Hallo Herr Dr. Posth,
wir fragen uns wie das mit der Zweisprachigkeit bei Kindern funktioniert? Was geschieht da im Gehirn? Ist es wirklich so, dass sich die Umgebungssprache ganz automatisch durch Kindergarten etc. entwickelt? Wir sind beide deutsche Eltern und leben mit unserem 15 Monate alten Sohn in Norwegen. "Außer Haus" mit Freunden, in Kita etc. sprechen wir norwegisch mit ihm, zu Hause deutsch. Alles andere wäre für uns "künstlich" ... Wir singen auch mal norwegische Lieder. Er versteht bisher auf jeden Fall mehr deutsch als norwegisch. Haben Sie Tipps, wie wir ihn in seiner Sprachentwicklung unterstützen, aber nicht überfordern, können? Viele meinen, die Zweitsprache kommt von ganz alleine, aber darauf möchte ich nicht vertrauen ... Vielen vielen Dank für Ihre Antwort und eine schöne Woche,
mfg Polly
von
Polly80
am 26.03.2012, 07:20
Antwort auf:
Zweisprachigkeit
Hallo, mit der Meinung die Zweisprache kommt ganz von alleine gehe ich auch nicht konform. Wenn ein Kind sprachbegabt genug ist, dann kann es tatsächlich zwei Sprachen parallel lernen und beide Sprachen, das belegen bildgebende Untersuchungen des Gehirns, werden im primären Sprachzentrum gespeichert. Ist es aber nicht ausreichend sprachbegabt, dann lernt es keine der beiden Sprachen richtig gut. Man muss also schon sein Kind beobachten.
Grundsätzlich meine ich sollte die Sprache zuerst und in der Hauptsache gelernt werden, in deren Kulturraum das Kind groß wird und wahrscheinlich leben wird. Das müssen dann die Eltern wissen und entscheiden. Die soziale Komponente im Kindergarten spielt beim Spracherwerb aber eine zusätzliche wichtige Rolle. So können Kinder die Landessprache einigermaßen gut dazu lernen, wenn sie erst einmal nur ihre Muttersprache gelernt haben. Das wissen wir von den vielen Migrantenkindern in Deutschland. Aber da gibt es eben auch das Phänomen, dass im Endeffekt keine Sprache richtig gut gesprochen wird und immer ein der Landessprache fremder Klang zurückbleibt. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 26.03.2012