3jähriger nicht zu bändigen

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: 3jähriger nicht zu bändigen

Liebe Frau Ubbens, Ich bitte um Ihren Ratschlag. Mein einziger Sohn wird nun 3 Jahre. Ich habe das Gefühl dass ich allmählich die Kontrolle über ihn verliere. Er hört nicht zu wenn ich was sage. Er macht was er will. Nach 10maligen Aufrufen und Ermahnungen tut er das von mir Gewollte oder ich nehm ihm das Teil Weg. Zusammenräumen macht er nicht. Nach ständigen Aufforderungen ob er mit mor gemeinsam aufräumt, er machst nicht, mach ich es selbst. Wenn es Zeit zu schlafen ist, dreht er durch. Er erpresst mich, 1 Roter Traktor Video und dann schläft er. Nix da. Er schläft nicht. Er hat dann Durst, dann muss er aufs Wc, dann muss er was holen usw. Bis ich ausraste und ihn anschreie. Dann schreit er zurück. Er läuft dann weg vom Bett. Ich hol ihn wieder zurück. Dann schlägt er auf mich ein und beißt mich. Am Ende dieser 1 stündigen Streitigkeit setze ich ihn ins Auto und fahre bis er schläft. Das ganze spielt sich nur am Nachmittag ab, wenn er mit mir alleine ist. Er will nicht schlafen und ist aber todmüde. Beim Essen bleibt er nicht mehr sitzen. Das ist auch neu. Bei meiner Mutter oder meinem Schwiegervater ist er das bravste Kind und zu Hause führt sich auf dass mir Angst und Bange wird. Was mache ich falsch? Mein Mann sagt ich sei zu inkonsequent. Ich bin momentan sehr traurig, weil ich mir schlecht vorkomme weil ich ihn angeschrien hab. Ich hab ihm auch schon einfach mal ins Zimmer gesetzt, sozusagen bis er sich wieder beruhigt hat und ich mich auch. Dann kommt er heraus und schmeißt Sachen die Stiege hinunter. Er läuft auch ständig und geht nicht normal. Irgendwie ist er immer auf Hochtouren. Bitte geben Sie mir einen Rat was ich ändern kann. Ich weiß es liegt viel an meiner Verhaltensweise. Danke!

von Ahl12 am 11.11.2015, 16:27



Antwort auf: 3jähriger nicht zu bändigen

Liebe Ahl12, bringen Sie viel Struktur und Rituale in den Tagesablauf. Das fängt damit an, dass morgens z.B. nach dem Aufstehen sich erst gewaschen und angezogen und dann gefrühstückt wird. Sie überlegen sich, wie jeder Tag gleich beginnen kann. Auch nachmittags sollte es bestimmte Abläufe geben, die sich wiederholen, damit sich Ihr Sohn daran orientieren kann. Fordern Sie ihn zu etwas auf, dann gehen Sie dazu zu ihm auf Augenhöhe. Achten Sie darauf, dass er sich in dem Moment mit nichts anderem beschäftigen kann. Nur so können Sie sicher gehen, dass er Ihnen auch wirklich zuhört. Sie müssen auch nicht alles 10 Mal wiederholen. Ihr Sohn soll sich beispielsweise die Hände waschen damit Sie gemeinsam essen können und macht es nicht. Dann sagen Sie ihm in ruhigem Ton, dass Sie dann schon einmal alleine anfangen. Tun Sie es dann auch, achten aber darauf, dass Ihr Sohn sich nicht mit anderen Dingen beschäftigen kann. Beim Aufräumen geben Sie ihm konkret vor, was er tun soll. "Du räumst die Autos in die Kiste und ich räume die Bücher ins Regal." Gestalten Sie es von Anfang an so, dass Sie gemeinsam aufräumen. Haben Sie soviel Geduld darauf zu warten, dass Ihr Sohn mit anfässt. Es wird ein paar Tage dauern, bis er die neue Regel verstanden hat, denn er wird abwarten, ob Sie nicht wie bisher doch irgendwann alleine aufräumen. Sie haben die Ausdauer, so lange in Ruhe zu warten, bis er auch aufräumt. In der Zeit sollte er aber nicht weiter spielen können. Für abends überlegen Sie sich ein Ritual, das Sie jeden Abend durchführen. Es kann gerne so sein, dass es jeden Abend eine Folge vom roten Traktor gibt und Sie ihm dann eine kleine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen. Anschließend sagen Sie ihm Gute-Nacht und gehen aus dem Zimmer. Steht Ihr Sohn auf, dann legen Sie ihn immer wieder geduldig hin. Wichtig ist, dass Sie dabei ruhig bleiben. Ihre Anspannung, Ihr Schreien, überträgt sich auch auf Ihren Sohn. Nach ein paar Tagen wird er verstanden haben, dass sein Schreien etc. keinen Erfolg hat und liegen bleiben und entspannt einschlafen. Wenn Sie es lieber möchten können Sie Ihren Sohn auch in seinem Zimmer in den Schlaf begleiten, dies aber jeden Abend auf die gleiche Art und Weise. Tagsüber sollten Sie viel mit Ihrem Sohn nach draußen gehen. Er darf rennen, toben, klettern und sich dabei ordentlich auspowern. Es wird ihm und Ihnen gut tun, denn draußen sind die Kinder i.d.R. wesentlich ausgeglichener und es gibt nicht so viele Uneinigkeiten wie zu Hause. Zur Beruhigung: Kinder testen ihre Grenzen am stärksten bei der engsten Bezugsperson und das ist meist die Mutter. Die Kinder wissen, dass die Mama sie immer lieben wird. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 12.11.2015