Aggression unter Kontrolle bringen

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Aggression unter Kontrolle bringen

Liebe Sylvia, vor 1 Jahr habe ich Ihnen bereits einmal wegen meines Sohnes geschrieben, leider hat sich seitdem kaum etwas geändert. Unser Pirat ist nun 2 1/4 Jahr at und hat seit er 1 geworden ist, regelmäßig Beißattacken. Mittlerweile geht es soweit, dass er auch für ihn unbekannte Erwachsene beißt oder haut. Erst vor 2 Tagen musste ich die durchaus unangenehme Erfahrung machen als mein Mann ihn für eine halbe Stunde ins Büro brachte. Anfangs war er ausgeglichen, sagte jedem "hallo" oder gab er die Hand. Er ließ sich ohne Theater von anderen hochnehmen oder streicheln. Plötzlich rastete er völlig aus und biss sich durch das ganze Kollegium bzw. teilte ordentlich aus. Ich hätte gedacht, dass er bei Unbekannten eine gewisse Scham hätte, aber offensichtlich sind für ihn Fremde auch kein Grund sich zügeln. Im KiGa muss die Erzieherin ihn jedes Mal, wenn sie kurz aus dem Raum muss, mitnehmen denn sonst fällt er über die anderen Kinder her. Auch diverse Erzieher wurden bereits teilw. blutig gebissen oder gehauen. Er kennt absolut keine Grenzen und hört weder auf mich noch auf meinen Mann. Mittlerweile würde ich sagen, dass wir mit ihm überfordert sind. Ein Prügelkissen wird von ihm nicht angenommen, dafür muss desöfteren seine große Schwester (5,5) oft hinhalten (Haare ziehen, kratzen, beißen, nur ein paar Beispiele aus seinem Repertoir). Ein wirklicher Grund ist für uns so gut wie nie erkennbar, es ist als ob man plötzlich einen Schalter umgelegt hätte. Sogar Kuscheleinheiten können schon mal blutig enden... :o( Wie können wir diese Ausraster vorbeugen oder zumindest entschärfen? Unsere Tochter tut uns unendlich leid, sie lässt das alles über sich ergehen und wehrt sich sogut wie nie. Wie kann sie sich besser vor ihm schützen? Sollen wir ihr erlauben die "Auge-um-Auge-Taktik" anzuwenden? Ich habe das Gefühl, dass sie schon seit längerer Zeit unter ihm sehr leidet. Solche Attacken kommen zwischen 1x und 3x Tag vor - er hat also durchaus sehr liebe, ausgeglichene Momente, dann kann man mit ihm auch schon gaz vernünftig reden und argumentieren auch wenn es seiner Vorstellungen nicht entsrpicht. ________________________________________________________ Und dann noch gleich eine weitere Frage... Stichpunkt: Futerneid. Der Kleine klaut gerne beim Essen unsere Teller. Also nicht nur ein paar Häppchen sondern die ganzen Teller und schibet seinen eigenen zur Seite. Er will nicht/ weigert sich völlig seine Sachen zu essen auch wenn wir alle genau dasselbe essen. Aber wehe ich nehme seinen Teller weg. Er rastet aus, schmeisst alles auf den Boden, will seinen Teller zurück und auch den von mir oder seiner Schwester. Am liebsten alles haben, am besten immer das, was der andere hat und dann am Ende so gut wie nichts essen. Isst er einen Apfel, ist so lange alles i.O. bis seine Schwester sich auch einen Apfel geholt hat. Dann will er sofort den anderen Apfel, schmeißt seinen eigenen auf den Boden, spuckt sogar das aus, was er im Mund hat, er fängt an zu schreien und zu heulen, im schlimmsten Fall schmeißt er sich auf den Boden auch, wenn wir ihm erklären, dass er einen eigenen Apfel hat und er doch viiiiieeel besser schmecke. Kein Chance. Haben Sie irgendwelche Tipps, wie wir dieses Theater umgehen könnten? Auf gemeinsame Mahlzeiten würden wir natürlich nicht verziechten wollen. Vielen Dank und sonnige Grüße Amelie

von Bobby_Car am 25.02.2016, 11:44



Antwort auf: Aggression unter Kontrolle bringen

Liebe Amelie, Ihr Sohn scheint von einer inneren Unruhe geplagt zu werden. Ist zuviel Gewusel um ihn herum, wie im Kiga oder im Kollegium, dann bricht diese Unruhe aus ihm heraus und er beißt. Seine Lösung um die Angespanntheit herauszulassen. Dies könnte der Grund für das Beißen nach Ihrer Beschreibung sein. Was tun? Sorgen Sie immer wieder für Ruhephasen, in denen keine Ansprüche an Ihren Sohn gestellt werden. Lesen Sie ihm etwas vor, kuscheln, aber nur kurz und gehen ganz viel mit Ihrem Sohn nach draußen. Das muss jeweils gar nicht so lange sein, aber diese "Frischluft"- Auszeiten werden Ihrem Sohn gut tun. Planen Sie entweder ganze Nachmittage an der frischen Luft ein oder aber zwei kurze Aufenthalte. Einfach nur für Ihren Sohn zum Abschalten. Raus aus den vielen Reizen. Gleiches kann im Kiga hilfreich sein. Auch, wenn es so manches Mal schmerzhaft ist, so sollte Ihre Tochter sich nicht "Auge um Auge" wehren. Ihr Sohn soll ja lernen, dass das Beißen nicht in Ordnung ist. Bzgl. des Essens, sollte sich Ihr Sohn aussuchen, was auf den Teller kommt. Stellen Sie die verschiedenen Komponten einer Mahlzeit auf den Tisch und Ihr Sohn sucht aus. Natürlich dürfen Sie die Mengen beschränken, wenn er z.B. nur Fleisch möchte, aber auch Gemüse essen soll. Lassen Sie sich zudem nicht den Teller wegnehmen. Setzen Sie Ihren Sohn so an den Tisch, dass er nicht an Ihre Teller herankommt. Zwischenmahlzeiten, wie z.B. Apfel, fangen Sie gemeinsam an. So sieht Ihr Sohn, dass seine Schwester die gleichen Äpfel isst, wie er. Wirft er seinen Apfel trotzdem herunter, dann ist für ihn die Mahlzeit beendet. Räumen Sie Teller und Apfel weg und versuchen, Ihren Sohn auf andere Weise abzulenken, in dem Sie z.B. ein Spiel vorschlagen, damit er aus dem "Teufelskreis" herauskommt. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 26.02.2016



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