Frage: Zu viel Zuwendung?

Hallo, mein Sohn ist 16 Monate alt, schläft nicht alleine ein und auch nicht durch. Er braucht nachts die Rückversicherung, dass jemand da ist. Kein Problem. Wir haben ihm von Beginn an diesen Rückhalt gegeben, ihn nie weinen lassen. Er wird in den Schlaf begleitet und nachts bei Bedarf in unser Bett geholt. Dennoch frage ich mich, warum er partout nicht die Sicherheit erlangt, alleine ein- und durchzuschlafen. Viele Kinder um mich herum werden abends ins Bett gelegt, schlafen nach Auskunft Ihrer Eltern alleine ein und sogar durch. Darunter auch viele Eltern, die ihren Kindern augenscheinlich weitaus weniger Zuwendung geben als wir das tun und eher die konservative Schiene fahren. Kann man sagen: Je mehr Zuwendung, desto fordernder wird ein Kind? Zitat von Freunden: "Ihr habt selber Schuld dass es so ist, wenn ihr dauernd beim ersten Ton auf der Matte steht." Warum haben sie mit ihrer "harten Hand" keine Schlafprobleme bei ihren Kindern? Ich bin ein wenig verunsichert. Andrea

Mitglied inaktiv - 31.01.2005, 07:23



Antwort auf: Zu viel Zuwendung?

Liebe Andrea, ein Zuviel von Zuwendung und Liebe gibt es nur, wenn eine Umkehr der Verhältnisse stattfindet und man als Eltern sein Kind um seiner selbst willen liebt. D.h. wenn man es mit Liebe gleichsam erdrückt, weil man selbst Liebe ohne Ende braucht. Solche Eltern sind meist die, die in ihrer eigenen Kindheit große Entbehrungen haben in Kauf nehmen müssen. Es ist etwas Wahres dran an der Aussage, man kann nur soviel Zuwendung und Liebe wieder hergeben, wie man selbst erfahren hat. Aber man kann nachdenken und erkennen, was einem selbst in der Kindheit am meistens gefehlt hat, nur man darf dann nichts verklären und sich ewig schönreden. Es gibt eindeutig nur wenige Kinder, die von Anfang an beinahe immer und gut durchschlafen. Aber die Eitelkeit vieler Eltern läßt sie in dieser Frage schwindeln, weil sie sich Anerkennung durch andere Eltern davon erhoffen. In Wirklichkeit müssen nahezu alle Eltern sich die ruhigen Nächte mit ihren Kindern in den ersten drei bis vier Lebenjahren regelrecht erarbeiten. Die Natur (im Kind) will es, daß das Kind in der Nacht Ängste vor Verlassensein entwickelt und durch Weinen seine Eltern ruft, damit diese ihre Angst nehmen. Daraus entwickelt sich Urvertrauen, welches einige Jahre später sich in Selbstvertrauen und noch einige Jahre später in einem guten Eltern-Kind-Verhältnis auswirkt. Der Denkfehler besteht darin, daß wir in viel zu kurzen Zeiträumen denken, und uns die positiven Auswirkungen unseres Einsatzes schon morgen wünschen. Das ist aber kurzsichtig, denn die Entwicklungsprozesse beanspruchen Jahre und das Empfinden und Denken eines Kindes läßt sich nicht im Zeitraffer beschleunigen. Ihre Linie ist richtig und Sie werden sich später dafür danken, daß Sie so zugewandt gehandelt haben. Es gibt schon viel zu viele verhaltensauffällige Kinder. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 31.01.2005



Antwort auf: Zu viel Zuwendung?

Hallo! Also wir haben unsere Kleine (8 Monate) auch nie schreien lassen, allerdings schläft sie aber seit sie ca. 4 Monate alt ist in ihrem Bett, in ihrem Zimmer und auch meistens durch! Klar gibt es auch Nächte, wo ich sie wieder zu mir ins Bett hole, ich denke die hat jeder. Wir machen es so, dass sie abends ihr Fläschchen bekommt, dann ein Schnuffeltuch zum Kuscheln mit ins Bett und wir an ihrem Bett sitzen bleiben, bis sie eingeschlafen ist. Anfangs war es schwer, aber nach einer Woche ging es super!

Mitglied inaktiv - 31.01.2005, 07:29



Antwort auf: Zu viel Zuwendung?

Du musst nicht alles glauben, was andere Eltern über das Schlafverhalten ihrer Kinder erzählen! Die anderen Kinder schlafen alleine ein ... ja, nachdem sie 1/2 Stunde geheult haben. Und durchschlafen tun dann oft nur die Eltern, weil sie die Kinder nicht hören (wollen). Wir haben unseren jetzt fast 3-jährigen nie heulen lassen und er schlief auch erst mit 18 Monaten "durch". Noch heute schläft er im Schlafzimmer, das eigene Bett so an meins gestellt, dass er jederzeit zu mir kuscheln kann. Und es ist toll!

Mitglied inaktiv - 31.01.2005, 09:42



Antwort auf: Zu viel Zuwendung?

Hallo Andrea! Gibt es überhaupt ZU VIEL Zuwendung? Unser Sohn ist 20 Monate,schläft nur selten mal durch und kommt ansonsten zu uns ins Bett.Natürlich habe ich auch oft gezweifelt und tue es manchmal noch, gerade weil man immer schlaue Tipps von anderen bekommt, wie man sein Kind "in den Griff bekommt", aber wenn mein Kind nachts weint, sind mir die Sprüche der anderen ziemlich egal und ich hole ihn zu uns, einfach weil ich überzeugt davon bin, dass dies der bessere Weg ist! Lass dich nicht verunsichern!

Mitglied inaktiv - 31.01.2005, 09:58



Antwort auf: Zu viel Zuwendung?

Laß dich nicht verunsichern. Unsre schlafen auch bei uns + entwickeln sich prächtig. Die Kinder sind später am selbstsichersten, die sich nach ihrem Tempo entwickeln dürfen, aus dem Vertrauen heraus. Unsrer 3-jähriger geht prima in die Spielgruppe. ABer warum wird so ein Tamm-Tamm um das durchschlafen gemacht? Warum schläfst du mit deinem Mann in einem Bett? Weil es schön ist!!! Warum sollte ein Kind alleine schlafen? Warum schlafen die Naturvölker alle zusammen? Es ein Urbedürfnis. Schlafen Erwachsne durch? NEIN!!

Mitglied inaktiv - 31.01.2005, 10:15



Antwort auf: Zu viel Zuwendung?

Im Prinzip hast du Recht, wenn das Ende mir auch ein bisschen zu dogmatisch klingt. Den beliebten Verweis auf die Naturvölker finde ich stets sehr kritisch und diskussionswürdig, aber das sprengt hier den Rahmen. Kommentieren wollte ich die Tatsache, dass Erwachsene tatsächlich nicht durchschlafen, aber über die Fähigkeit verfügen, sich umzudrehen und weiterzuschlafen. Die Frage war hier wohl, warum einige Kleinkinder diese Fähigkeit haben, andere aber nicht, trotz scheinbar günstigerer Voraussetzungen. Niki

Mitglied inaktiv - 31.01.2005, 13:20



Antwort auf: Zu viel Zuwendung?

wenn es so ist, dass einige Kleinkinder - wie Erwachsene - die Fähigkeit haben nachts immer wieder problemlos, so trifft das auf meinen Sohn zu (siehe posting oben, er schlaft quasi mit in unserem Bett). Immer wenn er träumt, oder kurz wach wird, schläft er sofort - ohne mein Zutun (außer kuscheln)- wieder ein. Insofern scheint unsere Schlafsituation günstig für besagte Fähigkeit zu sein. Für meine Schwiedermutter dagegen trifft dies nicht zu. Sie hat ganz massive Schlaf- und Einschlafprobleme. ;)))

Mitglied inaktiv - 31.01.2005, 14:25



Antwort auf: Zu viel Zuwendung?

Ja, es ist eben alles eine Frage der Definition. Für den einen gilt Ankuscheln schon als eigenständiges Wiedereinschlafen, für den anderen nicht. Ich jedenfalls muss mich nicht zwangsläufig an meinen Mann kuscheln, um wieder in den Schlaf zu finden *lol* Warum aber Kleinkinder scheinbar problemlos in ihrem Bettchen ein- und durchschlafen, andere aber (so wie meins) trotz maximaler Zuwendung, stets offenem Elternbett und Einschlafbegleitung nicht, kann ich auch nicht sagen. Niki

Mitglied inaktiv - 31.01.2005, 15:17



Antwort auf: Zu viel Zuwendung?

Hi Andrea! Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Dein Sohn hat gelernt, seine Bedürfnisse zu erkennen und auszudrücken. Und zwar viel differenzierter als manch anderes Kind! Dein Kind weiß, dass es auch nachts Bedürfnisse haben "darf" und äußert sie auch, weil er weiß, dass du für ihn da bist und er sich darauf verlassen kann. LG Janet

Mitglied inaktiv - 31.01.2005, 15:21