Hallo Frau Schuster,
unsere Tochter Nele besucht seit 1.9.08 den ortsansässigen Kiga. Wir sind ein kleines Dorf, es gibt dort 2 Erzieherinnen und 11 Kinder, davon sind 4 Dreijährige, 3 Mittlere und 4 Vorschulkinder.
Heute hatte ich ein für mich ziemlich "schockierendes" Gespräch mit einer Erzieherin, als ich meine Tochter hinbrachte.
Sie integriere sich nicht in die Gruppe, spiele nur alleine, störe ab und an die Abläufe, weil sie etwas anderes mache als vorgegeben. Man habe den Eindruck, sie lebe in "ihrer eigenen Welt". Auch habe sie wohl Probleme mit dem Gleichgewicht. Auch ist sie noch nicht trocken.
Insgesamt wurde meine Tochter sehr negativ dargestellt und als nicht gruppenfähig derzeit gesehen.
Uns als Eltern ist seit jeher aufgefallen, dass sie zwar lieber alleine spielt als in der Gruppe, aber wir haben soziale Kontakte, auch zu Gleichaltrigen und in Gruppen (Reiten, Schwimmen...), und dort haben wir nicht solche Auffälligkeiten beobachtet. Nele spielt schon lieber für sich und lernt sehr viel über Erklären, Bücher lesen, weniger durch Spielen und Ausprobieren, aber das war schon immer so.
Wir haben das zwar gemerkt, aber nie als gravierendes Problem betrachtet. Zuhause klappt der Alltag gut, sie hört, hilft mit, versteht sich mit ihrer Schwester (1,5 J.), sie spielen zusammen.
Ich verstehe das alles nicht, muss denn jedes Kind gleich sein und schon im Kiga quasi auf Knopfdruck funktionieren?
Unser Kinderarzt stellte auch nie besorgniserregende Auffälligkeiten fest.
Wir haben nochmals um ein Gespräch im Kiga gebeten und werden auch unseren Kinderarzt um Rat fragen.
Was denken sie zu unserer Situation und was würden sie uns raten?
Ich bin selber Dipl. Sozpäd und habe mehrere Jahre im Sozialen Dienst des Jugendamtes gearbeitet und weiß daher auch, wo es bei Kindern im Entwicklungsverlauf problematisch werden kann und wie Verhaltensauffälligkeiten sich zeigen.
Vielen Dank für ihre Hilfe,
Petra
Mitglied inaktiv - 19.11.2008, 21:19
Antwort auf:
Eingliederungsschwierigkeiten
Hallo Petra
Leider ist es nach meiner Erfahrung immer noch so, dass wir unsere Kinder zwar zu kreativen, kritischen Menschen erziehen sollen, aber in der Gruppe werden gerade diese Kinder dann oft als schwierig bezeichnet. Gerade auf einem kleinen Dorf laufen die Kinder den Wünschen der Eltern angepasst mit und man ist froh, wenn sie "aus den Füßen" sind und im Kiga betreut (verwahrt?) werden.
Das angemessene soziale Verhalten lässt sich nun mal besonders gut in einem sozialen Umfeld unter möglichst Gleichaltrigen erlernen. Darum schlage ich Ihnen vor, immer mal wieder 1-3 ca. gleichaltrige Kinder aus Neles Gruppe privat zu Ihnen nach Hause einzuladen.
Außerdem erfordert es seitens der Erzieherinnen zusätzliches Engagement, wenn ein 3-jähriges Kind noch nicht trocken ist. Dabei wird häufig vergessen, dass jedes Kind ein individuelles Entwicklungstempo hat, das Sie vermutlich berücksichtigen, während andere Eltern das Trockensein geradezu antrainieren (um sich später über einen Rückschritt zu wundern).
Um nun Ihrer Tochter, aber auch dem Kiga gerecht zu werden, empfehle ich Ihnen, IHrer Tochter eine Höschenwindel als "dicke Unterhose" anzubieten, sodass sie als "großes Kigakind" im Kiga (und natürlich auch zuhause:-)) ) SELBER auf die Toilette (mit Sitzverkleinerer) gehen DARF, wenn sie merkt, dass sie muss.
Bezüglich der Gleichgewichtsprobleme: lassen Sie Nele mal auf einem am Boden liegendes (Spring-)Seil balancieren, von einer Seite zur Anderen hüpfen, auf abwechselnd einem Bein hüpfen und machen Sie ein Spiel daraus, indem Sie mithüpfen.
Gespannt warte ich auf das Resultat Ihrer erneuten Gespräche beim KInderarzt und bei den Erzieherinnen.
Liebe Grüße und: bis bald?
von
Christiane Schuster
am 20.11.2008
Antwort auf:
Eingliederungsschwierigkeiten
Hallo Frau Schuster,
vielen Dank für ihre ausführliche Antwort und ihre Denkansätze, ich werde sie bestimmt auf dem Laufenden halten.
Alles Gute für Sie,
LG Petra
Mitglied inaktiv - 20.11.2008, 18:48
