Frage: Zappeligkeit

Wir haben ein recht grosses Problem mit unserem 17 mon. altem Sohn. Er ist sobald er wach ist nur zappelig und nervös. Es kann sein, das diese Nervosität vererbt ist, da auch ich nervös von Natur aus bin, zumindest hat das die Krankengymnastin gesagt. Schlafen ist kein problem, das klappt super. Aber sobald er wach ist beginnt der tägliche Kampf. Er schreit und tobt, wenn er nicht seinen Willen bekommt, kann nicht mal 2 min ruhig bleiben und räumt uns die Hütte auf. Er lässt sich nichts verbieten, egal wie man es erklärt. Z.B. CD´s: seit er alleine durch die gegend krabbelt verbieten wir ihm dranzugehen, ca.20 mal am tag seit einem halben jahr. Aber egal was wir machen, nichts hilft. Beim wickeln entsteht immer eine Mörderische Geräuschkulisse weil er nicht mal 1 min ruhig liegt, sondern sich hin und her dreht und aufsteht. Hindert man ihn, schreit er, gibt man ihm was zu spielen, wirft er es weg. Beim essen das gleiche. Ihn in einen Stuhl zu setzen kann man vergessen, da muss man Angst haben, das er rausfällt, so wie er zappelt. Er lässt sich auch sehr schnell vom essen ablenken, sodass er teilweise garnichtmehr isst. Passend dazu ist er wahnsinnig ungeduldig. Er versucht etwas, es klappt nicht und alles, was daraus resultiert ist schlechte laune. Aber er lässt sich dann nur sehr schwer wieder motivieren. Der Kinderarzt kann uns keine guten tips geben und wir waren schon bei einer Krankengymnastin, die auch nicht viel erreicht hat, ausser das unser Kleiner danach immer sehr aufgebracht war. Sie sollte ihn vor ein paar monaten zum krabbeln animieren, das hat aber auf ihre weise nicht funktioniert, er hat sich gegen alles gesperrt, was sie ihm zeigen wollte. Wir haben daraufhin nach 8 Sitzungen abgebrochen, da wir mehr negatives als positives davon hatten. Das Krabbeln hat unser Sohn von heute auf morgen selber gelernt. Babymassagen kann man auch nicht machen, Märchen helfen nicht, ruhiges spielen auch nicht. In den Arm nehmen macht es teilweise sogar schlimmer, da er dann das gefühl hat, er kann sich nicht frei bewegen. Und nichts ist schlimmer für ihn als eingeschränkte Bewegungs-freiheit. Sprechen ist auch so eine Sache. Am Anfang hatte er Wasser hinterm Trommelfell, das haben wir in der griff gekriegt. Darum ist auch verständlich, das er etwas später anfängt zu sprechen. Jetzt hat er schon mal regelmässig mama und Papa gesagt (ohne genau zu wissen, wer wer ist), aber das hat er jetzt auch wieder sein gelassen, obwohl wir ihm immer gelobt haben und versucht haben ihn zum sprechen zu animieren. Langsam weiss ich nicht mehr weiter und hoffe, das sie ein paar tips haben die Funktionieren. Schonmal Danke im vorraus.

Mitglied inaktiv - 24.01.2003, 16:06



Antwort auf: Zappeligkeit

Hallo, eine solche Fülle an Problemen läßt sich nicht per Internet in den Griff bekommen. Aber ein paar Hinweise: Nervosität hat vielleicht etwas mit Zappeligkeit zu tun, aber nicht mit dem Trotzen. Trotzen ist ein wichtiger Entwicklungsschritt in Richtung Selbständigkeit und muß bis zu einem gewissen Grade absolut toleriert werden. Über den Suchlauf bekommen Sie viele Antworten auf dieses Thema. Also "Trotz" oder "Trotzen" suchen. Unter "Nein" bekommen sie auch Antworten zu Fragen der ersten Erziehungsversuche. Konkret z.B.: wenn die CDs immer wieder ausgeräumt werden, und Sie das nicht tolerieren wollen, dann müssen sie die CDs wegräumen und nicht dem Kind etwas verbieten, das es nicht verstehen kann. Wickeln und Essen sind Klippen in Sachen Selbstbestimmung. Hier ist ein behutsam dirigistisches(bestimmendes) Vorgehen nötig. Daß sich Ihr Sohn wehrt, wenn Sie ihn in den Arm nehmen wollen, ist ein Zeichen für unsicher vermeidendes Verhalten. Hier stimmen die Vertrauensgefühle beim Kind nicht mehr so ganz. Ich halte es für dringend notwendig, daß Sie sich an eine Beratungsstelle für Erziehungshilfe wenden. Dort werden auch die inzwischen aufgelaufenen familiären Probleme besprochen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 26.01.2003