Frage: Zwei "halbe Familienbetten"

Hallo, Dr. Posth, ich lese immer die Beiträge zur Brustentwöhnung in der Nacht. Ist das nötig? Wir praktizieren zwei "halbe Familienbetten". Papa schläft mit dem Großen, 4 J., auf einem Doppelbett ein und geht dann nachts in ein anderes Zimmer zum Weiterschlafen. Meist schläft der Große friedlich bis zum Morgen durch. Ich schlafe die ganze Nacht zusammen mit dem Kleinen, 19 Monate, auf der Doppelcouch im Wohnzimmer, stille ihn in den Schlaf und lasse ihn so oft nuckeln, wie er es möchte. Schnuller oder Schnuffeltuch nimmt er nicht. Spricht irgendetwas dagegen, wie wir das praktizieren, da wir alle gut damit zurechtkommen? Den Großen habe ich bis 2 Jahre noch so gestillt, dann war es von ihm aus vorbei, kein Schnuller oder Daumen abzugewöhnen. Ich finde es immer befremdlich, wenn Kigakinder noch mit dem Schnuller herumlaufen, dann lieber bis 2 Jahre nach Bedarf nachts (und tags) stillen. was sagt die Entwicklungspsychologie dazu? Tolles Forum! Danke und LG von Silke

Mitglied inaktiv - 07.08.2006, 13:47



Antwort auf: Zwei "halbe Familienbetten"

Stichwort: Langzeitstillen Liebe Silke, um Ihre letzte Frage aufzugreifen: die Entwicklungspsychologie ist sich nicht so sicher, ob das Langzeitstillen ein von der Natur vorgesehener oder gewollter Akt ist. Da aber alles, was aus dieser Richtung an Kommentaren kommt, nur als Hinweis oder Vorschlag zu verstehen ist, ist jeder einzelnen Mutter unbenommen, zu entscheiden, wie sie es mit ihrem Kind halten will. Das Argument mit dem Langzeitstillen in der "Dritten Welt" ist, um das gleich anzufügen, nicht überzeugend, weil es aus ganz anderen Gründen und auch mit anderen Vorzeichen erfolgt. Aber wenn Sie mit dieser Methode gute Erfahrungen gemacht haben und sich Ihr 1. Sohn problemlos selbst abgestillt hat, ist das völlig in Ordnung. Ich trete mit der "Brustentwöhnung in der Nacht" ja nur dann auf den Plan, wenn Mütter an ihre Ertragensgrenzen stoßen. Aber dann muß ich natürlich auch entwicklungspsychologische Erklärungen einsetzen, um den moralischen Konflikt der Mutter mit Abstillwunsch nicht zu groß werden zu lassen. Die Entwicklungspsychologie hat mit den natürlichen Vorgängen im Verdauungssystem und dem Bindungs- und Loslösungskonzept in der Mutter-Kind-Bindung meines Erachtens trifftige Argumente für das Abstillen im 2. Lebenshalbjahr. Aber wie gesagt, wenn es länger gut funktioniert und Mutter und Kind zufrieden sind, dann soll hier keine Besserwisserei betrieben werden. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 09.08.2006