Frage: Woher kommt die erschwerte Loslöung?

Hallo Dr. Posth, mein Sohn, 20 Mon. ist ein schüchternes, zurückhaltendes Kind Fremden gegenüber. Aber in letzter Zeit ist es sehr extrem, er hängt nur noch an mir, ich kann noch nicht mal auf die Toilette gehen. Es geht quasi nonstop "Mama, Mama, Mama" - selbst wenn ich schon danebensitze. Er wird noch nicht fremdbetreut,verbringt die überwiegende Zeit mit mir.Verhältnis zum Vater ist sehr gut, er kümmert sich viel und liebevoll um den Sohn, hat auch relativ viel frei. Bin ich jedoch anwesend,lässt mein Sohn von ihm nichts zu.Wenn ich weg bin, haben die zwei keine Probleme.Die Bindung zu mir müsste sicher sein, Tragling, Familienbett, gestillt etc.Woher die erschwerte Loslösung?Soll mein Mann trotz des Weinens des Kindes pflegerische Tätigkeiten in meiner Anwesenheit übernehmen,wenn es diese ablehnt?Oder soll die gemeinsame Zeit in meiner Abwesenheit gesteigert werden um die Loslösung voranzutreiben? Ein Beginn einer Fremdbetreuung wäre wohl in dieser Phase nicht sehr sinnvoll? LG

Mitglied inaktiv - 11.01.2010, 11:59



Antwort auf: Woher kommt die erschwerte Loslöung?

Stichwort: Wiederannäherungskrise Hallo, im Anfangsverlauf der Loslösung gibt es eine natur- oder entwicklungsbedingte "Klippe". Das ist die Weiderannäherungskrise (s.a. gezielter Suchlauf). Sie zeigt sich so um 1 1/2 Jahre herum, mal etwas früher, mal etwas später. In dieser Phase sind die auf einmal wieder so anhänglich wie am Ende des 1. Lebensjahres, wenn die Loslösung einsetzt. Aber das geht ziemlich schnell vorüber und bedeutet einen kurzen regressiven Schritt mit dem Erkenntnisgewinn über das losgelöste Selbst. Am besten, man akzeptiert diese plötzlich Anhänglichkeit noch einmal und wartet auf die Überwindung beim Kind. D.h. also, man sollte das Kind zu nichts zwingen, was es nicht will. Was den Vater angeht, so geht man als Mutter besser öfter einmal außer Haus, damit das Mama-bedürfnis nicht dauernd durchschlägt. Der Beginn der frühen Fremdbetreuung zu diesem Zeitpunkt ist in der Tat nicht sinnvoll. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 15.01.2010