Frage: Leinsaamen gequollen nicht ok?

Guten Morgen Herr Prof. Dr. Costa, ich wende mich an Sie, weil ich im Forum unterschiedliche Aussagen zu folgendem Thema gefunden habe: Seit Jahren (!) esse ich morgens etwa zwei Esslöffel eingeweichte Chia- und Leinsamen (gemischt). Die Kerne sind 24 Stunden gequollen. Dies habe ich über die gesamte Schwangerschaft beibehalten (aktuell 38. SSW). Nun habe ich mit Schrecken gelesen, dass Sie einer Dame raten, die gequollenen Leinsamen nicht zu essen. In anderen Beiträgen allerdings sagen Sie, dass Leinsaat im Joghurt etc. nichts ausmachen würde. Ich bin jetzt verunsichert…. Ist das Quellen das Problem? Hat mein Kind nun Folgen zu befürchten (meine SS neigt sich ja nun schon dem Ende zu) - ich lese plötzlich immer wieder von Blausäure in den Kernen, ich habe mich damit nie beschäftigt, weil ich kein Problem im Verzehr gesehen habe. Vielen Dank für Ihre Antwort und Ihr offenes Ohr. Herzliche Grüße!

von KrissiV am 30.05.2017, 07:14



Antwort auf: Leinsaamen gequollen nicht ok?

Leinsamen enthalten Blausäure und diese ist mengenabhängig giftig. Viel Blausäure kann ernste Symptome beim Menschen auslösen. Sie müssen zwischen ganzen Leinsamen und geschroteten oder "gebrochenen" Leinsamen unterscheiden. Ganze Leinsamen sind nicht bedenklich, wenn maximal zwei Esslöffel täglich eingenommen werden. Die passieren den menschlichen Körper zumeist unbeschadet, nehmen Flüssigkeit aus dem Darm auf und sondern deshalb kaum Blausäure ab. Auch der Blausäuregehalt in Leinsamenöl sei „wahrscheinlich niedrig“, heißt es in den Angaben der Lebensmittelämter. Das "Quellen" führt dazu, dass die Leinsamen Wasser aufnehmen. Es ist davon auszugehen, dass die Schale der Leinsamen durch den Verzehr bzw. durch das Kauen im Mund auseinander gebissen und die Inhaltsstoffe frei werden. Dadurch wird auch etwas Blausäure frei und kann vom Körper aufgenommen werden. In Schweden zum Beispiel werden alle Menschen davor gewarnt, Leinsamen zu essen. Wegen der enthaltenen Blausäure... Dabei stellt des dortige Lebensmittelamt fest, dass ganze, also nicht geschrotete Leinsamen sicher sind - aber auch nicht in unbegrenzter Menge. Meine Empfehlung sollten Sie bitte so verstehen, dass die Leinsamen nicht als "super-gesund" gelten. Kleine Mengen davon sind aber unproblematisch. Ihrem Kind haben Sie nach meiner Einschätzung höchstwahrscheinlich nicht geschadet. Aber trotzdem sollten Sie das Essen der Leinsamen einschränken.

von Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa am 02.06.2017