Trotz in Ausnahmesituationen - wie reagieren?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Trotz in Ausnahmesituationen - wie reagieren?

Hallo Frau Schuster, ich habe immer noch einige Probleme, mit den Trotzanfällen meines Sohnes Ben (fast 3 Jahre alt) richtig umzugehen. Speziell geht es um die Sachen, wo er etwas nicht will, was aber sein muss, wie ich ich dann verhalten soll. Sie rieten mir, kurz zu erklären, warum etwas sein muss und ihm die logischen Folgen aufzuzeigen. Dies klappt aber in manchen Fällen einfach nicht. Beispiel: Heute hatten wir einen Termin zur U7a, und Ben wollte nicht hin. Ich habe schon extra 30 Minuten, bevor wir losmussten, angefangen uns startklar zu machen, weil ich diese Kämpfe ja nun schon gewohnt bin, aber es ist dann irgendwann nun mal einfach keine Zeit mehr, darauf einzugehen, das Baby lag schon fix und fertig in der Babyschale mit Daunenfußsack udn schwitzt sich tot, während ich mein Trotzkind "einfangen" muss. Er schmeißt sich dann hin und her und tritt nach mir, wenn ich versuche, ihn anzuziehen, schreit dabei und heult und ist überhaupt nicht ansprechbar. Wenn ich versuche, ihm zu erklären, warum das jetzt sein muss, hört er einfach nicht zu und schreit dann nur noch lauter gegen mich an. Beim Wickeln dasselbe - er hat z.Zt. sehr weichen Stuhlgang, will aber nach dem Geschäft sich partout nicht die Windel von mir wechseln lassen. Ich muss das aber nun mal machen, denn erstens stinkt die ganze Wohnung, solange er damit rumrennt, und zweitens quillt es auch gerne mal raus und dann ist die ganze Wäsche versaut. So kann ich ihn doch nicht rumrennen lassen! da aber wieder dasselbe - er tobt und schreit und tritt und heult, lässt kein vernünftiges Wort an sich heran. Liebe Frau Schuster - wie verhält man sich denn da? Ich setze mich dann irgendwann notgedrungen mit "Gewalt" durch, halte ihn fest und ignoriere sein Geschrei und Getobe, so wie er mein Reden auch igoniert. Aber wenn er dann dabei die ganze Zeit noch rumtobt und nach mir tritt, dann steigt irgendwann auch so eine Wut in mir hoch, dass es auch schon was auf den Hintern gab, ich bin dann so hilflos, weil meine Worte kein Gehör finden bei ihm, dass ich an einem Punkt irgendwann nicht mehr weiß, was ich denn tun soll, damit er endlich aufhört und wieder zur Vernunft kommt. Aber das ist natürlich auch keine Lösung! Nur was ist denn dann eine Lösung, wenn das Kind sich aufführt wie irre, gegen Zureden anschreit und man muss jetzt aber mit dem Kind irgendwohin oder eben die Stinkewindel wechseln, bevor sie ausläuft u.ä.? Für Situationen, in denen der Faktor Zeit keine Rolle spielt, habe ich es im Griff, aber wenn etwas nun mal JETZT sein muss und er will partout nicht, was soll man da anderes machen als das Kind einfach schnappen und gegen seinen Willen und sein Geschrei tun, was getan werden muss? Der Kinderarzt meinte übrigens, unser Sohn sei verwöhnt und deshalb so ein Trotzkopf und nach 2 Wochen Kindergarten sagte mir die Erzieherin jetzt, sie habe in ihren 35 Berufsjahren ja einiges erlebt, aber mein Sohn sei echt ein harter Brocken, sowas von stur und ausdauernd in seinem Trotz. Ich verstehe das nicht, wieso er so ist, habe keine Erklärung, was an unserer Erziehung Schuld sein kann, dass er so ist. :-( LG Claudia

Mitglied inaktiv - 11.12.2008, 16:45



Antwort auf: Trotz in Ausnahmesituationen - wie reagieren?

Hallo Claudia Bitte versuchen Sie einmal, Ihren Sohn gar nicht erst "stundenlang" auf ein Weggehen o.Ä. vorzubereiten. Achten Sie von ihm unbemerkt darauf, dass er nicht gerade völlig vertieft in eine Aktivität ist und handeln Sie dann zügig ohne große Diskussion. Ben wird dann gar keine Zeit haben darüber nachzudenken ob er nun möchte oder nicht. Es ist einfach so und Damit BASTA! Diese Vorgehensweise hört sich zwar recht "hart" an, ist aber manchmal die einzige Möglichkeit, um ohne Druck und Zurechtweisung einen unaufschiebbaren Termin einhalten zu können. Sind Sie dann auf dem Weg zum Arzt o.Ä., bleibt genügend Zeit, um Ben auf diese Untersuchung vorzubereiten und ihm sachlich aber auch positiv mitzuteilen, warum eine Untersuchung, ein Einkauf usw. notwendig sind. Bezüglich des Windelwechsels rate ich Ihnen ebenfalls auf eine Diskussion zu verzichten, Ben konsequent an die Hand zu nehmen und ins Bad zu führen und die Windel zügig zu entfernen. Gerne DARF er Ihnen dann schon mal die neue Windel oder einen Waschlappen halten, damit diese auch Ihnen lästige Prozedur schnell wieder vorüber ist und genügend Zeit zum Spielen bleibt. Bitte setzen Sie sich auch weiterhin (oder evtl. noch etwas mehr?) konsequent durch. Bei einem Kind wie Ben bedeutet es ganz bestimmt viel Kraft und starke Nerven, aber Sie werden dann in ca. 2 Wochen dieses Theater nicht mehr haben. Bis dahin hat auch Ihr Dickkopf gelernt, dass er nicht mit dem Kopf durch die Wand kann sondern sich an Grenzen und Regeln zu halten hat. Halten Sie durch, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 12.12.2008



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