Körperliche Gewalt

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Körperliche Gewalt

Meine Freundin B. hat vor 7 Wochen ihren 2. Sohn bekommen, der meiner Meinung nach nicht verhätschelt wird und auch sonst recht pflegeleicht ist. Ihr Großer(L.) wird im Aug. 3 Jahre alt und verdrescht seit kurzem alle Kinder. Wenn es nicht nach seiner Nase geht, fängt er gleich das Zicken und Brüllen und schreien an(insofern es sich um Forderungen von Erwachsenen handelt). Er teilt überhaupt kein Spielzeug mehr und kloppt gleich drauf los, ohne Rücksicht auf Verluste:vom Stuhl schupsen, ins Gesicht hauen, treten, Sachen weg reißen. Meine Freundin steht dem recht ratlos gegenüber; uns ist allen klar, das dies eine Art Eifersucht ist, die er zum Glück noch nicht an dem Kleinen ausläßt. Leider ist sie (B.) auch nicht die Konsequenteste.Als er meiner Tochter mal wieder, trotz wiederholter Erklärungen sehr weh getan hatte, schicke meine Freundin ihn in sein Zimmer(sie hat gerade den Kleinen gefüttert). Klar, daß L. nicht ins Zimmer ging, sie unternahm aber auch nichts, um sich durch zusetzten. Es wäre ein leichtes gewesen, mir das Baby schnell zu geben. So viel dazu. Meine Tochter hat während diesen Tages so viel Angst vor L. bekommen, daß sie, wenn er zu ihr kam schon immer gleich zu mir geflüchtet ist. Als er beim gemeinsamen einkaufen wollte, daß Meine mit ihm kommt, sie verständlicher weise nur noch "nein" rief,zerrte er sie so lange am Ärmel, bis sie umfiel; er zu allem Übel auch noch auf sie drauf(er ist ein Drittel schwerer als sie). als sie nicht gleich aufstand, zog er sie an ihrer Kaputze wie einen kleinen Hund hoch, so daß sie sowieso nicht aufstehen konnte. Mein ganzes Zurufen, er solle das lassen, Anna wolle nicht mit kommen, überhörte er gekonnt. Vor lauter Frust schlug er sie 3x auf den Kopf und trat ihr 1x in die Rippen. Ich war stinksauer, vor allem darauf, daß meine Freundin ihn von oben herab anmotzte,er solle nicht immer andere Kinder hauen, das würde man nicht machen, dann würde keiner mehr mit ihm spielen. Das war ihre Reaktion darauf. Ich versuchte ihr taktvoll zu sagen, daß ich meine Tochter in so einem Fall mit der entsprechenden Erklärung bis zum Ende des Einkaufes ins Auto sperren würde. Ich glaube sie hat ihren L. nur deshalb ins Auto gesperrt, weil sie gemerkt hat wie sauer ich war. Denn als wir fertig waren und sie die Autotür öffnete, sagte sie zu ihrem Sohn nur:"Mei L., hast du jetzt die ganze Zeit geweint??" Sie sagt selber, sie weiß nicht, wie sie ihm das abgewöhnen kann, daß sie da erst mal an sich arbeiten muß ist keine Frage, kann sie aber nicht, weil ihr als verwöhntes Einzelkind der Horizont dazu fehlt. Wie kann sie ihr Problem bewerkstelligen? Ich fürchte, das auf Dauer sonst der Kleine mal was abbekommt. Er (L.) ist des öfteren auch mal bei Oma oder Uroma z.B. zum Kneten...Fühlt er sich dann vielleicht abgeschoben?

Mitglied inaktiv - 03.03.2002, 15:04



Antwort auf: Körperliche Gewalt

Hallo Andrea Ihre Freundin wird wahrscheinlich oft nicht daran denken, dass der Dreijährige zwar nun der große Bruder aber immer noch ein Kleinkind ist, das lernen muß, nicht mehr allein im Mittelpunkt der Familie stehen zu können. Mit diesem Lernen scheint der Junge im Moment völlig überfordert zu sein. Er weiß nicht, wie er seine Gefühle und Wünsche zum Ausdruck bringen kann, ärgert sich über sich selbst und zeigt diesen Ärger, indem er sich aggressiv verhält. Was er jetzt braucht, ist besonders viel liebevolle Zuwendung! Er muß erkennen können, dass er immer noch akzeptiert und geliebt wird, auch wenn er sich manchmal nur mit Schlagen und schubsen zu helfen weiß.- Statt mit ihm zu schimpfen sollten B. und auch Sie ihn liebevoll in den Arm nehmen um ihm dann z.B. zu sagen, dass ihm Niemand sein Spielzeug wegnehmen möchte, aber gerne einmal Damit spielen will. Schlagen Sie ihm dann ein Abwechseln, einen Spielzeugtausch vor oder vereinbaren Sie mit ihm eine Zeit, wann er sein Spielzeug wieder bekommt. Versprechen Sie ihm aufzupassen, dass sein Spielzeug auch wirklich Seins bleibt. Spielt er gemeinsam mit Anna, wecken Sie in ihm das Gefühl eines Beschützers. Loben Sie ihn bei jeder noch so kleinen Gelegenheit. Geben Sie ihm kleine, leicht zu bewältigende Aufgaben, die er im Gegensatz zu den "Kleinen" schon "prima lösen kann". Je weniger mit ihm geschimpft wird und je mehr er merkt, dass Alle ihn anerkennen, desto mehr wird seine hilflose Wut Anderen gegenüber nachlassen. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 04.03.2002



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