Hätte mal eine Frage an alle, die hier so mitlesen ...

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Hätte mal eine Frage an alle, die hier so mitlesen ...

Hallo zusammen ! Seitdem ich mit der Erziehung meines "großen" Sohnes beschäftigt bin und so durch die wohl normalen Höhen und Tiefen fliege, frage ich mich oft, wie meine Eltern es hinbekommen haben, daß ich mich als Kind so sicher gefühlt habe. Es war nichts besonderes (oder vielleicht ja doch !), sondern "einfach nur": Die Welt war in Ordnung. Ich brauchte mir keine Sorgen machen. Ich hatte auch Alpträume, so ist es nicht. Und ich bin auch gern mal ins Elternbett gekrochen, aber generell war alles o.K., wie es war, ich konnte mich sicher orientieren - schwer zu beschreiben - da war so etwas wie natürlicher Respekt vor den Großen, wenn ich was anstellte, hatte ich ein schlechtes Gewissen und fühlte mich mies, obwohl ich mich nicht an größere "disziplinäre Maßnahmen" erinnern kann ... Leider kann ich meine Eltern nicht mehr fragen und das fehlt mir sehr. Wie ist das bei Euch, mag dazu jemand etwas schreiben ??? Würde mich freuen (-: LG und eine gute Nacht ! Silke

Mitglied inaktiv - 20.09.2001, 23:20



Antwort auf: Hätte mal eine Frage an alle, die hier so mitlesen ...

Hallo, liebe Lesende Auch "früher" machten sich die Eltern viele Gedanken um ihre Kinder, die allerdings etwas anders als in der heutigen Generation aussahen: Es ging eher um Existenz-Sorgen, die den Kopf schon übervoll machten, sodass viele Dinge, die heute zur Hauptsache geworden sind, nebensächlich wurden. Dazu kommt, dass die Forschung auch vor der Kleinkind-Entwicklung und -Pädagogik keinen Halt macht, sodass es immer wieder zu neuen Erkenntnissen kommt. Ein Nachteil besteht m. E. nach darin, dass man vor lauter Wissenschaft das Wesentliche leicht übersehen kann, nämlich die individuelle!, innerliche Zufriedenheit des Einzelnen. Ein Erwachsener, der Zusammenhänge erkennen kann und sich selbst einigermaßen gut einschätzen kann sagt Anderen ganz klar: "So! Bis hierhin und nicht weiter!" Er versucht seinen Mitmenschen seine Meinung darzulegen, seine Gefühle in Worte zu kleiden und seine eigenen Wünsche zu äußern. Zu all`Dem müssen unsere hilflos geborenen Kinder erst noch befähigt werden. Was nutzt es, wenn ein Kind mit 1,5Jahren zwar keine Windel mehr benötigt, dafür aber so zurückhaltend ist, dass es nicht wagt seine eigenen Bedürfnisse auf die bisher erlernte Weise zu äußern? Ein anderes Kind, das mit drei Jahren einen PC fast so wie seine Eltern beherrscht, aber nicht in der Lage ist, mit einem anderen Kind gemeinsam einen Turm zu bauen?- Ein Schul-Kind, dass immer nach Geltung strebt ohne auf seine Mitschüler Rücksicht zu nehmen?- Usw, usw. Das Beste möchte Jeder von uns, der sich bewußt für ein Kind entschieden hat. So war es auch in den vergangenen Generationen. Was das Beste allerdings ist, entscheiden immer viele Menschen -unsere Gesellschaft- gemeinsam. Wichtig ist Damals wie Heute, dass man vor lauter Gesellschaft nicht sich selbst, seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche, aufgibt. Helfen wir unseren Kindern, diesen Kompromiß zu finden, indem wir sie in eine sichere Selbständigkeit führen! Sind wir selbst stark, wird sich diese Stärke auch auf unsere Kinder übertragen! Dieses Thema ist, glaube ich, so gut wie unendlich. Dennoch hoffe ich, dass all`die Meinungen zu Silkes Frage zur weiteren Diskussion in den Familien anregen. Dafür ist kommendes Wochenende besonders gut geeignet.- In diesem Sinne: Diskussionsreiches und erholsames Wochenende!

von Christiane Schuster am 21.09.2001



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Hallo Silke, ja so geht es mir auch und ich mach mir viele Gedanken darüber, warum unsere Kinder so viel weinen, so schlecht schlafen und,und,und.. Wenn ich mit meiner mutter darüber rede, dann höre ich oft: "Darüber haben wir uns keine Gedanken gemacht, das war halt so, und dann ist es eben so gemacht worden." Und ich denk schon,das wir dadurch eine Sicherheit erworben haben, wie das Leben in unseren Familien so läuft. Und heute will man als Eltern eben nichts mehr verkehrt machen, hinterfrägt alles und liest dem kind bald jeden Wunsch von den Augen ab. Nur damit es ihm gutgeht, Frust und Ärger wird weitgehend vermieden.Leider lernen unsere kinder dadurch eben nicht sehr sicher im Leben zu stehen," denn auf einem Bein stehts sichs nicht so gut," und der negative Teil gehört eben auch dazu. Und den haben wir als Kinder mehr abgekriegt, allein schon dadurch, weil eben nicht alle materiellen Wünsche erfüllbar waren und Strenge zur Erziehung dazu gehörte. Du siehst, du stehst mit deinen Fragen nicht allein. Viele Grüße, Marion

Mitglied inaktiv - 20.09.2001, 23:54



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Ich stelle mir genau diese Fragen auch häufig. Meine Grossmutter (Jg. 1917) schüttelt häufig den Kopf über mich und das "Theater", das wir um Sven machen. Sie kann zum Beispiel nicht begreifen, dass das Bübchen Säuglingsmilch bekam nach dem Stillen. Oder dass er bei uns im Bett schlafen darf, wenn er nachts weint. Das hätte es früher nie gegeben, sie hätte ja dann auch sofort mit den weiteren Kindern genug zu tun gehabt. So sind aber trotzdem alle zu gesunden, glücklichen Kindern aufgewachsen. Wir haben immer das Gefühl, wir müssten es dem Kind recht machen. Ehrlich gesagt - am liebsten würde ich ihm ja auch alle Probleme aus dem Weg räumen und ihn in Watte packen! Er ist ja so süss und knuddelig und ich möchte nur das Beste für ihn. Aber meine eigene Erfahrung als Kind war auch anders, ich wurde streng erzogen, bei weitem nicht immer gerecht behandelt oder gar in Watte gepackt. Trotzdem empfand ich meine Kindheit als schön, ich wusste immer, wie es läuft, was die Standards sind in unserer Familie. Als Kind ist das wohl viel wichtiger und gibt enorme Sicherheit.

Mitglied inaktiv - 21.09.2001, 09:13



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Ich kann dies teilweise bestätigen, teilweise kann ich mich aber auch noch gut daran erinnern, dass mir oft Erklärungen verweigert wurden, was mich sehr verletzte. Ich habe aufgrund meines Stotterns, das sich im 3.Lebensjahr manifestierte, später einige (auch Psycho-) Therapien gemacht.Und diese haben mir schon die Defizite einer autoritären Erziehung aufgezeigt. "Begabungen" blieben früher oft unerkannt und viele Kinder wurden in ihrer individuellen Entwicklung zu wenig gefördert. Auch habe ich mich mit meinen Ängsten (vor Hexen) und Albträumen immer unverstanden gefühlt, weil meine Eltern hierauf nie großartig eingegangen sind. Mein Bruder hat dies alles nicht so empfunden, er hatte aber auch keine Verlassensängste usw.. Ich denke, das schwierigste ist, ein gesundes Mindestmaß an Verständnis und Kompromissbereitschaft mit in die Eltern-Kind-Beziehung einzubringen. Meine Eltern z. B. haben beide nie gelernt, Fehler zuzugeben oder ihre Gefühle verbal auszudrücken. In deren Erziehung wiederum wurde alles diktatorisch von oben festgelegt und war dann einfach so. Bei unseren Großeltern sollte/durfte nichts von den Kindern hinterfragt werden; wäre ja noch schöner gewesen, wenn man sich von den Dreikäsehoch hätte fragen lassen müssen, ob das sinnvoll ist, was man tut...und auf diese Weise hat ja auch das Naziregime funktioniert: nach oben ducken und nach unten treten, - ohne kritisches Hinterfragen. Es ist ein komplexes Thema, dass so einfach wohl nicht behandelt werden kann. Grüße Judith

Mitglied inaktiv - 21.09.2001, 12:35



Antwort auf: Hätte mal eine Frage an alle, die hier so mitlesen ...

also du sprichst mir aus der seele,wenn unser "großer"so richtig sch..... drauf ist hat man auch keine chance mit ihm zureden er ist respektlos und disziplien kennt er auch nicht.es ist schwer kinder zu erziehen und kostet ne menge nerven und wenn ich an meine kinderzeit denke oh man,ich hätte mich nie getraut meiner mutter oder meinen vater die zunge rauszustrecken oder wiederworte zu haben.wenn meine eltern oder andere erwachsene aus ver/bekanntenkreis etwas gesagt haben,dann wurde das gemacht und nicht noch diskutiert.warum das heute anders ist weiss ich nicht aber aufgefallen ist mir das auch.manchmal verzweifel ich an ihm und dann gibt es wieder lichtblicke wo ich denke ,hey es geht doch.ein ständiges auf und ab.doch eins habe ich gelernt , konsequent muss man sein denn wenn man "mit sich reden lässt" dann tanzen sie einen irgendwann auf der nase rum.schreib doch mal wenn du willst. Gruß Tina

Mitglied inaktiv - 19.10.2001, 23:21