"Sag ich nicht"

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: "Sag ich nicht"

Liebe Frau Schuster, zuerst einmal: "Frohe Pfingsten". Ich habe mal wieder einmal ein Problem mit meinem Großen (fast 4 J). Er war jetzt 2 Wochen lang krank mit Fieber (Masern). Seit 2 Tagen geht es ihm wieder besser und er steht auch auf. Aber egal, was wir ihn fragen, er antwortet entweder mit "sag ich nicht" oder "will ich nicht". Dabei spielt es keine Rolle, ob wir ihn auf unsere Initiative ansprechen, oder ob wir auf ihn (meistens Heulen) reagieren. Wir haben es jetzt so gehandhabt, daß ein sag-ich-nicht "ja" bedeutet und will-ich-nicht ein "nein", das weiß er auch. Aber das ist ja kein Dauerzustand. Wie bekommen wir wieder einen normalen Umgang mit ihm? Vielen Dank vorab Petra

Mitglied inaktiv - 19.05.2002, 16:48



Antwort auf: "Sag ich nicht"

Hallo Petra Da Ihr Sohn seine Krankheit noch nicht ganz überwunden zu haben scheint, sollten Sie sich ihm gegenüber noch eine Weile sehr mitfühlend verhalten und ihn bei möglichst vielen Gelegenheiten "einfach" liebevoll in den Arm nehmen, damit er merkt, dass Sie Verständnis für sein unsicheres Verhalten zeigen. Reagiert er mit "sag ich nicht" o.Ä, antworten Sie ihm gelassen, dass Sie mal vermuten, dass er etwas zu trinken haben möchte, bzw. manche Dinge evtl. gleich doch möchte und dass Sie ihm deshalb die Entscheidung selbst überlassen werden. Er wird ganz bestimmt bald zu seinem "normalen" Verhalten zurückfinden, wenn er merkt, dass Sie seine Gefühle ernst nehmen. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 20.05.2002



Antwort auf: "Sag ich nicht"

Hallo Petra, bin zwar nicht Fr. Schuster, aber unsere Tochter (dreieinhalb) hatte jüngst auch so eine "Sag ich nicht-Phase". Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es ihr oft nicht half, wenn wir in sie gedrungen sind und für alles eine Erklärung wollten. (Wenn es natürlich auch nur war, weil wir sie besser verstehen oder ihr helfen wollten.) Das Problem ist wohl, dass Kinder ihre Gefühle oft noch nicht erklären und in Worte fassen können. Diesen Schritt von Bauch zu Kopf schaffen die Kleinen oft erst im Schulalter. Wir haben also "Sag ich nicht" nicht mit "ja" übersetzt, sondern mit "Ich weiß nicht genau" oder mit "Ich kenne die richtigen Worte dafür nicht". Also: Ich weiß nicht genau, warum ich jetzt weinen muss. Wie man das nennt, was ich gerade fühle. Warum mich das jetzt so ärgert. Wie ich Euch das sagen soll, was mich bedrückt usw. Seitdem fragen wir nicht mehr so gezielt nach, sondern reagieren weniger kopflastig und mehr nach Gefühl. Wenn sie also weint, nehmen wir sie erstmal in den Arm und trösten, auch wenn wir nicht wissen, was nun eigentlich ist. Manchmal sagt sie es dann von sich aus, manchmal nicht. Für die positive Wirkung des Schmusens und Tröstens ist das aber ganz egal. Im Alltag üben wir außerdem, Gefühlen Namen zu geben. Wenn wir z.B. jemanden sehen, der geknickt aussieht, sagen wir, dieser Mann ist traurig. Wenn ich vielleicht mal selbst schimpfe, sage ich meiner Tochter hinterher "Ich war wütend, weil...". Wenn unsere Tochter schmollt oder weint oder wütend und ungeduldig ist, sprechen wir unseren Eindruck aus. Das ist am Anfang ungewohnt, geht aber irgendwann ganz leicht. Auch dies hilft unserer Kleinen, beim nächsten Mal ihren Gefühlen selbst einen Namen zu geben und sie in Worte zu fassen. Liebe Grüße, Bea

Mitglied inaktiv - 19.05.2002, 18:49



Antwort auf: "Sag ich nicht"

Hallo Bea, vielen Dank für Deine Antwort. Es ist ein guter Rat, besonders wenn es um Gefühle geht. Beu uns sind es zur Zeit jedoch die Kleinigkeiten, z.B. "willst du etwas trinken?" "sag ich nicht". Wenn Du das ständig hörst, verzweifest Du bald. Ich habe so ein bißchen das Gefühl, als ob ich zur Zeit nicht an Thorben herankommen, als ob er Blockt. Hat das mit der Krankheit zu tun? Viele Grüße Petra

Mitglied inaktiv - 20.05.2002, 08:34