Sehr geehrter Prof. Costa,
vielen Dank zunächst für Ihre Arbeit in diesem Forum. Ihre Antworten zu lesen ist immer lehrreich und oftmals amüsant. Sie machen hier einen hervorragenden Job und als ärztliche Kollegin weiß ich, dass Sie dies mit Überzeugung, Liebe und sehr viel geopferter, wertvoller "Frei"-Zeit tun. Chapeau.
Ich bin in der 20. SSW und hatte in meiner letzten letzten SS zwar keinen diagnostizierten Gestationsdiabetes (die OGTT-Werte waren aber eher am Grenzwert, als wieder beim Nüchternwert...), habe dann aber trotzdem gemessen und konnte v.a. ggn Ende der Schwangerschaft nicht mehr alles ohne Blutzuckerspitzen essen.
Diesmal wurde schon in der 8. SSW ein OGTT gemacht, der noch erste Sahne war.
Bis zum regulären OGTT-Termin in ein paar Wochen bin ich mit meinem Arzt so verblieben, dass ich alle 14 Tage ein Blutzuckertagesprofil mache, um nichts zu verpassen, und mich mediterran ernähre.
Es ist nur so, dass ich v.a. zum Frühstück Weißmehl überhaupt nicht vertrage (2h postprandial lande ich dann über 130) und deshalb meine Ernährung auf GNADENLOS gesund umgestellt habe ....
Genascht wird Naturjoghurt mit Apfel oder ein Stück Käse zwischendurch.
Ansonsten nehme ich 3 Hauiptmahlzeiten zu mir.
Typischerweise esse ich zum Frühstück 2 recht dicke Scheiben Vollkornbrot mit Wurst oder Käse... Abends ebenfalls. Mal ein Ei dazu... viel Rohkost zum Bauch füllen... Tomate mit Mozarella ist mein Dauerbrenner.
Zum Mittagessen gibt es eben mediterrane Kost, viel Pfannengemüse, gegrillten Käse oder Hähnchen.
Mittags esse ich von Kartoffeln normale Portionen, von Vollkornnudeln oder Vollkornreis dann aber nicht so viel wie früher und lange lieber bei Fleisch, Käse oder GEmüse zu. Dafür dann 2 h später einen Apfel zum wieder sättigen.
Nach all dieser Info, meine Frage: meinen Sie das sind genug Kohlenhydrate? Ich weiß nämlich nicht recht, wo ich noch mehr unterbringen soll, ohne zu hohe Werte zu riskieren. Hunger habe ich nie und ich nehme auch (in Maßen) zu... bisher etwa 2 kg.
Noch 2 kleine weitere Fragen, die Sie mir beantworten dürfen:
Sind in Öl eingelegte Pilze aus dem Glas OK? und...
darf man Kohlrabi auch roh essen?
Mit herzlichem Dank und Gruß,
S.
von
Siegfriedstochter
am 11.05.2017, 13:15
Antwort auf:
Kohlenhydrate - genug so?
Sehr geehrte Frau Kollegin,
vielen Dank für die netten Worte - wenn meine Ratschläge gut ankommen, ist das für mich Lohn genug. Bin seit einigen (man könnte sagen "vielen") Jahren hier, im Forum tätig und ich muss gestehen, dass es mir immer noch viel Spaß macht. Das einzige, was ich vermisse, ist der direkte Kontakt mit den Schwangeren - ohne diesen ist jeder Rat doch recht schwierig. Weil jede Schwangere, also jeder Mensch und jeder Patient einzigartig ist und allgemeine Ratschläge nicht jedem gerecht werden kann. Das ist das wichtigste in unserer "ärztlichen Kunst", nämlich die individuelle, auf die Person bezogene Beratung bzw. Behandlung. Wenn ich so rede, gibt es Betriebswirte, Berater und "Evaluatoren", die mich als "rückwärtsgewandter Romantiker" bezeichnen. Darauf pfeife ich - weil diese Leute die Medizin nicht verstehen, aber zugleich meinen, dass sie besser als Ärzte und Patienten wissen, wie man Qualität definiert und misst. Auch heute, in Zeiten der Digitalisierung und des "totalen Managements" sind Menschen so, wie sie immer schon waren und Ärzte müssen Schmerzen und Sorgen jedes Mal ernst nehmen und einzeln bewerten. Dabei weiß ich, dass die allermeisten Ärzte so denken wie ich, auch wenn sie sich nicht öffentlich äußern.
Nun zum "eigentlichen Geschäft"...
Die Beschreibung Ihrer Essgewohnheiten ist vorbildlich - es sind genug Kohlenhydrate, die Sie zu sich nehmen, zumal viele Speisen "versteckte Kohlenhydrate" enthalten. Also nicht nur Vollkornnudeln, Brot und Kartoffeln, sondern auch Gemüse, Obst, etc.
Das gelegentlich gemessene Blutzuckertagesprofil ist keine schlechte Idee, es ist aber auch nicht besonders aussagefähig. Dazu gibt es wissenschaftliche Daten. Nichts schlägt den "großen" oGTT (also mit 75 g Zucker). Wenn Sie diesen Test zwischen der 24 - 28 SSW wiederholen und er normal ausfällt, könnten Sie mit der "Piekserei" aufhören. Ich bin sicher, dass alle Schwangeren dieser Welt gelegentlich leicht erhöhte BZ-Werte hätten, wenn sie ständig messen würden. Das darf man als normal bezeichnen. Entscheidend ist, wie sich das Kind entwickelt, was man heute mittels Ultraschall hervorragend verfolgen kann.
Alles Gute weiterhin !
von
Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
am 13.05.2017