Frage: Erneute Frage zum Geramont, der länger gekühlt lag

Hallo Herr Prof. Dr. Costa, vielen Dank für Ihre Antwort. Es ging um den Geramontweichkäse, wovon ich am vorletzten Montag zwei Scheiben auf's Brot gelegt habe und der leider nach Öffnungsdatum 10 Tage alt war. Sie hatten mir u.a. geantwortet, dass der Bluttest nicht nötig sei und man in der 21. Woche eine Feindiagnostik machen könne um zu sehen, ob mit dem Baby alles in Ordnung ist. Ich habe tatsächlich schon einen Termin hierfür gehabt (mittlerweile bin ich 21+4 und übermorgen ist das Screening). Wenn ich allerdings den Käse bei 20+3 gegessen habe ist der dann überhaupt wirklich aussagekräftig genug? Habe Angst, dass man mir sagt es sei alles super aber dass es das eigentlich nicht ist. Ich hatte sogar schon zwei Hausärzte angerufen, ob die überhaupt auf Listerien überprüfen würden und beide sagten mir, dass sie das bei sich nicht prüfen könnten. Vielleicht übertreibe ich auch total und Listeriose ist seltener als man glaubt aber egal was ist, wenn sich das Kind z.B. etwas weniger bewegt wie in den letzten zwei Tagen, münzt man das direkt auf diesen blöden Käse :( Sie sagten ich hatte keine Beschwerden, die darauf Hinweis geben könnten - welche Hinweise wären das? Ich hatte ja etwas Blähungen, weicheren Stuhl, was aber nach zwei Tagen wieder weg war und später noch Halskratzen, was aber nur drei Tage anhielt und jetzt wieder weg ist. Abgeschlagen fühlte ich mich allerdings nicht und Fieber hatte ich sicherheitshalber auch gemessen, ich hatte zu keinem Zeitpunkt über 36,5 Grad. Verstehe ich es richtig, dass die Listerien auf dem Käse quasi schon vorhanden sein müssten, wenn ich ihn kaufe damit eine erhöhte Gefahr ausgeht? Mit anderen Lebensmitteln ist er nicht in Kontakt gekommen im Kühlschrank. Vielen lieben Dank nochmals für Ihre Antwort!

von Blumenjule am 14.06.2016, 07:37



Antwort auf: Erneute Frage zum Geramont, der länger gekühlt lag

Leider kann ich Ihnen via Internet keine "Absolution" erteilen, weil ich nicht weiß, in wie weit der Käse Bakterien enthielt. Das kann man im Nachhinein auch nicht mehr feststellen. Anhand Ihrer Beschwerden kann man etwas aussagen, aber nichts Endgültiges/Eindeutiges, weil eine Listeriose auch kaum bemerkt oder gar unbemerkt ablaufen kann. Jedenfalls ist es aber so, dass es Ihnen gut geht. Wenn der Frauenarzt feststellt, dass es dem Kind auch gut geht, kann und muss man zur Zeit nichts anderes machen. Einen Bluttest wie z.B. bei einer Toxoplasmose, der eindeutige Hinweise auf eine Entzündung liefern könnte, gibt es nicht. Zwar gibt es Tests, bei denen Antikörper gegen Listerien im Blut gemessen werden, aber deren Interpretation ist sehr schwierig und man kann sich auf diese Tests nicht ganz verlassen. Eine Listeriose ist wirklich sehr selten. Mir persönlich sind nur wenig Fälle bekannt, bei denen die Schwangeren allerdings ziemlich klare Symptome hatten, mit angeschwollenen Halslymphknoten und anderen Krankheitszeichen und das Kind geschädigt war. Ich selbst habe noch nie Neugeborene mit Listeriose gesehen, bei denen die Mütter nichts, also keine Symptome hatten. Das wird aber in der medizinischen Literatur beschrieben, so dass ich mich nicht auf meine Erfahrung verlassen kann. Da ich merke, wie verunsichert Sie sind, wäre eine Möglichkeit, verschiedene Abstriche (z.B. vom Hals und aus der Vagina) und eine Stuhluntersuchung durchführen. Wenn diese Untersuchungen in Ordnung sein sollen, wäre die Blutuntersuchung überflüssig. Sollten in den Abstrichen Listerien nachgewiesen werden, müsste die Blutuntersuchung folgen - in größeren Laboratorien wird das gemacht - und bei Hinweisen auf eine Infektion wäre eine Behandlung mit Antibiotika notwendig. Da die Inkubation, also die Zeit bis zum Ausbruch der Infektion bis zu 3 Wochen beträgt, besteht keine Zeitnot.

von Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa am 15.06.2016