leicht auf die Wangen und hält ihn fest), putzt ihm dann gründlich ALLE Zähne und zwingt ihn fast dazu, den Mund mit Wasser auszuspülen. Samuel weint dabei nicht, wehrt sich aber kräftig und nach beendetem Putzen schlägt seinen Vater, der das lachend als „Zurückzahlen“ hinnimmt. Ich war entsetzt, als ich es gesehen habe. Mein Mann meinte, die Gesundheit der Zähne wäre wichtiger, als das lange ruhige Lehren des Zähneputzens. Dass Samuel ihn danach haut, ist für ihn logisch, er muss sich ja „abreagieren“.... Nun wie soll man ihm dann klar machen, dass man grundsätzlich niemanden haut? Noch ein anderes Beispiel: es gibt bei uns eine grosse Rutsche, die Samuel liebt. Ich klettere mit ihm hoch und wir fahren gemeinsam nach unten, er auf meinem Schoss. Mein Mann setzt ihn drauf und lässt ihn alleine fahren, rennt daneben und fängt ihn unten ab. Fahren wir gemeinsam, lacht Samuel. Fährt er alleine, ist er aufs äusserste angespannt, auch wenn er nicht weint und gleich wieder fahren möchte. Für mich überfordert mein Mann unseren Sohn total. Er meint wiederum, ich wäre überängstlich und würde dem Kleinen „zuwenig zutrauen“. Wer hat nun mal recht? Ich will nicht in die Erziehungsmethoden meines Mannes eingreifen, übertreibt er aber nicht ein wenig? Vielen Dank für Ihre Antwort, Hanna

Mitglied inaktiv - 16.05.2002, 14:35



Antwort auf: Überfordert?

Hallo Hanna Da Samuel einen zufriedenen Eindruck zu machen scheint, denke ich eher, dass Sie sich recht gut ergänzen. Allerdings sollten Sie Ihrem Mann noch mal sehr verdeutlichen, dass Kleinkinder unter drei Jahren der ständigen Aufsichtspflicht bedürfen.- Im Fahrstuhl die entsprechenden Tasten zu drücken ist sicherlich ein Lernschritt; dennoch ist die Anwesenheit einer erfahrenen Person von großer Wichtigkeit um unvorhersehbare Ereignisse angemessen in den Griff zu bekommen. Rutscht Ihr Sohn mit Ihnen die Rutsche herunter, wird der Spaßfaktor im Vordergrund stehen, während bei alleinigem Ruschen an erster Stelle die Erfahrung, es selbst zu können, hohe Konzentration erfordert und dann erst Spaß macht.- Da Sie -wie viele Andere auch- das Zwingen zum Zähneputzen nicht gut finden, machen Sie doch mal einen anderen Vorschlag, sodass das Zähneputzen zum Spaß wird: Wessen Zähne sind anschließend die Weißesten? Wer kann während des Putzens fast alle Zähne im Spiegel sehen? Auch können Sie gemeinsam ein Lied summen, bzw. Ihrem Sohn eine klingende Zahnbürste besorgen. Unter www.babydent.de finden Sie sicherlich noch weitere Tipps. Möchte Ihr Mann aus Samuel einen "richtigen Mann" machen, erklären Sie ihm als die Überlegenere das nächste Mal lächelnd, dass er so oder so ein Mann wird.- Es ist erwiesen, dass Frauen mehr Diplomatie als Männer besitzen. Versuchen Sie, auf diese Weise Ihrem Mann eine andere Verhaltensweise aufzuzeigen, sodass alle Familienmitglieder zufrieden sind. Liebe Grüße und: erholsames Wochenende!

von Christiane Schuster am 17.05.2002



Antwort auf: Überfordert?

hallo hanna, ich finde gerade jungs haben es heutzutage schwer, "ihren" weg zu gehen. machos sind out, softies auch, verklemmte spießer dito, workoholics, amokläufer (sorry, polemik), ... männer sollen gefühle zeigen, aber nicht zuuuu viele ;-), sie sollen gute väter sein, aber auch viel geld mit nach hause bringen, sie sollen ihr testosteron im griff haben, aber ihre frau/familie vor dem bösen ;-) schützen, ... heute hüh, morgen hott. wenn dein mann einen "mann" aus ihm machen will, musst du eben die guten (ganz wichtig ;-) weiblichen eigenschaften stärken. und, ich würde einen kompromis aushandeln, dein mann muss dir versprechen, dass er 1. nicht zu wahgehalsige dinge (am besten konkret formulieren) mit eurem sohn anstellt (s. aufzug) und 2. ihn zu nichts zwingt (s. zähneputzen), dafür musst du versprechen, deinem mann nicht reinzureden. du weiß doch? väter sind dazu da, dass kinder was erleben und mütter, dass sie es überleben :-) machts besser. lg e.

Mitglied inaktiv - 16.05.2002, 17:48



Antwort auf: Überfordert?

... kann man denn ein 16-moate altes Kind alleine im Aufzug fahren lassen? Das ist ja unverantwortlich! Bin mal mal gespannt was Frau Schustzer dazu sagen wird!!! :-)

Mitglied inaktiv - 16.05.2002, 22:04



Antwort auf: Überfordert?

Hallo, das mit dem Aufzug finde ich auch nicht in Ordnung, aber die anderen Sachen? Ich zwinge meine Tochter auch in den Autositz, wenn sie nicht will (was sehr haeufig vorkommt!) - was soll ich machen? Irgendwie ist es bei den beiden wohl schon ein Ritual geworden. Und den Zaehnen tuts auch gut. Das wuerde z.B. bei meiner Tochter gar nicht funktionieren, weil sie schreien und toben wuerde... Und mit der Rutsche? Warum soll er denn nicht alleine rutschen, wenn er es moechte? Du musst doch nicht interpretieren, ob es ihm mit Dir oder allein mehr Spass macht?! Gruss DUSA

Mitglied inaktiv - 16.05.2002, 23:14



Antwort auf: Überfordert?

Hallo, sorry so war das nicht gemeint, aber wenn das Kind gezwungen wird, dann bringt das doch auch nichts, bin ich der Meinung! Gruß Evelyn

Mitglied inaktiv - 17.05.2002, 06:24



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