Frage:
Grundsatzfrage zur Konsequenz - an alle!
Liebe Frau Schuster!
Ich lese immer wieder wie wichtig sie
- liebevolle Konsequenz - in der Kindererziehung erachten. Warum?
Ich bin wohl eher das Beispiel einer völlig inkonsequenten Mutter. Ich wehre mich innerlich sogar gegen diese sog. Konsequenz, insbesondere, wenn es um die Befriedigung von Grundbedürfnissen geht. Warum also ein Baby, (Klein)kind nicht aus dem Bett holen, gemeinsam mit ihm einschlafen, wenn es danach ruft, statt ihm meinen Willen nach Feierabend aufzudrücken? Warum die Kopie (z. B. T-Shirt der Mutter) anbieten, wenn das Original nicht nur besser riecht, sondern auch noch so schön kuschelig warm ist? Ist das nicht Anerziehen von Ersatzbefriedigungen?
Kinder müssen lernen sich an Regeln zu orientieren. Klar! Kein Widerspruch.
Nur, wenn es hauptsächlich Regeln sind, die für die Eltern bequem und adequat sind, aus kindlicher Sicht jedoch völlig uneinsichtig, weil z. B. ein Baby eben nicht versteht, warum die Mutter/der Vater nicht kommt, sondern nur ruft - alles in Ordnung - für das Kind ist es eben nicht in Ordnung.
Anerziehung von Resignation?
Müsste es nicht eher darum gehen 100 % auf ein Baby einzugehen und allmählich, je nach Entwicklungsstand (z. B. Sprache) und individueller Charakterzüge, einen Kompromis einführen, der den Bedürfnissen von Eltern UND Kindern gerecht wird?
Liebe statt (starre) Regeln?
Ich habe übrigens zwei Jungen (4 j / 1 j) und bin wohl die inkonsequenteste Mutter (sagte ich schon ;-), die ich kenne. Komisch nur, unsere Kinder sind nicht rechthaberischer, unsozialer, trotziger, ... als andere in ihrem Alter. Nein, im Gegenteil, ich finde sie sind ziemlich "harmlos" und eher liebe Kinder und wir haben ein sehr herzliches Verhältnis miteinander, um das ich oft beneidet werde. Schön, das :-), aber, von nichts kommt nichts, oder wie es in den Wald ruft, so kommts zurück.
Sorry, für den Vortrag. Wollte ich gar nicht.
Kurzum, diskutieren Sie mit mir, Frau Schuster? und die anderen? Was meint ihr?
Herzlichst
Silke
Mitglied inaktiv - 13.03.2002, 13:40
Antwort auf:
Grundsatzfrage zur Konsequenz - an alle!
Hallo Silke
An den vielen verschiedenen Beiträgen sehen Sie sicherlich schon, dass eine umfassende Antwort in diesem beratenden Forum so gut wie nicht möglich ist. Dennoch möchte ich Ihnen in einem kurzen Abriß meine eigene Meinung schildern, wie es die übrigen Erziehenden ebenfalls getan haben:
Jedes Kind wächst nicht isoliert sondern in einer Gruppe auf und jedes Gruppenmitglied hat eigene Wünsche und Bedürfnisse die nach Befriedigung streben. Es muß dementsprechend ein Kompromiß gefunden werden, der Jedem! ein größt mögliches Maß an Freiheit und Selbstverwirklichung gewährt.
Dieses Maß zu finden ist Aufgabe der jeweiligen Gruppe also auch Ihrer Familie.
Sind alle Familienmitglieder mit der Lösung zufrieden, dass Alle im Familienbett schlafen, brauchen Sie hier z.B. keine liebevolle Konsequenz einzuhalten, indem Sie ein Mitglied an das eigene Bett gewöhnen. Greift Eines Ihrer Kinder an eine heiße Herdplatte, werden Sie es immer wieder vor Verbrennungen bewahren wollen und entsprechend konsequent reagieren, indem Sie ein liebevolles und begründetes NEIN aussprechen. Klettert Ihr älterer Sohn auf einen Baum, von Dem Sie schon abschätzen können, dass er zu hoch sein wird, als dass er allein wieder herunter klettert, werden Sie sicherlich auch hier ein begründetes NEIN aussprechen und darauf achten, dass dieses NEIN auch eingehalten wird.
Gehen gerade kleine Kinder mit Jedem mit, der sie freundlich anlächelt, werden auch Sie mit liebevoller! Konsequenz handeln.
Kann Ihr Sohn ein Spielzeug nicht nehmen, weil ein anderes Kind gerade Damit spielt, werden Sie ihm wiederum ein NEIN erklären und ihm ein anderes Spiel vorschlagen, was m.E. nach mit einer "Ersatzbefriedigung" nicht viel gemein hat.
Zur Resignation kommt es nur dann, wenn wir Erziehende? unser NEIN oder auch JA nicht reflektieren, es dem Kind gegenüber nicht begründen und auf unserer eigenen Meinung auch dann beharren, wenn wir selbst nach Gesprächen mit Anderen eigentlich zur Überzeugung gekommen sind, dass das NEIN oder JA unangebracht erscheint.
Zum Schluß noch eine Anmerkung: Für viele Eltern ist es wesentlich bequemer, ihr Kind mit ins Familienbett zu nehmen und es nur dann zu füttern (was bei Säuglingen auf Grund der körperl. Entwicklung selbstverständlich sein sollte), wenn es weinend nach Nahrung verlangt, als es mit Liebe an ein eigenes, gemütliches Bett zu gewöhnen, das in einem anderen Zimmer steht, sodass man selbst immer aufstehen muß um dessen Wünsche zu befriedigen.-
Alles Gute und: bis bald?
von
Christiane Schuster
am 14.03.2002
Antwort auf:
Grundsatzfrage zur Konsequenz - an alle!
Hallo Silke,
so inkonsequent finde ich Dich gar nicht, im Gegenteil! Andere (weichere) Regeln haben heisst doch nicht, keine Regeln zu haben. Und bei Euch steht eben konsequent die gesamte Familie im Vordergrund, nicht nur die Interessen der "Stärkeren".
Unsere Tochter ist 14 Monate alt, die ganze Familie schläft kreuz und quer im grossen Bett, und wenn sie weint, gehts sofort bei Mama oder Papa auf den Arm. Damit geht es uns viel besser als in der Anfangszeit, in der uns jeder erklärt hat, das Kind müsse grundsätzlich in seinem eigenen Bett allein einschlafen und lernen, sich auch selbst zu trösten (und wir auch noch so blöd waren, das zu glauben). Harte Regeln gibt es bei uns auch (keine Steckdosen, Finger weg vom Herd, nicht um sich schlagen), aber die einzuhalten fällt mir viel leichter als von selbsternannten Erziehungsspezialisten (am liebsten Kinderlose im Bekanntenkreis) aufdiktierte Verhaltensregeln.
Aber schön zu lesen, dass es auch Mütter von älteren Kindern gibt, die dieses Schema weiter durchziehen - denn damit kann ich Dich dann ja gleich um Rat fragen - wie gehst Du damit um, wenn Deine Kinder Dich mal so richtig zur Weissglut bringen (bitte sag jetzt nicht, dass das bei Dir nicht so ist)? Den Tip "aus dem Raum gehen" kann ich so nicht richtig umsetzen - schliesslich will ich sie nicht alleine weinen lassen. Aber bei ihr bleiben heisst auch irgendwann, durch die Decke zu gehen - das will ich ihr auch nicht antun. Hier bin ich (im Gegensatz zum Thema Trösten und Schlafen) noch etwas ratlos und daher auch für jede Meinung dankbar.
Viele Grüsse
Sibylle
Mitglied inaktiv - 13.03.2002, 14:48
Antwort auf:
Grundsatzfrage zur Konsequenz - an alle!
Hallo Silke,
Konsequent sein heißt meiner Meinung nach, ein einmal gewähltes Verhalten beibehalten. Sprich, wenn ich mein Kind NICHT brüllen lasse sondern es immer sofort beruhige, bin ich doch auch konsequent.
Inkonsequent wäre es, es mal schreien zu lassen und mal zu beruhigen. Insofern finde ich dein geschildertes Verhalten durchaus konsequent.
Vielleicht kann ich noch nicht richtig mitreden, mein Kind ist erst ein Jahr alt. Aber: ich finde Konsequenz in Form von Verboten nur da angebracht, wo es nötig und durchhaltbar ist - z.B., wie du schon sagst, Steckdosen.
Wir versuchen, bevor wir bei unserem Kind "nein" sagen, immer zu überlegen: Warum "nein". Weil ich keine Lust habe, die Schränke, die es ausräumt, wieder einzuräumen, oder "nein", weil es für sie oder andere (oder mein gutes Porzellan) gefährlich sein könnte. Und dann überlegen wir noch, wenn es sich um eine Gefahr für das Kind oder das Porzellan (ist nur ein Beispiel) handelt, ob wir das "Nein" auch so lange durchziehen können, wie nötig. Es wäre ja blöd, wenn ich irgendwann "die Lust verliere", "nein" zu seufzen, wenn Kind die Blumentöpfe durchwühlt und die Erde lieber zurückschaufele. Wie soll es dann wissen, woran es ist?
Wenn es uns schon im Vorfeld unmöglich oder unnötig erscheint, versuchen wir, die Situation so zu verändern, dass die Gefahr gebannt ist - z.B. umräumen, die Tupperdosen liegen jetzt unten im Schrank, das interessante Mehl ganz oben, grins.
Bislang sind wir damit ganz gut gefahren, aber wer weiß, was die Zukunft so bringt. Ach ja, Theorie und Praxis...
Viele Grüße,
Annette
Mitglied inaktiv - 13.03.2002, 20:19
Antwort auf:
Grundsatzfrage zur Konsequenz - an alle!
Hallo Silke,
Deine Beitrag finde ich sehr interessant. Ich bin der Meinung, daß jeder so "konsequent" mit seinem Kind sein sollte, wie er/sie und das Kind damit klarkommen. Bei unserem Sohnemann z.B. habe ich oft den Eindruck, daß er bestimmte feste Regeln einfach braucht, um ein zufriedenes, glückliches Kind zu sein. Auf der anderen Seite ist es für unsere Kinder auch wichtig, daß wir Eltern ausgeglichen und zufrieden sind. Und wenn dazu auch mal gehört, daß das Kind eben nicht alles darf, ist das für das Kind besser, als wenn seine Eltern ständig kurz vor dem "Kollaps" stehen.
Also jeder so, wie es für ihn paßt !!!
viele Grüße
Andrea
Mitglied inaktiv - 13.03.2002, 22:15
Antwort auf:
Grundsatzfrage zur Konsequenz - an alle!
Kinder (jetzt meine ich ältere so ab 1 1/2) dürfen glaube ich auch lernen, dass sie durch eigenes Verhalten bzw. Argumentieren etwas erreichen können, z.B. Mama auch mal umstimmen können, wenn diese merkt, wie wichtig irgendeine Sache dem Kind gerade ist. Eine Grund-Linie sollte man schon haben, aber ich denke das wichtigste ist, das Beste für das Kind zu wollen und nicht immer nur starr an seinen Verboten und Normen zu hängen - sonst gibts allerspätestens in der Pubertät immense Probleme.
Mitglied inaktiv - 13.03.2002, 23:06
Antwort auf:
Grundsatzfrage zur Konsequenz - an alle!
Hallo Silke,
Erziehung ohne Regeln, Grenzen und Konsequenz ist in meinen Augen keine Erziehung. Grenzen setzen heißt auch Liebe geben, kleine Kinder sind überfordert, würde man ihnen freie Wahl lassen.
Seinem Kind die Nähe zu geben, wenn es schreit, es zB mit ins Bett zu nehmen, halte ich nicht für inkonsequent, sondern für liebevoll und wichtig.
Wie oft muß ich mir "Sprüche" anhören, dass meine Tochter mit knapp 3 Jahren noch bei mir im Bett schläft, wie satt habe ich es, mich diesbezüglich rechtzufertigen.
Ich gebe ihr nachts die Nähe und den Halt, der ihr durch ihre Wahrnehmungsstörung und ihr ADS tagsüber oft fehlt. Das ist nicht inkonsequent.
Und ich sage nur "Nein", wenn ich bereit bin, wenn meine Nerven stark genug sind, wenn es genug Wichtigkeit hat, es in aller Konsequenz durchzuziehen und zwar immer wieder.
Beispiel: mit Essen spielen, auf den Tisch klettern. Das ist immer "Nein", und nicht heute so, morgen so.
Ein Baby kann man m. M. nach nicht erziehen, mein Kleiner ist jetzt 15 Monate und so langsam bekommt er immer mehr Grenzen gesetzt, wenn er an Dinge geht, die für ihn gefährlich sind.
Trotzdem darf er eine Menge Dinge tun, um sich zu erfahren und zu erforschen.
Bei meiner Tochter merke ich oft, dass ihr zuviel freiheit nicht gut tut, sie ist heillos überfordert mit der Entscheidung, welchen Pullover sie anziehen will, was sie auf ihrem Brot haben will, da setze ich die Grenze, indem ich sage, diesen Pulli ziehst du an und Punkt.
Was habe ich gestern gerade gelesen? Das wichtigste Wort in der Erziehung ist NEIN, ohne Grenzen fühlt sich ein Kind haltlos und ungeliebt, ich spreche aus eigener Erfahrung, meine Eltern gaben mir viel zu wenig Grenzen.
Liebe Grüße
Nina
Mitglied inaktiv - 14.03.2002, 00:34
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Grundsatzfrage zur Konsequenz - an alle!
Hallo!
Es ist immer wieder interessant für mich, wie Vielfältig ein jedes Thema gesehen werden kann.
War ganz erstaunt zu lesen, dass auch meine Haltung konsquent sei. So hab ichs noch nie betrachtet :-).
Im Großen und Ganzen gibts grundlegend ja auch nicht so große Unterschiede, was
das Erlernen von Regeln angeht, die das Zusammenleben für alle möglichst harmonisch machen sollen.
Was Sie zum Schluß schreiben, Frau Schuster hat zwei Aspekte. Ich stimme zu, es ist bequemer mit dem /den Kinder/n in einem Bett zu schlafen, insbesondere, wenn das Kind in der Nacht noch gestillt wird. Warum darf ich es mir als Mutter nicht auch mal bequem machen? Klingt mir so nach Vorwurf, Ihr letztes Statement.
Wesentlich wichtiger ist mir aber die Tatsache, dass es meinen Kindern besser damit geht, gemeinsam zu schlafen, als alleine. Umgekehrt übrigens auch :-).
Wünsche allen einen schönen, harmonischen Tag :-)
Herzlichst
Silke
Mitglied inaktiv - 14.03.2002, 10:52
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Grundsatzfrage zur Konsequenz - an alle!
doch Sibylle, mir fällt für diese extreme Situation nichts besseres ein. Eine kurze Auszeit für beide wirkt bei uns wahre Wunder.
Nach meiner Erfahrung geht in so einer "Weissglut-Phase" nichts mehr, weder beim Kind, noch bei mir. Das Kind reagiert sich durch Weinen kurz ab und ich durch TIEF durchatmen und dann kommen wir wieder zusammen und "sammeln die Scherben" gemeinsam auf. Unser Sohn weiß, dass ich ihn nicht in einer Situation alleine lasse, die nicht geklärt ist. Bei uns endet ein Streit immer so, dass wir uns hinterher (nicht erst nach 3 Tagen, sondern nach ein paar Minuten) in den Armen liegen ;-).
Auf den Kleinen war ich noch nie sauer bisher, aber, er entwickelt langsam seinen Willen :-).
Herzlichst
Silke
Mitglied inaktiv - 14.03.2002, 11:07
Antwort auf:
Grundsatzfrage zur Konsequenz - an alle!
Hallo Silke
Einen Vorwurf wollte ich Ihnen mit diesem Statment ganz sicher nicht machen, sondern tatsächlich nur beide Möglichkeiten (Familienbett - eigenes Bett) gutheißen, sofern sie zur allgemeinen Zufriedenheit beitragen.
Haben Sie schon häufiger in diesem Forum gelesen, werden Sie feststellen, dass ich immer versuche, mich möglichst in die jeweilige Familien-Situation hineinzu versetzen um einen Tipp abgeben zu können, der primär der Ratsuchenden/dem Ratsuchenden weiterhilft. Dabei empfehle ich genauso gut das Familienbett wie auch das eigene Bett.-
Liebe Grüße und: bis bald?
von
Christiane Schuster
am 14.03.2002