Sehr geehrte Frau Schuster, Mein Sohn, zwei Jahre alt, ist seit seiner Geburt ein äusserst aktives Kind. Er lernte sehr schnell krabbeln, genauso schnell laufen und ist ständig unterwegs meistens mit dem Ziel alles mögliche zu erforschen, was den erforschten Sachen meistens nicht guttut. Auf Verbote „nein, das darfst Du nicht“ reagierte er von Anfang an mit massloser Wut und wahnsinnigem Trotzt, sprich sie haben bis auf Ärger so gut wie nichts gebracht. Gleichzeitig reagierte er ziemlich schnell sehr sensibel auf Unbehagen anderer, sprich bereits mit einem Jahr hat er mich getröstet, als ich geweint habe (er hat mir unabsichtlich mit einem Holzball so die Lippe aufgeschlagen, dass ich automatisch aufschrie und Tränen in den Augen hatte). Daraus habe ich mir eine Theorie gebastelt, dass wir mit Erklären warum nicht viel weiter kommen werden, als mit Verbieten. In der Praxis setzten wir es so um, als dass wir alles Gefährliche aus seiner Umgebung entfernten, die ganze Wohnung auspolsterten, die Küche zeitlang verschliessen und ihn machen liessen, was immer er wollte. War natürlich „besuchsuntauglich“, in fremden Wohnungen mussten wir ihm ständig nachrennen, keiner hat aber unsere Erziehungsmethoden kommentiert (mein Mann, der haupterziehen ist, machte lange Zeit mit). Meiner Meinung nach zahlt sich diese Vorgehensweise aus, weil er in der Tat auf „verstandene Verbote“ ganz anders reagiert und viele Sachen nicht mehr tut. So z.B. kann ich einen heissen Tee unbeaufsichtigt stehen lassen, es werden keine Bauklötze ins Video reingeschoben (weil es dann kaputt ist und man keine Teletubbies schauen kann), kein Mensch, ob klein oder gross wird je geschlagen (weil es dem Menschen genauso weh tut, wie Dir), die Katze wird nicht mehr am Schwanz gepackt und gezogen etc. Alles, was er mit seinem kleinen Hirn nachvollziehen kann, tut er nicht mehr. Nun ist es aber so, dass ein zweijähriger nicht wahnsinnig viel nachvollziehen kann, womit es immer noch viele Dinger gibt, die ich ihm nicht verbiete, aber die anderen Eltern ihren Kinder schon. So z.B. darf er nicht auf den Tisch klettern, wenn etwas darauf steht (weil es kaputtgehen könnte und er sich wehtun könnte), wenn der Tisch aber leer ist, klettert er weiterhin darauf (auf mein „nein“ kam die Antwort: Samel nichts kaputtmachen, Tisch leer“) usw. Und dies wird langsam zu einem Problem. Viele unserer Bekannten kritisieren diesen Erziehungsstil und meinen, wir würden ihn verwöhnen und ihm keine Grenzen zeigen (was wir meiner Meinung nach tun, es gibt feste Schlafzeiten, es gibt nicht mehr als einmal täglich Teletubbies gucken, es gibt kein Essen wenn er nicht am Tisch sitzt, Karussell wird nur einmal gefahren, weil es kein Geld mehr gibt etc) und mein Mann ist auch zunehmend der Meinung, wir sollen auch Verbote „nein weil nein“ einführen. Ich halte intuitiv nichts von dem Wechsel in der Erziehung, bin der Meinung, dass es nur seine Sturheit fördern wird und bin überzeugt, dass spätestens in zwei Jahren es nichts mehr geben wird, was man ihm nicht plausibel und altersgerecht erklären könnte. Aber vielleicht irre ich mich auch und ein wenig „Dressur“ würde nicht schaden? Momentan wird es zunehmend zu einem Problem zwischen mir und meinem Mann, das wir dringend lösen müssen. Was meinen Sie? Sollen wir anfangen, ihm Sachen zu verbieten, nur weil es „gesellschaftskonform“ wäre und dabei die Wutausbrüche riskieren und müssen wir beide gleich erziehen, oder ist es auch tragbar, dass Daddy was verbietet und Mama nicht, solange wir uns in seiner Gegenwart nicht gegenseitig kritisieren (bis jetzt sage ich in solchen Fällen immer, dass wenn es Daddy verboten hat, ist es halt verboten und er soll wieder zu Daddy gehen und es dort klären, weil ich in dem Falle nicht helfen kann, oder versuche ihn mit was anderem abzulenken). Gruss, Hanna
Mitglied inaktiv - 26.02.2003, 14:39