Frage: Zwickmühle

Vorgeschichte: Johannes, 1 Jahr, die ersten 6 Monate Schreikind. Viel getragen, nie alleine schreien lassen, keine Fremdbetreuung (höchstens stundenweise durch eine der Omas). Das Dilemma: Vater ist psyschich erkrankt. Diagnose: Überlastungsdepression. Dringende Empfehlung:Johannes mindestens einen Tag die Woche zur Oma. Hat die ersten beiden Male gut geklappt. Seit dem letzten Termin plötzlich: heftiges Weinen beim Abgeben, von Oma nicht zu beruhigen, zu Hause überanhänglich und ängstlich. Nur noch Mama (darf nicht für eine Sekunde den Raum verlassen). Weiteres Vorgehen? Weitermachen mit dem Abgeben zu Lasten des Kindes? Abbrechen zu Lasten des Vaters mit dem Risiko, dass Lukas dessen depressive Stimmungsschwankungen/Nervenzusammenbrüche (heftig!!!) zu Hause mitbekommt? Oder längerer Auszug von mir und Lukas zu meinen Eltern, die weit weg wohnen, mit dem Risiko, dass die sowieso schon recht dünne Bindung zum Vater noch mehr leidet, was wiederum Probleme für die Zukunft birgt?

Mitglied inaktiv - 17.08.2009, 10:33



Antwort auf: Zwickmühle

Hallo, in der Tat eine emotionale Zwickmühle für die Familie. Wovor ich allerdings warnen würde, ist die Erkrankung des Vaters irgendwie mit der Belastung durch seinen Sohn ursächlich in Verbindung zu bringen. Die Krankheitsneigung muss schon vorher bestanden haben, oder es müssen andere Belastungsfaktoren dazu gekommen sein. Auf jeden Fall ist ein anstrengender Säugling nie ein Auslöser für eine Depression beim Vater. Eher schon für die Mutter im Sinne einer postpartalen Depression. Besprechen Sie das Problem aber bitte vor allem mit dem Psychiater und/oder Psychotherapeuten. Die Familiensituation sollte Bestandteil der Psychotherapie sein. Es gibt Lösungen, die weder Ihren Sohn noch ihren Mann schwer belasten. Aber das ist Sache einer guten Psychotherapie. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.08.2009