Frage: Unwissenheit und Hysterie um Listerien und Toxoplasmose

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Costa, zunächst vielen Dank für die hilfreichen Antworten in diesem Forum. Insbesondere die Ernährung ist ein großes Thema für uns Schwangere. Jede Schwangere kennt die Sorge, einen fatalen Ernährungsfehler gemacht zu haben und damit für immer das existierende Babyglück zerstört zu haben. Auch ich gehöre zu den hysterischen Schwangeren die Ängste ausgehalten und Stunden geweint hat (die Hormone tun ihr übriges). Allerdings glaube ich, dass sich unter uns eine regelrechte Hysterie breit gemacht hat und uns völlig die Rationalität abhanden gekommen ist. Mein großes Problem lautet Unwissenheit, weswegen immer wieder Panik entsteht. Daher einige allgemeine Fragen zu dem Thema anhand eines Beispiels: heute morgen gönnte ich mir ein Brot vom Bäcker mit Salat, gestiftelten Möhren und Kohl sowie Putenbrust und Currymayo (lecker). Manche Schwangere würde dies nie Essen und manche würde das nicht infrage stellen, ob es ok sei oder nicht. Jedenfalls habe ich irgendwann bemerkt das die Möhren braune Stellen aufwiesen Ungeschält oder gammelig? Natürlich unterstelle ich der Bäckereikette Küchenhygiene, kann es aber nicht wissen. Ebenso war der Salat etwas matschig. Weiterhin weiß ich nicht ob Kohl - Möhren und Salatstreifen in Tüten kamen. Wenn das Gedankenrad erstmal in Gang gekommen ist, gibt es also wieder Panik, Tränen und Stress für Mutter und Bauchzwerg. Große Unsicherheit und Hysterie gehören zum Alltag. Daher folgende Fragen: 1. Selbst ein Lebensmittel, welches unter ungünstigen und unhygienischen Bedingungen zu uns kommt, muss nicht von Toxoplasmose oder Listerien befallen sein, oder? Beispielsweise ein Erdrest ist kein sicheres Indiz für Toxoplasmose. Oder ein Tropfen Rohmilch muss keine Listerien enthalten. Richtig? 2. Schwagere haben zwar ein erhöhtes Risiko, infizieren sich aber doch nicht zwangsläufig wenn das Lebensmittel von Toxoplasmose oder Listerien befallen ist, oder? 3. Hat eine Infektion (behandelt oder unbehandelt) immer den Tod oder die Schädigung des Babys zur Folge, oder kann trotzdem alles gut laufen? 4. Eine Infektion mit Toxoplasmose oder Listerien erflogt meißt mit Symptome, wenn ja welche und kann interveniert werden? 5. kann man zusammen gefasst sagen, dass schon wirklich viel falsch laufen muss, damit etwas Schlimmes passiert. Verstehen Sie mich nicht falsch, gerne verzichte ich auf die kritischen Lebensmittel,aber diese ständige Angst und Sorge trägt nicht gerade dazu bei, meine Schwangerschaft zu genießen. Ich bin nun in der 17 Woche und habe noch viel vor mir....vielen Dank schonmal für die Antwort und die Fakten die hoffentlich einigen Schwangeren das Leben erleichtern... MFG Marina S.

von mariniballerini am 30.08.2016, 11:15



Antwort auf: Unwissenheit und Hysterie um Listerien und Toxoplasmose

Wenn Sie das erste Mal schwanger sind, können Sie ja nicht wissen, "was geht und was nicht"... Warten Sie mal ab, wenn Sie 2-3 Kinder haben, bei den nächsten, also Nummer 4 und 5 wissen Sie alles... Übrigens können Sie mal auf die "Gesunde Ernährung" in der linken Leiste auf dieser Forumseide klicken - dort sind die wichtigsten Tipps zusammengefasst. Zu Ihren Fragen: 1. Lebensmittel kommen nicht zu uns "unter ungünstigen und unhygienischen Bedingungen" - es gibt viele Kontrollen und Vorschriften, die einzuhalten sind. Zumindest bei uns werden diese eingehalten, meistens zumindest. Nur müssen auch wir, die Verbraucher darauf achten, dass normale Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Also Obst und Gemüse waschen, usw. Jedenfalls sind Erdreste oder ein Tropfen Rohmilch nicht gleich "Toxoplasmose oder Listerienbefall", da haben Sie recht. 2. Viele Wissenschaftler sind der Ansicht mittlerweile, dass Schwangere nicht unbedingt ein erhöhtes Risiko haben, sich zu infizieren. Das eigentliche Problem ist, dass auch Infektionen, die für die Schwangeren völlig unproblematisch sind, große Probleme bis hin zu Entwicklungsstörungen beim Kind verursachen können. Das beste Beispiel ist eben die Toxoplasmose - sehr selten und fast immer unbemerkt, also ungefährlich für die Schwangere. Aber gefährlich für das Kind. Deswegen bin ich der Überzeugung, dass ein Toxoplasmosetest sinnvoll ist, auch wenn man sich normal und sorgfältig ernährt. 3. Eine Infektion führt nur äußerst selten zum Tod oder zu einer Schädigung des Babys, auch wenn sie stattfindet. Durch Bakterien verursachte Infektionen, rechtzeitig erkannt, können in den meisten Fällen ohne jede Folge für das Kind behandelt werden. 4. Eine Infektion mit Toxoplasmose oder Listerien kann auch ohne Symptome oder nur mit leichte, grippeähnlichen Zeichen ablaufen. Deswegen macht das Sinn, einen Arzt (Hausarzt oder Frauenarzt) aufzusuchen, wenn man in der Schwangerschaft krank ist. Auch bei einer "Erkältung" macht es Sinn, weil sich darunter alles Mögliche verbergen kann. 5. Ja, man kann "zusammengefasst sagen, dass schon wirklich viel falsch laufen muss, damit etwas Schlimmes passiert". Hier kann ich Sie zitieren - es ist richtig, was Sie schreiben.

von Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa am 30.08.2016



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