Liebe Frau Ubbens, vor 3 Wochen habe ich mich von meinem Mann getrennt, weil er mich jahrelang belogen hat, die Kontrolle über sein Leben verloren hat und das Vertrauen als Basis einfach komplett verloren gegangen ist. Mein Mann hatte nie das innigste Verhältnis zu seinen beiden Töchtern (4 und 2 1/2), weil er sich viel zu wenig eingebracht hat, nicht wusste wie er mit kleinen Kindern umgehen soll. Dennoch liebt er natürlich seine Kinder und andersherum genauso. Zu Beginn der Trennung hat mein Mann leider viel zu emotional reagiert und die Kinder mit reingezogen. Er ist weinend vor ihnen zusammen gebrochen, hat Dinge gesagt wie "Mama liebt mich nicht mehr, weil ich gelogen habe.", oder "Ich würde gern was mit dir machen, aber ich darf nicht." (was zudem gar nicht der Wahrheit entsprach). Daraufhin sollte er so schnell wie möglich ausziehen um den Kindern nicht weiter mit solchen Äußerungen zu schaden. Den Kindern haben wir erklärt dass Mama und Papa nicht mehr glücklich miteinander leben können, dass es beiden besser geht wenn wir getrennt leben, dass wir aber beide für sie nach wie vor da sind, dass sie auch den Papa jederzeit sehen dürfen, wenn sie das möchten. Im Sinne der Kinder wollten wir es möglichst friedlich gestalten. Meine 4jährige Tochter, sonst sehr pflegeleicht und unkompliziert, hat nach dem Auszug anfangs mit großer Wut auf mich reagiert. Ich sei an allem Schuld, sie wolle jetzt bestimmen, ich habe nichts mehr zu entscheiden. Ich wäre keine richtige Mama, sie wolle beim Papa wohnen usw. Die Wut kehrte sich dann nach ein paar Tagen in eine große Anhänglichkeit mir gegenüber. Sie überschüttet mich mit Liebesbekundungen, entschuldigt sich für jede Kleinigkeit und andere Bezugspersonen haben in meiner Gegenwart kaum mehr eine Chance. Wenn sie ihren Papa sieht freut sie sich, reagiert dann aber schnell mit "Desinteresse?", wendet sich ab und spielt lieber mit ihrer kleinen Schwester oder sucht meine Nähe. Beim Abschied ist sie auch immer recht emotionslos. "Tschüss, Papa, eine schöne Woche noch!" Jeden Abend allerdings, wenn wir ins Bett gehen, bricht sie in Tränen aus. Ihr größter Wunsch sei es dass Papa wieder hier wohnen würde, sie würde ihn so sehr vermissen, würde nie wieder ohne ihn glücklich werden, sie hätte ihn doch so lieb. "Du bist traurig wenn Papa hier wohnt. Ich bin traurig wenn er nicht hier wohnt. Deswegen will ich ja auch immer bestimmen, damit er zurückkommt. Ihr müsst euch dann einfach aus dem Weg gehen, und wenn du lieber zu Papa bist dann schimpft er auch nicht so viel..." Es zerreißt mir natürlich das Herz und ich weiß absolut nicht wie ich auf ihre Äußerungen reagieren soll außer ihr immer wieder zu sagen, dass wir beide für sie da sind, dass es uns getrennt beiden besser geht usw. Aber darum geht es ihr ja nicht. Ist diese Form der Trauer normal? Nimmt meine Tochter wohlmöglich dadurch langfristig einen seelischen Schaden? Wie kann ich ihr helfen, wie soll ich darauf reagieren? Ich habe furchtbare Angst dass wir mit der Trennung bei unserer Tochter großen Schaden anrichten und das lässt mich verzweifeln. Manchmal kommt mir sogar der Gedanke ob ich nicht ihr zu Liebe die Fassade aufrecht erhalte, aber ich weiß wie sehr ich darunter leiden würde. Ich kann mir nicht vorstellen dass ihr das dienlich wäre eine unglückliche Mutter zu haben. Ich möchte ihr so gerne helfen! Liebe Grüße, Verena
von Verena Grobe am 02.03.2016, 21:20