Frage: Willensbildung?

Hallo Dr. Posth, Sie haben mir schon oft geholfen,wenn es um meinen Sohn ging.Nun habe ich wieder eine Frage.Unser Sohn ist 2,5 Jahre alt und scheint sich in der Trotzphase zu befinden.Er bekommt Schreianfälle aus Gründen,die ich albern finde,die aber ihn offensichtlich fast zur Verzweiflung treiben.Er möchte einen Apfel,wenn ich ihm einen gebe,dann möchte er nicht mehr.Lege ich den Apfel dann weg,so beginnt er ganz furchtbar zu schreien,ich merke richtig,wie sehr er leidet.Er weiss nicht,was er will,darum schreit er herum.Gehört das zur Willensbildung hinzu? Wenn er fertig ist mit seinem Geschrei,dann kommt er zur mir auf den Schoß und wir kuscheln ganz lange.Ich merke,dass er ein schlechtes Gewissen hat.Ich tröste ihn dann.Außerdem will er auch sonst ständig seinen Willen durchsetzen.Klappt das nicht,so fängt er auch an zu schreien.Etwa so einmal am Tag bekommt er so einen Wutanfall. Ist diese Häufigkeit normal? Weil ich habe bei Ihnen gelesen,wenn die Trotzphase zu stark ist,dann ist die Bindung an die Mutter nicht so gut.Ich habe eigentlich das Gefühl eine sehr gute Beziehung zu meinem Sohn zu haben,bin aber jetzt trotzdem durch die Wutausbrüche verunsichert. Meinen Sie,dass die Trotzphase bei meinem Sohn zu stark ist? Vielen Dank für Ihre Antwort. LG Andrea

Mitglied inaktiv - 11.10.2004, 07:47



Antwort auf: Willensbildung?

Liebe Andrea, so ist das nicht zu verstehen, daß starker Trotz immer auf eine unsichere Bindung schließen läßt. Das, was Sie schildern, ist aber auch noch kein verstärkter Trotz, sondern die vorübergehende, relative Unfähigkeit des Kindes, dem Willen eine Entscheidung hinzufügen zu können. Aber das entwickelt sich mit der Zeit von alleine. Man selbst braucht allerdings eine große Geduld. Extreme Trotzformen sind gekennzeichnet von hoher Aggressivität mit "Zerstörungswut" und z.b. auch gezieltem Schlagen der Bezugspersonen. Große Aggressionen gegen sich selbst kommen auch vor. Aber das ist bei Ihnen ja alles nicht der Fall. Einmal pro Tag ein Trotzanfall bewegt sich noch im Bereich des Normalen, ist aber schon häufig. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.10.2004