zurück| Geschrieben von Mamachen am 05.11.2019, 14:34 Uhr |
Tochter nimmt mich nicht ernst
Meine Tochter (13) ist ein sehr stürmisches, wildes Mädchen, das oft und gerne in der Schule aneckt. Auch von mir lässt sie sich sehr, sehr ungerne etwas sagen. Zum Beispiel waren wir letztens bei Freunden, wo es viele Süßigkeiten gab. Sie hat sich gleich die Taschen damit vollgestopft. Als ich sie augefordert hab, die Süßigkeiten wieder in den Schrank zu legen, hat sie patzig gesagt: "Du hast mir gar nichts zu sagen." Also wurde mein Ton etwas schärfer und ich hab ihr, weil mir in dem Moment nichts Besseres eingefallen ist, eine Woche Süßigkeitenverbot angedroht. Ich weiß einfach manchmal nicht mehr, was ich noch sagen kann, damit sie hört. Eine Woche Süßigkeitenverbot ist zwar Käse, aber wie gesagt: Ich weiß einfach manchmal nicht mehr, was ich noch machen soll. Das ist inzwischen schon eine Art Teufelskreis: Meine Tochter macht Unsinn, ich übertreibe es dann gleich mal mit meinen unsinnigen Drohnungen, sie nimmt mich dann sowieso nicht mehr ernst. Was kann ich tun?
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Re: Tochter nimmt mich nicht ernst
Antwort von Schniesenase am 05.11.2019, 15:43 Uhr
Hallo Mamachen,
sie versucht sich eine neue Autonomie zu verschaffen, indem sie gegen Deine Regeln opponiert. Dagegen gibt es kein Patentrezept und es wird sich auch nicht sofort ändern (Stichwort Pubertät), aber folgende Ideen habe ich für Dich:
Lass die Drohungen. Das hat keinen Zweck. Und wenn Dir doch mal eine Drohung rausrutscht, kannst Du auch sagen, dass das natürlich Blödsinn ist, Du aber dennoch nicht möchtest, dass sie... Wenn sie nach aller Deutlichkeit nicht darauf reagiert, wäre meine Möglichkeit, dass ich den Besuch abbreche und gehe. Die Diskussion über die Süßigkeiten würde ich zu Hause führen und auch darauf bestehen, dass sie sie zurück gibt. Oft ist es aber auch wie bei Hunden: Die starren sich an, bis einer nachgibt und wegsieht. Du musst einfach nicht diejenige sein, die wegsieht und weiterstarren, bildlich gesprochen.
Bestehe darauf, dass sie Dinge, die Du wirklich nicht ok findet, auch lässt. Da es bei Freunden war, kannst Du ihr anbieten, dass Ihr genauer zu Hause darüber sprecht, Du aber JETZT möchtest, dass sie die Süßigkeiten wieder zurücklegt. Vielleicht hat sie das Gefühl, bei Euch gibt es sowas zu wenig? Vielleicht ist hier eine Möglichkeit, ihr etwas entgegenzukommen? Das Gefühl, selbst auch ein Mitbestimmungsrecht zu haben, ist sicher wichtig für Deine Tochter.
Achte mal auf Dich: Kann es sein, dass Dein Kind noch immer viele Vorgaben und Regeln zu Hause hat, die eigentlich eher bei kleineren Kindern notwendig sind? Wie viel darf sie selbst entscheiden? Hat sie Taschengeld? Kann sie damit machen, was sie will? Könnte sie sich zu Hause auch mal problemlos ein paar Süßigkeiten nehmen? Oder muss sie oft um Dinge betteln und bitten? Wenn da irgendwelche Jas bzw. beim Taschengeld auch Neins in der Antwort erscheinen, wäre das vielleicht zu überdenken. Manchmal übersieht man, dass die Kinder älter werden und auch mehr Freiräume für eigene Entscheidungen, ggf. auch mal elterlich unpopuläre, brauchen.
Manchmal hilft auch die Antwort: Find ich nicht gut, weil..., aber Du musst wissen, was Du machst. Allerdings mache ich das nur bei Sachen, die mir nicht komplett gegen den Strich gehen bzw. keine Konsequenz für mich selbst haben. Wenn mein Kind sich bei Freunden die Taschen voll mit Süßigkeiten stopft, ist das sehr peinlich. Genau das würde ich ihr auch sagen.
Viel Erfolg! Du wirst bestimmt noch viele andere hilfreiche Tipps bekommen.
VG Sileick
Re: Tochter nimmt mich nicht ernst
Antwort von pauline-maus am 05.11.2019, 22:23 Uhr
Vornweg, in diesem alter ist der Ton schon etwas rauher den Eltern gegenüber, damit sollte man leben, wenn der Respekt aber noch vorhanden ist.
Meines Maus hat auch Ambitionen dazu, nur weiss sie aber wo ihre grenzen sind oder merkt es ,wenn ich scharf sage, das es nun reicht
Ich denke sie merkt natürlich deine Hilflosigkeit und nutzt das aus, dies ist sicher nicht erst jetzt entstanden,sondern war ein schleichender Prozess über Jahre, bis zur Pubertät hatte dein Kind bereits viel Zeit, genau zu beobachten und zu lernen, wie Sie sich anderen Menschen gegenüber verhält und wie viel Respekt Sie zeigt
Lass bitte jetzt die teenikriese nicht zu deiner elternkriese werden
Nutze das diskutierfreudige dieser Altersgruppe und lasst es auch abendfüllende werden, wo Themen wie gegenseitiger Respekt, Moralvorstellungen und zwischenmenschliich Beziehungen auf den Tisch kommen
Und zeige grenzen auf, die bei Übertretung Konsequenzen haben, die auch weh tun...wäre hier : ich entziehe das Handy, TV am abend fällt aus oder ganz schlimm, das WLAN wird gesperrt.
Es ist ein Geben und Nehmen ,wenn man einigermaßen in Harmonie leben möchte
Re: Tochter nimmt mich nicht ernst
Antwort von Perspektiven am 06.11.2019, 3:50 Uhr
Hallo Bambini2018,
ich kann pauline-maus voll zustimmen.
Eine große Hilfe ist die Art des einfühlsamen Umgangs. Damit können Wogen gut geglättet werden.
Ich wünsche Dir Erfolg und ein demokratisches Miteinander ab diesem Alter.
Re: Tochter nimmt mich nicht ernst
Antwort von Mutti69 am 06.11.2019, 6:28 Uhr
Ich vermute, da hilft nur selber sehr respektvoll und verständnisvoll zu sein. Sie hat die Süßigkeiten nicht "geklaut"? Der Hinweis - möglichst mit einem milden Lächeln -, dass das unhöflich ist, hätte wahrscheinlich auch schon gelangt. Ich persönlich hätte scherzhaft gesagt "Prima, dann teilen wir nachher, das langt ja für zwei!"
Es ist wie in der Trotzphase im Kleinkindalter. Kämpfe nur die Kämpfe die sich wirklich lohnen...höre ihr zu, ihre Sorgen und Nöte und unterlass es sie in dieser Phase erziehen zu wollen. Erziehung findet nicht mit 13 statt, dafür waren die Kleinkind- und Kinderjahre wichtig. Da sollte genug hängen geblieben sein, auf das sich das Pubertier wieder besinnen kann, wenn die Synapsen im Gehirn neu geordnet sind.
Re: Tochter nimmt mich nicht ernst
Antwort von Mamachen am 06.11.2019, 14:46 Uhr
Vielen Dank, dass Du Dich meiner Sorgen so angenommen und so tolle Tipps hast! Werde ich ausprobieren!
Re: Tochter nimmt mich nicht ernst
Antwort von Philo am 07.11.2019, 23:18 Uhr
Meine Tochter macht Unsinn, ich übertreibe es dann gleich mit meinen unsinnigen Drohnungen, sie nimmt mich dann sowieso nicht mehr ernst.
Das ist des Rätsels Lösung!!
Du nimmst deine Tochter nicht ernst. Wieso soll sie Dich ernst nehmen. Hast Du mal hinterfragt, warum Deine Tochter sich die Süßigkeiten nimmt?
So wie Du es schilderst, reagierst Du über, es tut dir leid, du ziehst Konsequenzen nicht durch.
Wie soll Deine Tochter da Struktur / Regeln / Grenzen bekommen, die sie akzeptieren kann?
Außerdem beschreibst Du Deine REAKTIONEN, keine Aktionen, die im Vorfeld verhindern, dass Deine Tochter zu solchem Verhalten greift.
Meine Kinder wissen im Vorfeld immer, was ich von ihnen erwarte und solch ein Verhalten ist mir bei ihnen noch nie begegnet. Auch weil sie wissen, was bei Nichtbeachtung an Konsequenz folgt. Und die folgt!
Da schließe ich mich an!
Antwort von Sille74 am 10.11.2019, 15:06 Uhr
Und ergänzend: wenn Du möchtesg, dass Deine Tochter Dich ernst nimmt, musst Du sie auch ernst nehmen und altersentsprechend behandeln bzw. auf sie reagieren. So, wie Du das Theater mit den Süßigkeiten schilderst, könnte man meinen, es geht um eine Vierjährige und nicht um eine 13-Jährige.
Selbst bei meinen deutlich jüngeren Kindern (9 und 6 Jahre) schimpfe ich, wenn sie so ein Verhalten mal zeigen, nicht rum, sondern mache eine eher unauffällige Bemerkung, die sie an das erwünschte Verhalten erinnert und ggf. trotzdem auch ein bisschen an der Ehre packt. Hier in dem Fall hätte ich wahrscheinlich so etwas wie " Du denkst aber schon dran, dass die Süßigkeiten für alle reichen sollen ..." in leicht schneidendem Ton gesagt. Meistens genügt etwas in der Art. Und falls doch nicht, dann rede ich ein ernstes Wort mit den Kindern und diskutiere durchaus auch z.B. über gesellschaftliche Konventionen (z.B. warum man das halt nicht macht, sich selbst so zu bedienen, auch wenn vielleicht sogar ausreichend da ist). Letztlich darf durchaus ein bisschen das Gefühl bei den Kindern aufkommen, sie hätten sich durch ihr Verhalten blamiert, aber da sollen sie selbst drauf kommen. Beschämen in irgendeiner Form soll man sie natürlich nicht. Hat meine Mutter schon bei uns Kindern so gemacht. Hat gut funktioniert ... Allerdings müssen Grundlagen hins. erwünschtem und unerwünschtem Verhalten da sein, aber davon gehe ich jetzt mal aus
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