zusammenfassende Verständnisfrage zu Willensbildung, Loslösung etc

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: zusammenfassende Verständnisfrage zu Willensbildung, Loslösung etc

ich habe ihre Langtexte und viele Antworten mit großem Interesse gelesen, möchte aber wissen, ob ich alles richtig verstanden habe: Anfangs hat ein Kind keinen Willen, sondern einen Drang / Zwang, etwas durchzusetzen - darauf reagiert man am besten nachgiebig, wenn es möglich ist. Hier ist auch noch viel Trotz und Wut im Spiel - man begegnet dem mit Induktion und Gelassenheit. Dann erfolgt die Loslösung von der Mutter - das bedeutet, daß eine Zeit lang der Vater sich besonders intensiv und liebevoll um das Kind kümmert, damit das Kind merkt, daß es die Mama nicht mehr für alles braucht. Nach geglückter Loslösung etwickelt sich ein eigener Wille, hier kann das Kind seine Wünsche schon besser ausdrücken (nicht mehr so viele Wutanfälle) - nach Möglichkeit läßt man dem Kind immer wieder seinen Willen, um das Selbstbewußtsein zu stärken und setzt Grenzen, wo man es für nötig hält. Habe ich das so richtig verstanden und haben Sie noch Ergänzungen zum besten Verhalten in den Phasen?

Mitglied inaktiv - 19.02.2007, 10:53



Antwort auf: zusammenfassende Verständnisfrage zu Willensbildung, Loslösung etc

Hallo, Sie haben die Vorgänge eigentlich schon sehr gut verstanden und die Zusammenhänge richtig erkannt. Was nicht ganz stimmt, sind die altersmäßigen Zuordnungen und die Problematik der Willensbildung. Der Wille entwickelt sich aus den guten Erlebnissen in der Mutter-Kind-Bindung im Säuglingsalter und wird dann zur Loslösung zum bestimmenden Faktor. Da er sich anfangs hauptsächlich im Drang äußert und dieser Drang unflexibel ist, muß ein Kind viele positive Erlebnisse in der Säuglingszeit haben, damit der Drang überwunden werden kann. Folgerichtig gelingt auch die Loslösung viel besser und der Trotz bleibt im normalen Rahmen. Voraussetzung ist natürlich auch ein engagierter Vater. Erst wenn sich das Kind einigermaßen losgelöst hat und über sein eigenes Selbst verfügt, kann man die Strategie der Induktion anwenden. Ich hoffe, Sie sind jetzt noch ein Stück weiter. sonst fragen Sie einfach wieder. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 21.02.2007



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