Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Lissi82 am 22.07.2019, 16:06 Uhr

Erziehungstipp

Hallo
Ich habe 2 Söhne, der Große ist gerade 3,5 Jahre alt und der Kleine wird jetzt Anfang August 2 Jahre alt.
Es geht in 1.Linie um den Großen.
Bis Januar war er bei mir, seitdem geht er in den Kindergarten.

Ich würde ihn als gutmütigen, sozialen Jungen, der temperamentvoll ist, bezeichnen.

Sein Verhalten momentan ist aber katastrophal, so kenne ich ihn nicht:
- er haut seinen Bruder ständig (der Kleine teilt natürlich auch aus)
Manchmal einfach im Vorbeigehen mit der Faust auf den Rücken
- alles und jeder ist Kacka, Arsch, Pipi
- er trietzt uns Eltern und seinen Bruder bis zur Weißglut.
- er weint sofort hysterisch los, haut sich selber
Wenn ich mit ihm rede und es erkläre, ist es ok, macht aber in dem gleichen Moment weiter. So als ob es gar nicht verstanden wurde, was wir gesagt haben.
Wenn ich schimpfe, dann brüllt er einfach los (man merkt richtig, dass er wütend ist), wenn ich ihm Privilegien wegnehme (abends kein Sandmann, kein Eis, Sonnenbrille wird abgenommen,oder ...) hört er sofort auf, sagt "darf ich Sandmann, darf ich Eis,..." und macht nach einer halben Stunde weiter.

Er hört nicht, z.B. er schmeißt mit Steinen, ich sag ihm, dass er das nicht darf, er kann jemanden verletzen oder kaputt machen. Dann lacht er und macht es nochmal. Ich nehme ihm die Steine ab, er brüllt aus Wut, schlägt um sich. Ich warte bis er sich beruhigt hat, erkläre es ihm. Er geht dsvon aus, dass er die Steine wieder haben darf. Ich sage nein, er brüllt wieder, spuckt los, weint hysterisch.
Ich erkläre es wieder. Nächster Tag, gleiches Szenario, er schmeißt wieder mit den Steinen. Und es geht von vorne los.

Mit ihm reden bringt nichts, da kommt nichts an, da ändert sich nichts, er lacht mich oftmals nur aus.
Ich will aber auch nicht, immer mit irgendwas drohen.
Ich bin echt überfordert.

Er ist aber nur bei uns so, im Kindergarten ist er kooperativer.
Bei anderen Kindern ist er richtig liebevoll. Am Spielplatz spielt man gerne mit ihm, da er gerne teilt und eher der Mitläufer ist.

Ist sein Verhalten noch normal?

Habt ihr Tipps für mich, wie ich damit umgehen soll? Ich bin echt ratlos...

Hat jemand eventuell einen Buchtipp, so eine Art Erziehungsratgeber?

 
8 Antworten:

Re: Erziehungstipp

Antwort von Jorinde17 am 22.07.2019, 18:08 Uhr

Es gibt definitiv Kinder, die für ihre Eltern anstrengender sind als andere. Inzwischen glauben viele Wissenschaftler, dass dies genetisch bedingt ist, es ist also eine Typfrage und hat oft nichts mit der Art der Erziehung zu tun. Dein Sohn ist - was in diesem Alter noch durchaus normal ist - ein sog. „unterkontrolliertes Kind“. Das heißt, er kann seine Impulse nicht kontrollieren und hat eine sehr geringe Frustrations-Toleranz.

Dass er den kleinen Bruder triezt, hat damit aber weniger zu tun, sondern das ist (leider) normal. Geschwister-Eifersucht ist unvermeidlich. Meine große Tochter hat ihren kleinen Bruder auch ziemlich aggressiv behandelt. Wichtig ist, dass man zwar dazwischengeht, aber nicht schimpft und keinem Kind die Schuld gibt, auch wenn man weiß, wer Schuld war. Schwer, ich weiß. Es ist aber wichtig, möglichst neutral zu bleiben und die Beiden nur zu trennen. Denn wenn man schimpft, vergrößert man die Eifersucht (und damit die Aggressivität) des gescholtenen Kinder noch mehr.

Das tatsächliche Kontrollproblem hat Dein Sohn eher bei Dingen, die nichts mit dem Bruder zu tun haben. Dass er sich mit Konsequenzen schwer tut, ständig über alle Grenzen hinweggeht usw. ist natürlich wahnsinnig anstrengend. Die Eltern dieser Kinder laufen viel mehr Gefahr als andere, ihr Kind anzuschreien oder auch zu schlagen. Denn unterkontrollierte Kinder kriegen einen: Sie gehen so oft bis an die Grenzen, bis die Eltern platzen. Sie tun das nicht absichtlich, sie können sich einfach selbst noch nicht stoppen.

Oft hilft hier kein Buch, sondern nur eine Erziehungsberatung oder auch ein Kinder-Psychologe. Nicht weil das Kind nicht normal wäre, es IST normal. Sondern weil unterkontrollierte Kinder besondere Bedürfnisse haben und eine Art des Umgangs brauchen, die man als Eltern und Laie nicht kennt. Z. B. haben diese Kinder oft ein auditives Problem: Sie hören Ermahnungen einfach nicht, wenn sie gerade wieder besonders wild, erregt, wütend oder frustriert sind. Das beschreibst ja auch Du von Deinem Sohn. Ein Trick besteht hier darin, dem Kind parallel zur gesprochenen Ermahnung gleichzeitig immer auch die Hände fest auf die Schulter zu legen. Der doppelte Reiz: Hand UND Stimme erreicht das Kind besser, als nur das Reden.

Von diesen Tricks gibt es mehrere. Wenn sich also die Situation bei Euch so zuspitzt, dass Ihr merkt, Ihr seid kurz davor, Euren Sohn zu schlagen (oder wenn das vielleicht sogar schon passiert ist), dann würde ich eher eine Beratung nutzen als ein Buch zu lesen. Eine Beratung nimmt der Belastung im Alltag oft recht schnell die Spitze. Man kann über schwierige Situationen reden, bekommt neue Tipps, kann den Erfolg ausprobieren, weitere Strategien erproben usw. Das entlastet sehr, weshalb man hier keine Scheu haben sollte.

Kostenlose Erziehungsberatung bieten u. a. die Caritas, die Diakonie, der Kinderschutzbund, die Lebenshilfe und weitere Organisationen an. Es sind immer Psychologen, die die Beratung vornehmen. Oft sind nur wenige Sitzungen nötig.

LG

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Re: Erziehungstipp

Antwort von Lissi82 am 22.07.2019, 19:37 Uhr

Hallo Jordine17,

Wow, erstmal vielen Dank für die konstruktive Rückmeldung.
Es ist auf jeden Fall gut zu lesen, dass es noch normal ist.

Auch die Tipps bin ich dankbar.
Ich gehe immer bei den Geschwistern dazwischen und schimpfe (aus dem Bauchgefühl raus).
Aber: ich habe meinen Sohn noch nie geschlagen. Trotzdem muss och zugeben, schreie ich ihn an.

Das mit dem Tipp der Erziehungsberatung ist super. Vielen Dank. Ich bin schon am googeln. Auf die Idee wäre ich nicht gekommen.

LG

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Re: Erziehungstipp

Antwort von ZoeSophia am 22.07.2019, 20:44 Uhr

Liebe Lissi!

Du hast quasi meine Kind beschrieben....
es ist sooooo anstrengenden manchmal. Manchmal ist es auch „himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt“ ..... Aber! Es wird besser! Im Nov wird mein Kind 5, jetzt ha es so ca. 5-7 solch „Anfälle“ in der Woche, vor allem abends wenn es müde ist oder Hunger hat. Es kann aber auch mal eine Woche oder so ruhig sein... So mit 2;5-3;5 waren es täglich mehrere solche Situationen....
was mich am meisten zur Weissglut bringt, ist dieses darauf los schreien und nicht mehr „rational“ anwesend sein. Komplett nicht mehr aufnahmefähig.... bei meinem Kind wirkt das Sprechen mit berühren der Schultern nicht wirklich, da wird es manchmal nur noch stinkiger.... was uns beiden hilft, die Situation verlassen, entweder geh ich weg (da wird aber meistens zuerst nochmals so richtig aufgedreht, danach aber schneller Ruhe) oder ich setze das Kind in ein anderes Zimmer! Ich habe zum Glück noch nie mein Kind geschlagen, aber, ich „verstehe“ diese Eltern bei „solch einem …Verhalten“. Ich bin sein ruhiger Mensch, mich stresst wenig, ich reg mich auch sehr selten auf.... auch früher nicht..... Aber, mein Kind.... ich wusste gar nicht, dass ich mich „so“ „aggressiv“ verhalten kann.... und leider, bringt das Zurückschreien nur wenig.... Aber, es ist ein Fentil.... und mir tut das Kind unendlich leiden dieser Situation!
( und, die Lieben übermütter, die jetzt sagen, schreien wäre auch Gewalt, denkt ihr nicht auch, dass wir das wissen??!! Und für all die die uns verurteilen, wünsch ich, das ihr auch mal so ein Kind haben werdet!)

So ist mein Kind aber nur zu Hause..... Darum nenn ich es manchmal mein Auswärtskind, denn da ist es ein Engel...


Lass Dich drücken! Es wird besser!

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Re: Erziehungstipp

Antwort von Lissi82 am 22.07.2019, 22:14 Uhr

Ah, danke.

Ich bin froh, deine Worte zu lesen.
Ja, ich verlasse auch den Raum oder "schmeiße" ihn mal raus.
Wenn er sich dann beruhigt hat, ist er der größte Kuschler, hängt mir am Hals, schluchzt. Es bricht mir das Herz.
30 Minuten später: weiter geht's. Da bin ich vielleicht noch sensibel und beim nächsten Mal, aber dann geht der Kreislauf wieder los.
Mein Problem ist wirklich: ich weiß nicht mehr wie ich reagieren soll. Was ist das "Richtige"?
Mir fehlt die Handhabe.
Zum Glück habe ich ihn auch noch nie geschlagen, ich weiß, das wird auch nicht geschehen, aber das ändert nichta daran, dass sich was ändern muss...
Aber gut zu wissen: es wird besser

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Re: Erziehungstipp

Antwort von cube am 23.07.2019, 7:57 Uhr

Neben den schon genannten Dingen noch eine Anmerkung:

Die Konsequenzen für sein verhalten sollten nicht Dinge sein, die erst später erfolgen wie "kein Sandmännchen" und dazu auch gar nichts mit seiner Aktion zu tun haben.
Das kann er nicht in Zusammenhang bringen und hat eben ja ach keinen Effekt.

Besser wäre ihm anzukündigen, dass ihr nach Hause geht/wieder rein geht, wenn er weiter mit den Steinen wirft zB oder er dann (Spielplatz) eben erst mal bei dir sitzen bleiben muss, a so nicht spielen darf.
Du brauchst auch nicht immer wieder alles erklären, was du bereits x-mal erklärt hast.
Du erinnerst ihn kurz daran, dass Steine werfen verboten ist (er weiß bereits warum) und kündigst eben die Konsequenz an.
Diese musst du dann aber auch durchziehen und deine Ohren auf Durchzug stellen ;-)
Lass dich nicht immer wieder auf Diskussionen ein - die machen euch beide nur noch wuschiger und kochen die Emotionen immer wieder aufs Neue hoch.

Haut er euch, kannst du ihm freundlich-bestimmt sagen, dass dir das weh tut, du es nicht möchtest und deswegen jetzt das Zimmer verlässt.
Versuche Konsequenzen zu finden, die in einem logischen Zusammenhang stehen und sofort geltend gemacht werden können.

"Pipi, kacka" etc ist eine normale Phase - die haben alle Kinder. Und das Tollste daran: die Eltern gehen so schön steil darauf :-)
Reagiere da gar nicht jedesmal drauf. Wenn es überhand nimmt, mach einfach mal kurz mit. Ernsthaft. Sowas wie "echt, das ist wirklich kacka" zB. Oder "was, Kacka auf dem Brot? nein, ich nehm lieber ...". Und dann klappt es meist auch Besser mit dem Beenden wenn du dann irgendwann sagst, dass es jetzt aber mal reicht. Bzw. dann ignorieren - wenn die Eltern sich darüber nicht mehr aufregen, ist das Nennen solcher Wörter auch nicht mehr interessant.

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Re: Erziehungstipp

Antwort von Baerchie90 am 23.07.2019, 8:30 Uhr

Wir fahren ganz gut mit erlaubten Alternativen.
Also wenn mein Kind mit Steinen wirft, schaue ich nach einem Ort, wo er das ohne Schäden zu verursachen tun kann. Dafür reicht es meist schon, wenn wir etwas abseits gehen und einen Punkt vereinbaren, den er abwerfen kann.

Privilegien nehme ich eigentlich nie weg, sondern begleite ihn dann enger, hole ihn direkt zu mir oder beende eben die Ausflüge, wenn es anders nicht geht.

Und wir gestalten unsere Woche möglichst stressfrei und ruhig. Nicht zu viele Aktivitäten, nicht zu lange unterwegs sein und immer mal einen Tag "Pause". Als Sohnemann noch nicht in den Kindergarten ging, waren wir meist einen Tag unterwegs und den nächsten dann Zuhause.
Seit er 5,5 Jahre alt ist geht er in den Kindergarten, da läuft es relativ reibungslos ab, aber danach ist er einfach platt, also bleiben wir daheim. In Ausnahmefällen gehen wir abends nochmal zu zweit raus, in der Regel bleiben wir aber daheim und er spielt den restlichen Tag was er möchte.
Ausflüge (zum Spielplatz oder sonstiges) oder Spielverabredungen legen wir auf Samstag / Sonntag.
Sonst wird es schnell zu viel, dann rennt er nur noch rum, überdreht völlig und kann nicht mehr zu hören. "Auslachen" ist auch oft dabei, wobei das bei uns mehr aus Überforderung und Unsicherheit kommt. Meist kippt die Stimmung binnen Sekunden, so kam es mir zumindest früher vor, inzwischen kann ich sein Verhalten auch schon früher einordnen. Wenn es soweit ist, versuche ich ihn möglichst schnell aus der Situation zu holen und dann ab nach Hause, da es ab da nur noch schlimmer wird.
Oder an ruhige Orte, je weniger Menschen und Reize, desto besser. (Der Wald oder einsame Feldwege sind unsere liebsten Ausflugsziele ^^).

So ganz "normal" ist es bei meinem Sohn nicht mehr, er kann Reize nicht filtern und ist "emotional-sozial" entwicklungsverzögert, aber er ist auch schon 6 Jahre alt, keine Ahnung, ob das bei einem 3 jährigen "noch im Rahmen ist".

Von meiner 4 jährigen Tochter kenne ich so etwas gar nicht, aber sie ist auch vom Wesen her völlig anders.

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Re: Erziehungstipp

Antwort von Monroe am 23.07.2019, 10:16 Uhr

Er ist gerade in den Kiga gekommen. Vielleicht ist er danach auch einfach kaputt und müde. Müde Kinder sind "zu nix mehr zu gebrauchen".
Vielleicht hilft es schon, wenn er nach dem Kiga ein bisschen runterkommen kann.

Es ist allerdings auch kein soo ungewöhnliches Verhalten
Deine Konsequenzen sind nicht greifbar für ihn und ziemlich unlogisch. Was hat die Sonnenbrille mit Fehlverhalten zu tun?
Sandmann ist erst abends,folgt also nicht direkt nach derTat. Und mit Essen (also auch Eis) würde ich nie erziehen. Weder mit Essen belohnen, noch Essen streichen für Fehlverhalten. Das kann ganz böse nach hinten losgehen mit einer Essstörung.

Sinnvolle Konsequenzen wären, wie du es auch machst, das abnehmen der geworfenen Steine. Noch besser klappt aber,wenn du ihm einen Platz/Richtung zeigst, wo er Steine werfen kann ohne jemanden zuverletzen. Heißt dann natürlich auch, dass Duden kleineren Bruder da weghalte musst.
Also sag ihm, was er tun darf, nicht das, was er nicht tun darf.
Und schenke ihm Aufmerksamkeit. Wenn er die erst bekommt,wenn Erden Bruder haut, hilft auch kein schimpfen mehr, um dieses Verhalten zu unterbinden, denn er hat damitja ein "Erfolgserlebnis". Nämlich dass du dich ihm zuwedest. Auch wenn es schimpfen ist. Negative Aufmerksamkeit ist auch Aufmerksamkeit.
Nimm ihn positiv wahr. Und nicht erst, wenner was anstellt

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Re: Erziehungstipp

Antwort von Mutti69 am 24.07.2019, 12:51 Uhr

Kinder in dem Alter „verstellen“ sich nicht. Wenn dein Kind im Kindergarten also eigentlich unauffällig ist (mich irritiert die Formulierung „kooperativ“) und du es von Früher so nicht kennst, dann würde ich denken, der Kindergarten macht ihm zuschaffen.

Dort fühlt er sich aber eher unsicher (unterdrückt dominante Impulse) und kommt dann nachHause und baut seinen Frust im sicheren Terrain ab.

Ich würde mal genauer hinschauen, wie es ihm im Kindergarten wirklich geht (er ist ja noch klein) und dann würde ich schauen, dass er Möglichkeiten bekommt, seinen Stress sozial verträglich abzubauen.
Hilfreich ist schon den Weg vom Kindergarten nach Hause nicht mit dem Auto zu fahren, sondern zu laufen (sofern möglich, das ist nur ein Beispiel).

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