Prügelei - Erlebnis der anderen Art (vorsicht wirklich lang)

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Prügelei - Erlebnis der anderen Art (vorsicht wirklich lang)

Hallo Frau Schuster, heute kam ich völlig entsetzt vom Spielplatz. Ich gehe mit unserem Kleinen (19 Monate) regelmäßig auf 2-3 Spileplätze, wo wir auch so nach und nach die Kinder und ihre Eltern kennen. Häufig ist es so, daß er mal mit Sand wirft oder auch mal mit der Schaufel nach einem Kind haut. Bei 4 Besuchen ca. 2 "Ausraster". Da es bei einem bis zwei Versuchen meist bleibt, klappt es ganz gut mit dem Spielen. er mag Kinder sehr und will oft "ei, ei" machen. Ich habe ihm erklärt, daß man nicht haut und lieber streichelt um seine Zuneigung zu zeigen. Derzeit versuche ich ihm beizubringen, die Kinder entweder in Ruhe zu lassen oder eben lieb zu spielen. Heute hat er einen Jungen (2 Jahre) reglrecht verprügelt, weil auf sein Schaukelpferd wollte. Schnuller rausgezogen, fest gekniffen, Haare gezogen. Ich ging hin, habe mich erst um den Jungen gekümmert (dessen Mutter natürlich auch) und dann um unseren Kleinen. Da es so schlimm war, daß der Junge arg geweint hat, habe ich unserem gesagt, daß er eine einzige Chance kriegt, habe ihm vorgeschlagen auf dem anderen Gerät zu schaukeln oder zu klettern. Er sagte nur "ei, ei" und ich dachte er wollte sich entschuldigen, also rüber zu dem Jungen. Er machte ein paar mal ei, ei, aber der Junge entzog sich und weinte noch mehr. Daraufhin wollte (und hat auch ein bißchen) nochmal an den Haaren gezogen. Ich habe mich entschuldigt, tschüss gesagt und unseren Kleinen gebeten auch Tschüss zu sagen. Der kleine Junge hat sogar gewunken und Tschüss gesagt. Das hat mir echt in der Seele weh getan, weil ich mich natürlich frage, wo unser kleiner Wonneproppen gesteckt hat. Viele Mütter beschweren sich, wenn ihre Kinder von anderen mißhandelt werden, aber wie es als Mutter ist, deren Kind so was macht, tja, das ist vielleicht noch schlimmer. Bisher habe ich wirklich liebevoll und verständnisvoll reagiert. Mein Mann sagte nur, dann mußt Du wohl doch mal einen Klaps geben. Das halte ich aber für wenig sinnvll. Wenn Kevin mich mal gekniffen hat und ich ihn zurückkniff, hatte ich eher das Gefphl es macht ihn aggressiver. Ist in seiner Entwicklung was falsch gelaufen oder handelt es sich um einen extremen Trotz? Ich werde nach den Ferien in Mutter-Kind-Turnen gehen, damit er eine feste Gruppe hat. Ich glaube im übrigen nicht, daß er das getan hat, um Aufmerksamkeit zu erhelten. Ich hatte bisher das Gefühl, je mehr ich ihn beachte, umso mehr ärgert er Kinder (obwohl sie eigentlich gern hat). Vielen Dank für Ihren Rat und entschuldigen SIe bitte die Länge des Beitrages. In zukunft wieder kürzer.

Mitglied inaktiv - 04.07.2002, 18:19



Antwort auf: Prügelei - Erlebnis der anderen Art (vorsicht wirklich lang)

Hallo Lydia Aus Dusas und Mimas Beiträgen konnte ich ebenfalls lernen, da Beide ein sehr gutes Statement zum Thema Trösten abgegeben haben. Auch ich habe bislang immer zum "ei,ei-Machen" geraten, was ich nun aus Überzeugung unterlassen werde.- Da Kleinkinder besonders viel lernen, wenn sie die Konsequenzen ihres Handelns selbst spüren, ist es wichtig, dass Sie nach solchen oder ähnlichen "Attacken" mit Ihrem Sohn den Spielplatz, bzw. die anderen Kinder verlassen. Verhält er sich auch nach 2-3 maligem, konsequenten Verhalten Ihrerseits den übrigen Kindern gegenüber immer noch recht aggressiv, informieren Sie ihn deutlich darüber, dass Sie vorerst (iWoche?) den Spielplatz meiden werden, damit die anderen Kinder in Ruhe spielen können. Er wird auf diese Weise bald verstehen, dass er gewisse, begründete Regeln einzuhalten hat.- Friedliches Wochenende und: bis bald?

von Christiane Schuster am 05.07.2002



Antwort auf: Prügelei - Erlebnis der anderen Art (vorsicht wirklich lang)

Hallo, ich finde, daß Du richtig reagierst, wenn Du ihm KEINEN Klaps gibst. Um dem ganzen mehr Nachdruck zu verleihen würde ich, wenn er das wirklich öfter macht, ankündigen, daß Ihr dann nach Hause geht und das auch durchziehen. Sprich nach einem heftigen Angriff würde ich kommentarlos den Spielplatz verlassen. Ist für Deinen Sohn viel nachdrücklicher und einprägsamer als klapsen und hat bei einem kleinen Rowdy von "unserem" Spielplatz Wunder gewirkt. Ich bin übrigens Mutter von so einem "gequälten" Kind. Meine Tochter ist fast immer freundlich zu anderen (hat dafür andere Macken...),läßt sich eher unterbuttern und würde niemals ein anderes angreifen. Sie mag es aber garnicht, wenn ein Kind, das ihr eben noch die Schaufel auf den Kopf haute, jetzt ei ei macht oder machen soll. Das mag und akzeptiert sie nur bei Freunden, die sie gut kennt und behandeln, was ich auch verstehen kann. Daher reagieren doch die meisten "gequälten" Kinder eher abwehrend auf "ei ei" nach einem Angriff und ich finde es nicht so gut, daß das auf den Spielplätzen immer als Versöhnungsversuch benutzt wird. Das nur nebenbei. Grüße, Mima

Mitglied inaktiv - 04.07.2002, 20:48



Antwort auf: Prügelei - Erlebnis der anderen Art (vorsicht wirklich lang)

Hallo, das fiel mir bei dem Beitrag als erstes auf: Ich finde es auch nicht gut, wenn das geschlagene Kind auch noch ein Ei, ei zu ertragen hat (immer in der Angst, gleich wieder geschlagen zu werden!). Ich halte dieses Entschuldigen sowieso fuer unnoetig, denn dann denken die kleinen Schlaeger, dass damit alles wieder gut ist - und machen genauso weiter! Als Loesungsvorschlag habe ich auch nur, dass man nach Ankuendigung (auf dem Weg zum Spielplatz!) wieder geht oder aber das Kind eine Weile festhaelt (mache ich immer an der Hand, nur so, dass sie bei mir bleiben muessen). Allerdings habe ich letzteres noch nicht beim Schlagen angewendet, da meine in der Regel nicht schlagen. Meine juengere Tochter (2 1/4) haut und schubst gerne mal, wenn ihr ein anderes Kind zunahe kommt (hat sie aus der Kindergruppe, wo sie gelegentlich etwas abbekommt). Ich sage ihr immer SEHR ernst (ich schimpfe!), dass das nicht in Ordnung ist. Vielleicht war es nur eine Phase (ca. 2-3 Wochen), inzwischen macht sie das nicht mehr. Viel Glueck, manche Kinder sind eben so (da trifft Dich sicher keine Schuld!)- aber versuch wenigstens die anderen Kinder zu schuetzen! DUSA

Mitglied inaktiv - 04.07.2002, 22:05



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man, seid ihr zickig. echt, mima und dusa, lydia gehts schlecht genug wegen ihres sohns und ihr macht nichts anderes, als der kleine - haut drauf, auf die sog. rabauken-mutter. na toll! liebe lydia, hätte dein sohn meinen so verprügelt, wäre ich bestimmt nicht begeistert gewesen. logisch. du hast eingegriffen, du hast dich um das kleine opfer gekümmert, dann erst um deinen sohn, du hast versucht, deinem sohn zu zeigen, dass er das nicht darf und dass er sich zu entschuldigen hat (ei-ei). du bist mit ihm gegangen. dein verhalten ist völlig in ordnung. was sonst, hättest du besser machen können. mimas (oder war es dusa?) einwand von den gequälten kindern, find ich blöd, schließlich ist die mama dabei gewesen, es zu beschützen. wir haben einen jungen in der nachbarschaft, der ist "wahrnehmungsgestört" (weiß jetzt nicht, ob das auch der fachausdrück ist). wurde glaube ich mit 1.5 jahren festgestellt. er hat kein gefühl dafür, was anderen weh tut, ist immer zu grob, zu aggressiv, zu forsch, ... inzwischen ist er 5 j und macht seit längerer zeit eine ergotherapie. u. a. lernt er dort, seinen körper zu spüren, z b. spielen in einer kiste mit kirschkernen, wie fühlen die sich an, ... na, so ganz kann ich dir das jetzt gerade nicht mehr erklären *gähn* ;-) ... jedenfalls, er ist immer noch eher zu forsch, aber ohne die therapie wäre es wohl sehr viel schlimmer. die eltern sind jedenfalls froh, dass er gute fortschritte macht. laber könnte so etwas hinter seinem verhalten stecken? lass dich nicht aus der fassung bringen, durch zickenmütteralarm! lg e.

Mitglied inaktiv - 05.07.2002, 00:47



Antwort auf: Prügelei - Erlebnis der anderen Art (vorsicht wirklich lang)

Hallo Lydia, ich hoffe, dass Du es nicht so verstanden hast wie eulalie offenbar, dass ich Dich wg. Deiner Reaktion angegriffen habe. Die Sache mit dem ei,ei machen die meisten Muetter deren Kinder gelegentlich schlagen (in der besten Absicht, wie ich und sicher auch Mima wissen!). Nur denken sie leider nicht daran, dass das geschlagene Kind dabei grosse Aengste aussteht (und meistens nochmal losbruellt), wird dabei nicht bedacht... Das wollte ich nur mal klaeren - Muetter von forschen Kindern bemerken das oft nicht so. Und lass Dir bloss nicht einreden, Dein Kind waere nicht normal oder so! Es gibt massenhaft Kinder, die andere Kinder hauen - die sind ganz sicher nicht wahrnehmungsgestoert. Bei manchen gehoert das einfach dazu - genauso wie andere eben frueher weinen als andere. Trotzdem bin ich dafuer, die friedlichen Kinder zu schuetzen, denn die verhalten sich richtig (wobei ich ausdruecklich NICHT meine, dass die kleinen Schlaeger weniger liebenswert waeren). Auch wenn Hauen und Schubsen irgendwie normal sind (in dem Sinne, dass es keine pathologische Bedeutung hat), so meine ich dennoch, dass auch diese Kinder lernen sollten und koennen, wie man friedlich durch die Welt kommt. Viele Gruesse, DUSA

Mitglied inaktiv - 05.07.2002, 08:00



Antwort auf: Prügelei - Erlebnis der anderen Art (vorsicht wirklich lang)

Hallo, vielen Dank für Eure Beiträge. Angegriffen habe ich mich nicht gefühlt, im Gegenteil. Der Tip, kein ei, ei mehr zuzulassen ist gut (kommt eigentlich eher von meinem Sohn). Die Vorankündigung von Konsequenzen (Spielplatz verlassen) beachte ich bereits und auch die konsequente Einhaltung. Ich denke nur, es ist wichtig nicht kommentarlos zu verschwinden, sondern Junior eine kurze Erklärung zu geben und mich um das Opfer zu kümmern, damit Junior erfährt, daß die Aufmerksamkeit nicht ihm gilt. Wahrnehmungsgestört ist er nicht. Er weiß seine Kräfte einzusetze´n. (SO schlimm wie gestern war es auch noch nie, das Opfer hat Junior ebenfalls gehauen und mit Sand beworfen, vielleicht hat Junior sich das gemerkt??? Bin mal auf Frau Schuster gespannt. Nochmal Danke an Euch für die Ratschläge. Liebe Grüße

Mitglied inaktiv - 05.07.2002, 08:07



Antwort auf: Prügelei - Erlebnis der anderen Art (vorsicht wirklich lang)

Hallo! Ich fand den Beitrag über den "ei-ei-Unterlaß" sehr wichtig. Kinder haben auch das Anrecht auf Distanz, darauf ihr "Gesicht zu wahren". Läßt man den "Übeltäter" noch mal in die Nähe des anderen Kindes, versteht es die Welt nicht mehr. Das braucht Zeit, um sich zu beruhigen, um sicheren Boden zu gewinnen. Der Kopf und das Gesicht sind sehr empfindliche Bereiche, und wenn nach einem groben Umgang wieder vom selben Kind danach gegriffen wird, trägt das nur zur Verunsicherung hinzu. Übrigens lenrnt das Kind mit den unzarten Umgangsformen aber absolut nichts dabei! Das muß aber eben auch lernen, Distanz zu wahren, was in diesem Alter aben auch im eigentlichen Sinne zu verstehen ist. Schönen Gruß!

Mitglied inaktiv - 06.07.2002, 13:10



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