Frage: Zuwendung zum Vater

Hallo Dr. Posth, mein Sohn ist jetzt 27 Monate alt und hat vor 3 Wochen einen kleinen Bruder bekommen. Die Bindung an seinen Vater war von jeher sehr eng und gut, da sich dieser schon immer viel um ihn gekümmert hat. Trotzdem bin ich nun verwundert, wie leicht ihm die Abnabelung von mir fällt. Er will teilweise nichts von mir wissen, trösten und schmusen geht jetzt nur noch bei Papa, die Zeit im Krankenhaus hat er einfach hingenommen ohne einmal zu weinen. Einerseits bin ich ja froh, dass ich mich gut um den Kleinen kümmern kann, andererseits fehlt mir der Große so sehr und ich habe das Gefühl, ihn verloren zu haben. Immerhin war ich über 2 Jahre die Hauptbezugsperson... Habe ich irgend was falsch gemacht und blöd formuliert: Kommt er irgendwann wieder zu mir zurück? Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen und ihn den Schmerz, den ich ihm gegenüber empfinde nicht spüren zu lassen. Aber weh tut es trotzdem. Viele Grüße, Andrea O.

Mitglied inaktiv - 10.05.2010, 12:23



Antwort auf: Zuwendung zum Vater

Liebe Andrea, offenbar ist Ihr Sohn schon gut losgelöst, so dass er den mit der Geburt eines Geschwisterchens verbundenen "Schubs" in die Selbstständigkeit gut verkraftet. Da nun die Bindung an den Vater sehr stark ist, fühlt sich Ihr Sohn bei diesem Schritt auch gar nicht gefährdet, sondern fühlt in gewisser Hinsicht wohl. Davon träumen viele andere Mütter. Sie nun leiden darunter etwas, was aber nicht gerechtfertigt ist. Es gehen zu Ihnen letztendlich keine Bindungen verloren. Das, was aufgebaut ist, bleibt bestehen. Der Begriff Loslösung heißt nicht, dass Bindungen zur primären Bezugsperson gekappt werden. Das kann sich gar kein Kind leisten. Er heißt soviel wie das das enge Band der primären Bindung sich löst, um einer zweiten bald ebenso engen Bindung Spielraum bietet, die Bindung zum Vater. Sie werden sehr bald merken, was ich meine. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 15.05.2010