Abnabeln auf die sanfte Tour? Vorsicht: sehr lang!

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Abnabeln auf die sanfte Tour? Vorsicht: sehr lang!

Hallo, liebe Frau Schuster, meine Große wird im August 2. Seit Juni hat sie ein kleines Schwesterchen. Nun überlegen wir , auch zu meiner Entlastung, die Große ab Ende September freitags für 2 Std. in eine Spielgruppe ohne Mama zu schicken. Es sind dort max. 12 Kinder, betreut von einer Erzieherint. Carola ist für ihr Alter sehr aufgeweckt, an allem interessiert, sprachlich und motorisch sehr weit für ihr Alter und trotzt gerade mehr oder weniger massiv und laut. Mit dem Schwesterchen kommt sie gut klar, sie liebt die Kleine, will Schnuller geben, assistiert beim Wickeln, streichelt sie gerne etc. Ok, wenn die Kleine mal länger schreit, ist sie auch mal überfordert - und das kann ich gut verstehen - und will, dass ich die Kleine wieder zurück in die Wiege lege. Generell gibt's keine Probleme, nur dass sie halt sehr Mama und Papa bezogen ist. Mit ein paar wenigen Erwachsenen kommt sie gut klar. Aber ausser Haus ist sie Erwachsenen gegenüber sehr forsch, spricht ungewöhnlich leise ode nuschelt, und versteckt sich ggf. hinter Mamas Bein. So und nun: wie mache ich ihr den Einstieg in die Spielgruppe so sanft wie möglich, dass es doch noch erfolgreich wird? Oder ist es im Zusammenhang mit der Geburt ihres Geschwisterchens doch noch zu früh? Die Räumlichkeiten sind ihr schon vertraut - von der Krabbelgruppe, die wir immer noch besuchen werden. Habe mit der Erzieherin telefoniert und ihr meine Bedenken erklärt, so in etwa, dass es auch für mich ein Loslassen ist und dass ich das meiner Tochter nicht wie etwa ins kalte Wasser schmeissen sondern auf die sanfte Tour bescheren möchte. Sie hat mich irgendwie verstanden und mir dann erklärt, dass die Mütter "draussen" bleiben, d.h. im Vorraum zum Spielraum (dazwischen gibt's eine Glaswand). D.h. ich übergebe sie im Vorraum, wo wir unsere Jacken aufhängen und unsere Schuhe ausziehen und kann dann dort noch eine Weile sitzen bleiben ... Ich stelle mir das nicht einfach vor und befürchte, dass meine Tochter a) entweder zu mir rauskommen wollen wird (die Türklinken sind niedrig, sie kann die Tür problemlos öffnen) und es zur Krise kommt, wenn sie mich dort sieht und aufgehalten wird, raus zu kommen - unschön; oder b) an der Scheibe kleben und zu mir Kontakt halten wird, bestenfalls ohne zu Weinen ... Viel humaner finde ich es, wenn ich sie dorthin begleiten kann und die Möglichkeit habe, mindestens 15 Min. mit ihr und der Erzieherin zu verbringen, um auch zu signalisieren "die finde ich ok, du kannst denen auch vertrauen" und sie dann dort ein wenig mit den Kindern und den 2 Frauen warm werden zu lassen, bis ich ganz klar sage: "Du, ich bin jetzt mal kurz weg, komme aber gleich wieder." Was meint ihr? Sanfter Einstieg? Sprung ins kalte Wasser riskieren? Das mit "Mutter hinterm Fenster" gefällt mir irgendwie nicht so gut. Wie kann ich Carola sinnvoll auf die 2-stündige Trennung von mir vorbereiten? Sie war ausser mit meiner Mutter noch nie mit anderen ohne Mama und Papa für mehr als ein paar Minuten weg. Wie habt Ihr es mit Euren Kleinen gemacht? Habt ihr Tipps für mich? Was hilft em besten, wenn das Kind den Umgang mit Fremden nicht so gewohnt ist und nur die Eltern als Bezugspersonen hat? Was tun, wenn sie am Freitag darauf nicht mehr dorthin will? (Von meiner Art aus bin ich eine, die eher überzeugt, als forciert und die auch selbst eher durch Überzeugen oder freundlich gebeten Werden als unter Druck zu etwas zu bewegen ist.) Huch, das war jetzt ganz schön viel ... Sorry, wenn es zu lang geworden ist. Liebe Grüße Cora (bestimmt keine Glucke aber auch kein Hardliner) PS: Ist es sinnvoll, mit der Erzieherin die "Übergabe" noch ein Mal zu besprechen, wenn es mir noch unwohl bei dem Gedanken ist, damit ich auch besser vorbereitet bin und mich richtig und ihr gegenüber kooperativ verhalte ...

Mitglied inaktiv - 30.07.2005, 22:54



Antwort auf: Abnabeln auf die sanfte Tour? Vorsicht: sehr lang!

Hallo Cora In jedem Fall sollten Sie mit der Erzieherin über Ihre Bedenken noch einmal sprechen, da beiderseitige Offenheit und ehrlicher Erfahrungsaustausch äußerst wichtig sind, um sowohl Ihrer Tochter als auch Ihnen dise erste Lösung zu erleichtern. Wenn Ihre Tochter aus der zukünftigen Gruppe schon ein anderes Kind kennt, kann sie vielleicht gleich mit diesem Kind zum Spielen in diese Gruppe gehen, nachdem Sie selbst ein paar Mal mit ihr gemeinsam zu Besuch dort waren. Steigern Sie Ihre Abwesenheit dann recht behutsam und abhängig vom Verhalten Ihrer Tochter. Regen Sie sie zu einer konkreten Aktivität während Ihrer anfangs recht kurzen Abwesenheit an, fragen Sie anschließend nach ihrem "Werk" und freuen Sie sich mit ihr gemeinsam. Bezüglich der Glasscheibe teile ich Ihre Sorgen und kann erfahrungsmäßig nur davon abraten, dass Ihre Tochter Sie während der "Spielstunde" sehen, aber nicht berühren kann. Warum sonst gibt es z.B. bei Therapiestunden "nur" sog. Einwegscheiben, bei Denen das Kind die Mutter nicht sieht, die Mutter aber den Stundenverlauf beobachten kann?- Sonntägliche Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 31.07.2005