Frage: Worauf achten bei Vollnarkose und Vorgespräch dazu?

Sehr geehrter Dr. Posth, mein Sohn 21 M. (im Sinne des Forums, alles gut bisher, sicher gebunden, bei Neuem erstmal vorsichtig-ängstlich, defensiv) hat 1 Loch im Backenzahn! Zahnärztin sagte, es sei wohl entweder Vollnarkose oder Sedierung nötig (und ab jetzt 3x täglich putzen!). Kein Dauernuckeln an irgendwas; Zahnpflege und Ernährung m.E. ok, trotzdem natürlich Selbstvorwürfe – und Sorgen. Bald Vorgespräche in 2 spezialisierten Praxen. Eine narkotisiert wohl auf jeden Fall, die andere will es evt. erstmal anders versuchen. Worauf soll ich (nicht nur aus medizinischer, sondern auch aus entwicklungspsychologischer Sicht) achten und Wert legen beim Vorgespräch und ggf. beim Eingriff selbst? Vielen Dank für Ihre Bücher und für Ihre tolle tolle Arbeit hier! Marie

von Marie18 am 02.12.2013, 07:00



Antwort auf: Worauf achten bei Vollnarkose und Vorgespräch dazu?

Liebe Marie, das Wichtigte aus entwicklungspsychologischer Sicht bei allen notwendigen medizinischen Unternehmungen und Eingriffen ist die zuverlässige Begleitung durch eine Bindungsperson. Gewöhnlich ist das die Mutter oder manchmal auch der Vater. Sicher guckt man erst einmal, ob solche Eingriffe überhaupt notwendig sind. Und manchmal genügt wirklich eine stärkere Sedierung. Da aber Sedieren bei Kleinkindern nicht ganz zuverlässig gelingt, kommt man öfter nicht um eine Kurznarkose herum. Da ist es dan wichtig, sein Kind möglichst bis zum Einschlafen zu begleiten und beim Wachwerden auch wieder schnell zur Stelle zu sein. Was man nicht vergessen darf, ist je nach Narkosemittel die retrograde Amnesie. Das heißt, das Kind weiß nicht mehr, was die Minuten vor der Narkose abgelaufen ist. Das ist ein gewisser Trost, wenn es da dramatische Momente gegeben hat. Sieht man es also ganz präzise, dann ist die unmittelbare Begleitung nach der Naorkose noch entscheidender. Ob der Eingriff an den Zähnen in dieser Form notwendig ist, kann ich von hier aus nicht beurteilen. Aber 3x Zähneputzen am Tag bei einem Kleinkind ist ein bisschen hoch gegriffen. Wenn Ihr Sohn schlechten Zahnschmelz hat (der Zahnarzt kann das prüfen), wäre zu überlegen, ob man nicht weiter Fluortabletten in niedriger Dosierung (0,25mg) gibt, zumindest bis die Zahnpflege selbstverständlicher geworden ist. Viele Grüße und danke für Ihr Lob.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 02.12.2013