3 jähriger will nur zum Vater!!

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: 3 jähriger will nur zum Vater!!

Sehr geehrte Frau Schuster, ich schreibe ihnen heute in der Hoffnung, dass sie mir vielleicht weiter helfen können. Kurz zu uns wir sind eine Vierköpfige Familie - Mama, Papa, Finn (im Dezember 3 geworden) und Mara (9 Monate). Im Grunde ist das Familienleben schön, jedoch bin ich mit dem großen momentan etwas überfordert. Grundsätzlich ist er ein liebes, offenes, selbständiges Kind. Er geht seit vier Wochen in den KiGa. Dort sagt die Erzieherin, das er sich sehr schnell und gut eingelebt hat (blieb schon am 2.ten Tag alleine im KIGa) und sich auch gut integriert, mit allen Kindern auskommt uns sehr selbständig ist. Er wäre zwar öfters etwas bockig, aber das wäre das Alter er testet eben. Ich bin ich auch sehr stolz auf ihn. Doch ist er sehr auf den Papa bezogen - und zur Zeit komme ich damit kaum noch klar. Ich will nicht ausschließen, dass ich manchmal denke: Da war ich 3 Jahre jeden Tag mit ihm zusammen und er will nur den Papa. Aber ehrlicherweise nervt es mich, dass er so Papa bezogen ist. Ich vermute angefangen hat es, als wir vor 1 1/2 Jahren bauten. Mein Mann hat den Hausbau alleine gemacht und kam deswegen die meiste Zeit spät nach Hause. Finn hat ihn oft nicht gesehen. Nur am Wochenende oder wenn ich zur Bausstelle fuhr. Gleichzeitig wurde ich wieder schwanger. Als wir von knapp einem Jahr umgezogen sind, hat mein Mann angefangen, den großen ins Bett zu bringen (was ich bisher gemacht hatte) - einfach als Vorbereitung, dass wenn seine Schwester da ist, ich am Anfang nicht mehr so flexibel bin. Das hat auch alles gut geklaptt. Eigentlich zu gut. Vor knapp einem Jahr fing es dann, dass Finn sich nur noch von meinem Mann die Zähne hat putzen lassen wollte - wenn ich es machen wollte, bekam er einen Schreianfall. Oder er wollte/konnte nicht mehr laufen und ausschließlich sein Papa sollte ihn tragen! Dies nur als kleines Beispiel. Wir haben es darauf geschoben, dass er lange Zeit seinen Papa so selten gesehen hat und ich wieder schwanger war. Damals war es auch nur so, wenn mein Mann dabei war. Wenn ich mit ihm alleine war, kamen wir super zurecht und war es auch sehr harmonisch. Aber heute ist es sehr extrem geworden: Wenn er nachts aufwacht und ich zu ihm hingehe, fängt er an zu weinen und zu schreien, dass sein Papa kommen soll; Abends soll ich nur in wirklichen Ausnahmefällen was vorlesen, ins Bett gebracht werden will er eben ausschließlich vom Papa; in den Kindergarten will er manchmal gar nicht erst (klar die Phasen gibt es, aber er will NUR zum Papa) sondern warten bis der Papa zu Hause ist; wenn er aufwacht ist sein erster Satz: wo ist der Papa? Wenn ich ihm dann erkläre, er ist an der Arbeit, steigert er sich ins wieder Schreien hinein. Gestern erst sagte ich zu ihm, ich spiel was mit dir und der Papa mal was mit deiner Schwester: da sagte Finn nur: Ne, der Papa soll nicht mit der Mara (Schwester) spielen, er spielt mit mir und nur mit mir. Manchmal kommt es vor, dass er auch mit mir spielen will aber eher nur selten. Das weitere Problem ist mein Mann. Meines Erachtens unterstützt er seinen Sohn in dem Verhalten auch noch. Wenn Finn z.B. grade Mara geschubst hat, so dass sie hingefallen ist, steht mein Mann daneben und sagt gar nichts. Ich denke mir, dass sich die Schwester mit 9 Monaten noch nicht wehren kann und erkläre ihm, dass er das nicht darf. Dabei grinst er und läuft zum Papa. Anstatt mir beizupflichten oder selber was zu sagen, bekomme ich von meinem Mann nur gesagt: sie hat doch gar nicht geweint. Aber man muß doch nicht erst was sagen, wenn die Schwester sich richtig wehgetan hat und doll weint, oder? Es kommt sogar sehr oft vor, dass wenn ich mit dem großen schimpfe, mein Mann mich vor den Kinder wörtlich in Frage stellt! Beispiel: ich habe Finn schon 3/4 mal gesagt, er soll seine Spielsachen wegräumen bevor er etwas anderes spielt. Ich muß auch gestehen irgendwann wird mein Ton etwas ruppiger, aber im gleichen Atemzug wirft mir mein Mann vor: warum motzt du ihn an?? Sicher hätte ich es ruhiger sagen können, aber auch ich habe mit zwei Kinder tagtäglich Arbeit und manchmal bin etwas genervt. Das Ende der Geschichte, mein Mann sitzt dann da und räumt Finns Spielsachen fort und mein Sohn grinst mich an. Ich weiß innerlich, dass ich momentan zu streng bin, aber ich habe augenblicklich das Gefühl, dass mein Mann und ich zwei völlig verschiedene Erziehungsmethoden haben und ich versuche meiner Meingung nach auszugleichen - Ich versuche einen gewissen Ablauf und Regeln einzubringen und mein Mann überlässt die Entscheidungen meist unserem Sohn. Das heisst nicht, dass er bei mir nichts darf. Im Gegenteil, sonst wäre er vielleicht nicht so selbständig. Ein kleines Beispiel vielleicht: es ist Essenszeit (Abends), mein Mann fragt unseren Sohn: willst du was Essen ?(leider isst er im Augenblick nicht viel, so dass er schon mit am Tisch sitzen sollte und wenigstens was probieren sollte), unser Sohn: nein hab keine Lust und keinen Hunger. Klar er ist ja auch im Spielen vertieft und das er dann was anderes machen soll!Eigentlich verständlich das er keine Lust hat. Aber mein Mann gibt sich damit zufrieden und lässt ihn spielen. Ich im Gegensatz sitze auf meinem Stuhl und weiß nicht mehr weiter. Für mich ist es wichtig, dass wir zumindest abends Allemann am Tisch sitzen. Gut wenn er wirklich keinen Hunger hat (aber man kann ja Kompromisse machen; du isst jetzt ein halbes Brot dann kannst du noch einen Augenblick weiterspielen) muß ich das akzeptieren, aber ich kann doch meinen Sohn nicht entscheiden lassen, ob er sich an den Tisch mit setzt?! Oder vielleicht doch? Wie gesagt bin ich momentan am Ende meiner Kräfte. Auch weil die Erziehungsfrage zwischen meinem Mann und mir im Wege steht. Am liebsten wäre es mir, wenn uns einfach eine neutrale Person mal zuhört und uns vielleicht weiterhelfen könnte. Doch mein Mann meint immer nur, dass brauchen wir nicht. Allerdings denke ich, dass wir so nicht weiterkommen und das unserem Sohn auch nicht guttut. Er braucht doch Eltern, die zusammen erziehen und nicht gegeneinander!! Ansonsten ist er wie gesagt ja sehr lieb und auch lieb und fürsorglich seiner kleinen Schwester gegenüber. Und auch seine Schwester liebt ihn sehr. Aber ich denke es Zeit was zu unternehmen beziehungsweise das Problem anzugehen, bevor es irgendwann zu spät ist! Oder cielleicht ist das auch alles ganz normal und irgendwann wird es wieder besser??!! Vielleicht können sie mir einen Tip geben wie ich mich weiterverhalten soll.. lg hexilie

Mitglied inaktiv - 20.01.2009, 10:33



Antwort auf: 3 jähriger will nur zum Vater!!

Hallo Ratsuchende Bitte suchen Sie unbedingt das Gespräch mit Ihrem Mann ohne die Anwesenheit der Kinder. Sagen Sie ihm, dass Sie z.Zt. sehr unzufrieden sind und dass Sie BEIDE einmal Ihnen wichtige Eckpunkte in der Erziehung festlegen sollten. Hat z.B. ein Elternteil bereits zu einem Konflikt o.Ä. gegenüber Finn Stellung bezogen, hat der Andere sich dann rauszuhalten! Möchten Sie BEIDE, dass Ihr Sohn wenigstens eine Weile mit am Tisch sitzt, wenn er auch scheinbar keinen Hunger hat, haben Sie BEIDE sich daran zu halten! Möchte Ihr Sohn nicht alleine aufräumen -wie nahezu alle Kinder- wird eben gemeinsam aufgeräumt (vielleicht in einem lustigen Wettspiel?), damit sich die Vorstellungen von Ordnung zwischen Ihrem Sohn und Ihnen angleichen! Bitte setzen Sie sich insgesamt noch selbstbewußter durch! Möchte Ihr Sohn nicht, dass Sie ihm die Zähne putzen, wird er es halt SELBER machen müssen! Dürfen Sie ihm keine Geschichte vorlesen, wird er gar keine Geschichte hören können, weil der Papa auch mal etwas Anderes zu erledigen hat! Wecken Sie in Ihrem Sohn den Beschützerinstinkt gegenüber seiner kleinen Schwester, indem Sie ihm zeigen und sagen, wie stolz Sie darauf sind, auch schon einen großen Sohn zu haben. Loben Sie sein Können, seine Selbstständigkeit und Hilfsbereitschaft und bitten Sie ihn, seiner schwächeren Schwester zu helfen, damit sie mal genauso stark werden kann wie er.:-) Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 20.01.2009



Antwort auf: 3 jähriger will nur zum Vater!!

Hatte das gleiche Problem. Versuche mit deinem Mann zu reden, dass ihr euch in euren Entscheidungen einig seit, sonst spielen die Kinder euch unterneinander aus. Bleib konsequent in deinen Entscheidungen, die Kinder brauchen Grenzen und Wege, wo es langgeht. Mein Mann war immer schwammig in seinen Entscheidungen bzw. es gab keine. Vielleicht, frag Mama, evtl. usw. Ich war immer die "Böse", da ich "erzog". Die Kinder merken sehr schnell, was sie dürfen und was nicht. Es wird leichter, wenn sie älter werden, da sie klare Anweisungen benötigen und dich mit deinen klaren Entscheidungen besser akzeptieren. Wünsche dir alles gute!

Mitglied inaktiv - 21.01.2009, 10:14