Lieber Dr. Costa!
Ich frag mich langsam schon, wie es die Menschheit schafft zu überleben, ständig habe ich das Gefühl, ich stehe seitdem ich schwanger bin unendlich gefährlichen Monstern gegenüber. - Deshalb finde ich Ihre humorvollen Relativierungsbemühungen unendlich hilfreich, also Danke vorweg!
Es gibt diesmal zwei Situationen, die mich beschäftigen und ich bin seit heute in der 32. SSW, werde Sie also bald nicht mehr belästigen ;-)
1) Am Wochenende hab ich in einem Biorestaurant am Bauernhof einen Almrindburger besonders durch bestellt, leider war dieser innen wirklich noch ziemlich rot. Mein Mann hat mit mir dann wehmütig seinen Lammburger getauscht, der wesentlich besser durch schien, bis auf wenige Stellen, die noch leicht rosa waren und die ich ihm zurückgab. Da ich aber beim Anschneiden des Almrindburgers und der rosa Lammburgerteile das selbe Besteck benutze, wie nachher beim Essen und auch Fleischsaft vom Almrind auf meinem Teller war, mache ich mir nun etwas Sorgen wegen Toxoplasmose, Listeriose oder was sonst noch so möglich wäre. Toxoplasmosetiter ist bei mir negativ.
2) Heute habe ich in der Arbeit (Sozialarbeit) mit KlientInnen gemeinsam gefrühstückt. Mit dabei war auch ein Hund einer Klientin, der wie ich im Nachhinein erfahren durfte Leishmaniose hat. Der Hund wurde von allen gestreichelt (nicht von mir), anschließend fassten alle mal in den gemeinsamen Brotkorb und andere Gegenstände am Tisch an, die ich natürlich auch benutze, bzw. auch das Brot aus dem Korb aß. Der Hund durfte dann auch von einem Teller ein Wurstblatterl fressen. Natürlich musste ich dann abräumen und fasste auch das Geschierr an. Nun frage ich mich, ob ich bei dem Hund anstecken könnte? Ich habe gelesen das geht normalerweise über Mückenstiche, bin mir nun aber sehr unsicher.
Vielen Dank für Ihre Antwort!
LG Pluto
von
pluto
am 08.06.2017, 16:21
Antwort auf:
toxoplasmose, leishmaniose
Danke für die Blumen... Es stimmt schon, irgendwie schaffen wir es trotz Listerien, Toxoplasmen und Leishmaniose gesunde Kinder auf die Welt zu bringen und uns so zu vermehren, dass unser Planet am Kippen ist... Zu viel Gewicht, halt, dann kippt er, zu welcher Seite auch immer. Oder verschwindet "nach unten" ins All ?! Wenn es dieses Forum nicht gäbe... will gar nicht darüber nachdenken ! Ich trage also dazu bei, dass noch mehr gesunde Menschen auf die Welt kommen, lange leben, so dass es zu viele werden ?! Ganz ehrlich, ich frage mich allmählich, ob das, was ich mache (also mein Beruf) wirklich OK ist ?!...
Nun zu Ihren Fragen:
1. Das nicht ganz durchgebratene Fleisch stellt nach meiner Einschätzung keine so große Gefahr dar, wie man es annimmt, weil in der Schwangerschaft gefährlichen Bakterien (hier v.a. Toxoplasmen) ziemlich hitzeempfindlich sind. Ab 70°C werden sie vernichtet und diese Temperatur wird auch im Inneren des Fleisches erreicht. Wenn man bedenkt, dass ein Toxoplasmen-Befall ohnehin sehr selten ist, dann geht also das Risiko doch gegen Null. Für Sie bedeutet das, dass Sie sich keine Sorgen zu machen brauchen.
2. Ganz verstehe ich die Einstellung Ihrer Klientin nicht, die ihren an Leishmaniose erkrankten Hund überall, einfach so, mitnimmt und andere Menschen den Hund streicheln lässt ! Zwar weiß ich, dass man Tierfreunde nicht immer verstehen kann, aber trotzdem - anständig ist das nicht.
Die Leshmaniose ist eine parasitäre Erkrankung, die durch Stechmücken übertragen wird. Ein anderer Infektionsweg, also eine direkte Übertragung von Tier zu Tier oder Tier zu Mensch wurde bisher nicht nachgewiesen. Leishmaniose-Hunde haben oft offene Ekzeme, in deren Wundsekret (nicht im Blut!) Leishmanien nachweisbar sind. Aber auch diese Ekzeme sind für den Menschen nur theoretisch infektiös, wenn die Parasiten direkt vom Ekzem in das Blut (oder eine Wunde) von Menschen gelangen.
Mit anderen Worten brauchen Sie nicht zu befürchten, dass Sie sich infiziert haben. Dieser Klientin müssen Sie aber beim nächsten Mal "die Leviten lesen", weil es so nicht geht. Wäre eine immungeschwächte Person im Raum gewesen, die ebenfalls das Bedürfnis verspürt, den Hund gerade an den ekzematösen Stellen zu streicheln, hätte diese Person, womöglich ein Riesenproblem. Trotz meiner o.g. Einschränkungen muss ein an Leishmaniose erkrankter Hund von anderen Menschen und vor allem von Kindern ferngehalten werden. Dass eine Behandlung dringend nötig ist, steht außer Frage.
von
Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
am 10.06.2017