Bezugsperson? -Vorsicht lang!

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Bezugsperson? -Vorsicht lang!

Hallo, mich plagen seit längerer Zeit Schuldgefühle, ob ich als Mutter im Umgang mit meinem Sohn etwas falsch mache. Die Situation ist folgende: Mein Sohn wurde im Februar des vergangenen Jahres als Früchen (3Wochen) geboren. Wir hatten eine sehr schwere Geburt und mein Sohn musste sofort in die Kinderklinik, da seine Lunge noch nicht vollständig ausgereift war und er noch zusätzlich eine Infektion bekam. Die ganze Situation war für mich sehr schlimm. Mein Kind war 2 Wochen auf der Intensivstation (eine Woche lang ging es ihm sogar so schlecht, dass er künstlich beatmet werden musste) und anschließend noch zwei Wochen auf der Früchenstation. Die zwei Wochen auf der Intensivstation waren die schlimmsten, denn ich durfte mein Kind nicht ein einziges Mal in meine Arme schliessen. Ständig surrten nur irgendwelche Geräte und hektisches Treiben war um ihn herum. Endlich nach zwei Wochen Intensiv durfte ich mein Kind endlich in den Armen halten und sollte es das erstemal auch anlegen. Was natürlich nicht mehr funktionierte. Die Milch blieb aus (vermutlich durch den ganzen Stress) und ich machte mir innerliche Vorwürfe. Ok. mein Verstand sagte mir, ich werde auch ohne stillen eine gute Mama sein. Als wir nach 4 Wochen mit unserem Sohn nachhause kamen. War alles ziemlich schrecklich, ich hatte es mir so einfach vorgestellt, aber es kam alles anders. Er hatte 3 Tage lang nur geschrieen. War sehr unruhig und hatte mich fast an den Rand der Verzweiflung getrieben. (Würde mir heute nicht mehr passieren, da ich ja nun weiss, dass er einfach Angst hatte, da er nicht wusste wo er war und wer zu ihm gehörte - ständig waren ja irgendwelche Schwestern um ihn herum-). Mein Mann machte mir in dieser Zeit den Vorschlag seine Mutter solle mich doch entlassten. Was ja schön und gut war, jedoch nahm sie mír das Kind ab und ich machte den Haushalt. Dabei waren wir doch erst ein paar Tage zuhause und ich habe mein Kind doch kaum selber gekannt (damals dachte ich die Lösung wäre so am besten, da Oma ja die nötige Ruhe hatte, die mir so fehlte). Nach einer Woche hatte ich genug. Ich sagte meinem Mann, dass ich so nie rausfinden kann, was meinem Kind fehlt. Die Oma kam fortan nicht mehr die ganze Woche, aber mind. 3 Tage die Woche hat sie sich stundenweise trotzdem blicken lassen. Dazu noch eine Anmerkung - mein Mann findet das so i.O. da er auch mit seiner Oma gross geworden ist. So, das war die Vorgeschichte. Nun zu meiner eigentlichen Frage. Mein Sohn hat nun natürlich einen super Draht zu seiner Omi (die ihm selbstverständlich jeden Wunsch von den Lippen abliest, ihn den ganzen Tag umherträgt, ihn niemals schimpft etc.) was ja auch als solches in Ordnung wäre, wenn ich nicht ständig das Gefühl hätte, dass die Oma wichtiger ist wie ich. Kaum ist die Oma da oder ist er bei seiner Oma, bin ich wie Luft für ihn. Zuhause wenn wir zu dritt sind verhält er sich nicht so. Er hat auch zu seinem Vater und zu seiner anderen Oma ein gutes Verhältnis, aber wenn die Schwiegermama den Raum betritt, sind alle anderen Bezugspersonen wie abgeschrieben. Eigentlich versuchte ich mir immer wieder einzureden, ja er mag sie halt gern, aber seine Mama bin ja doch ich. Nun ist jedoch vor zwei Tagen folgendes passiert. Die Oma (die ihn übrigens in der Regel seit einem halben Jahr nur noch ca. 1 max. 2 mal die Woche sieht)war bei uns, als mein Sohn hingefallen ist und geweint hat. Ich ging zu ihm, hob ihn auf und versuchte ihn zu trösten. Er wollte sich bei mir nicht beruhigen lassen und streckte nach ein paar sekunden die Arme nach seiner Oma aus. Kaum auf dem Arm seiner Oma, war er auch schon wieder ruhig. Ich war schockiert. Ich liebe meinen Sohn über alles. Ich wiege ihn, wenn er weint, singe ihm Lieder vor, bringe ihn ins Bett (oder Papa), lass ihn bei uns im Elternbett mit schlafen, wenn er mal wieder nicht mehr einschlafen kann u. u. u. Ich kann nicht verstehen warum er so reagiert, wo ich doch alles für ihn tue. Ich habe vielleicht nicht die Zeit und Energie wie Oma, die eine Dauerbeschäftigung mit ihm betreiben, aber er muss doch auch lernen sich selber zu beschäftigen, oder was meínen Sie?? Ich bin total aus dem Häuschen und weiss nun nicht ob ich oder die Oma seine Bezugsperson ist. Kann ich noch etwas retten oder habe ich am Anfang zuviel falsch gemacht. Bitte versteht mich nicht falsch. Ich finde es total in Ordnung wenn er ein gutes Verhältnis zu seiner Oma hat, aber geht das nicht ein bisschen zu weit??? Liebe Grüsse Tamina

Mitglied inaktiv - 06.02.2003, 00:00



Antwort auf: Bezugsperson? -Vorsicht lang!

Hallo Tamina Kopf hoch! Sie sind die Mutter und Haupt-Bezugsperson für Ihren Sohn und werden es auch immer bleiben! Er wird halt nur einige Zeit benötigen um Das auch zu verstehen und zu fühlen.- Bitten Sie die Oma Ihnen zu helfen, indem sie mit dem Jungen auf dem Arm zu Ihnen kommt, sodass Sie langsam den handelnden Teil übernehmen, während die Oma als Statist daneben steht. Dass Ihr Sohn Sie anerkennt und liebt merken Sie an seiner Zufriedenheit, wenn die Oma nicht da ist und Sie mit Ihrem Mann seine Betreuung übernehmen. Sie haben Nichts falsch gemacht und brauchen deshalb auch Nichts zu retten. Nehmen Sie die Situation, wie sie ist! Ihr Sohn wird bald erkennen können, dass die Bindung zu den liebenden Eltern immer größer und anders sein wird als eine Bindung zu den liebenden Großeltern, Tanten, Onkel... Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 06.02.2003



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