Die Zeit rennt und ich krieg´s nicht gebacken...

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Die Zeit rennt und ich krieg´s nicht gebacken...

Hallo Frau Schuster! Meine Tochter ist jetzt 2 Jahre und 7 Monate und wenn alles klappt, kommt sie im April nächsten Jahres in den Kindergarten. Das heißt ich hatte dann 3 Jahre um meinem Kind die wichtigsten Sachen wie Sozialverhalten usw. beizubringen. Leider scheine ich entweder zu versagen, oder meine Maus kapiert es nicht, auf jeden Fall ist sie alles andere ein sozialer Mensch. Andere Kinder bekommen grundsätzlich beim Kennenlernen oder auch mal zwischendurch die Zunge rausgestreckt, sie werden gekratzt und geschlagen, manchmal auch mit Gegenständen. Manchmal spielt sie auch friedlich, plötzlich haut sie das andere Kind. Einfach mal so. Okay, ich denke, es ist auch Unsicherheit dabei, letztes Jahr hat sie sich noch nix dabei gedacht, hat sich einfach zu den Kindern gesetzt und mitgespielt. Jetzt überlegt sie halt, wie sie an die Kinder rankommt, wählt aber den komplett falschen Weg! Ich lese schon lang in ihrem Fourm mit und versuche ihre Ratschläge umzusetzen. Ich warne sie vor, wenn sie haut, gehen wir. Das mache ich auch, ich bin wirklich konsequent. Außerdem sage ich "Nicht die Zunge rausstrecken, geh mal hin, sag hallo, frag "wie heißt Du", Zunge rausstrecken mag keiner". Sie ist auch überhaupt nicht schüchtern, sie rennt immer gleich zu den Kindern. Übel ist auch, daß sie überhaupt nicht teilen will. Ich weiß, das ist normal in dem Alter, aber wenn meine Tochter was will kriegt sie es auch, notfalls mit Gewalt. Ich gehe zu ihr hin und sage, "Schau, jetzt spielt erst der Junge damit, dann Du, wir spielen inziwschen was anderes" aber das bringt nix. Sie macht auch gern schöne Türmchen von anderen Kindern kaputt und freut sich darüber, auch ihre eigenen Türmchen baut sie nie hoch, sie freut sich wenn sie einstürzen. Ist das denn normal? Auch bei Wutanfällen haut sie und schlägt und kratzt, sie müßten mal mein Gesicht heute sehen. Das sind jetzt nur ihre schlechten Seiten, sie kann auch sehr, sehr lieb und mitfühlend sein und ist ein sehr fröhliches Kind, was viel und gern lacht. Aber Sozialverhalten hat sie kaum :(! Das macht mich sehr traurig, denn erstens schauen die anderen Mütter schon komisch wenn ich mit ihr komme, 2. habe ich wirklich schon alles ausprobiert, ich bin konsequenter als andere Mütter. Aber nix hilft! Meine Freundin meint, das ändert sich, wenn sie in den KiGa kommt, aber ich denke, es ist meine Aufgabe dafür zu sorgen, daß sie schon vorher mit anderen Kindern einigermaßen auskommt. Wir sind übrigens seit ihrer Geurt regelmäßig mit anderen Kindern zusammen, gehen in eine Krabbelgruppe und ins Kinderturnen. Sie ist auch nicht immer so, aber öfters. Und ich habe echt Angst, daß sie keinen Anschluß im KiGa findet. Sie ist manchmal richtig boshaft! Gibt es Kinder, die "Boshaftigkeit" in den Genen haben? Ich war nämlich früher ähnlich, habe die Kinder im KiGa gebissen (das weiß ich aus Erzählungen) und erinnere mich sehr deutlich, daß ich immer unsicher war und ein Außenseiter. Allerdings hatte ich einen cholerischen Vater, der mir nicht viel Selbstvertrauen gab. Meine Tochter hingegen wird von uns bei vielen Gelegenheiten gelobt und ist sonst sehr aufgeschlossen und sehr selbstbewußt. Haben Sie nicht einen Ratschlag für mich? Wie kann ich das Verhalten meiner Tochter im nächsten halben Jahr ändern? Oder ändert sie sich wirklich im KiGa? Neulich hat sich ein 6-Jähriger den sie geschlagen hat gerächt, er hat sie an den Füßen gepackt und über den Fußboden geschleift, das tat nicht nur ihr weh sondern mir auch, ich will nicht, daß sie sowas nochmal erleben muß! Viele Grüße, Mausemama

Mitglied inaktiv - 19.11.2002, 00:39



Antwort auf: Die Zeit rennt und ich krieg´s nicht gebacken...

Hallo Ratsuchende Setzen Sie sich bitte nicht selbst unter Druck, die perfekte Mutter sein zu müssen! Mit 3 Jahren beginnen die Kleinen erst sich bewußt sozial zu verhalten. Bis dahin können Sie "nur" als Vorbild dienen und ein möglichst großes Vertrauen zu Ihrem Kind aufbauen, damit es auf Dauer genau weiß, dass Sie ihm helfen wollen und dass Sie es akzeptieren und nicht, dass Sie aus einer Laune heraus mit ihm schimpfen.- Üben Sie mit Ihrer Tochter das Geben und Nehmen. Lassen Sie sie erfahren, dass sie auch mal Etwas nicht bekommt, wenn sie selbst nichts abgibt. Helfen Sie ihr zu erkennen, dass sie ihre ganz persönl. Dinge auch nicht abgeben muß, während sie "allgemeine" Dinge, die in ihr Kinderzimmer, bzw. zu ihrer Familie gehören, auch immer zurückbekommt. Lassen Sie sie gezielt Erfahrungen sammeln, was geschieht, wenn der Turm umgeworfen, das Wasserglas ausgeschüttet, die Wurst vom Brot gegessen...wird? Informieren Sie sie vorher über die meist logisch eintretenden Folgen. Ihre Tochter hat keine Boshaftigkeit in sich. Diese Machtkämpfchen und das Ausprobieren: wer ist stärker, bzw. wo muß ich Grenzen anerkenen und Regeln einhalten? sind durchaus altersgerecht. Setzt sie sich demnächst regelmäßig mit Gleichgesinnten auseinander, wird sie sich schon angemessen verhalten -oder von ihres Gleichen auf den richtigen Weg geführt-. Strahlen Sie selbst Liebe, Ruhe und Zuversicht aus, wird sich Ihre Tochter an Ihnen ein Beispiel nehmen, wie an ihren "Freundinnen" ebenso.- Kopf hoch und: lassen Sie die Zeit mit für sich arbeiten! Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 19.11.2002