Mein Sohn ist jetzt 21 Monate und eigentlich eine ganz liebes, ausgeglichenes Kind. Doch in letzter Zeit haut er mich (oder meinen Mann oder Schwiegereltern) einfach mit der Hand ins Gesicht. Ich sage dann: "Nein, das tut weh! Aua, das darfst Du nicht!" Doch er versteht es nicht. Wenn ich im dann sage, er soll "ei" machen, macht er es auch und sagt "ei", aber danach haut er wieder.
Wenn ich dann seine Hand fest halte, wird er nur aggressiver.
Ich habe es schon versucht, ihm zu erklären, dass das weh tut und ich dann ganz traurig werde und weinen muss. Aber er versteht es einfach nicht.
Ich weiss einfach nicht, wie ich mich verhalten soll. Ich selbst habe ihn noch nie gehauen, auch keinen Klapps auf die Finger und das möchte ich auch nicht. Bei uns in der Familie wird nie gehauen, er kann es sich bei uns also nicht abgeschaut haben.
Allerdings bin ich zur Zeit in der 31. SSW. Ist es vielleicht Eifersucht?
Haben Sie vielleicht einen Tipp für mich? Es macht mich sehr traurig und verzweifelt, nicht zu wissen, was ich tun soll.
Conny
Mitglied inaktiv - 28.08.2002, 12:24
Antwort auf:
Wieso versteht mein Sohn nicht, dass Hauen weh tut?
Liebe Conny, im zweiten Lebensjahr entwickeln die Kinder so etwas wie Aggression. In der klassischen Psychologie schreibt man dieses Verhalten die Trieben zu. Beim Menschen dient dieser Trieb grundsätzlich erst einmal der Verteidigung und nicht dem Angriff. Verteidigung bei einem Kleinkind bedeutet, daß es sich gegen die Ansprüche der Eltern, dieses oder jenes zu tun oder nicht zu tun, auflehnen muß. Das braucht das Kind, um sein Ich zu festigen und sein Selbst zu entwickeln. Auch gegen Ansprüche und Beschränkungen durch der Natur, wie Müdigkeit-Schlafen, volle Blase-entleeren müssen, Hunger verspüren-essen müssen, irgendwo hochklettern wollen und noch nicht können, etc. will sich das Kind wehren, wobei es selbstverständlich unterliegt.
Zum aggressiven Gebahren gehört das Hauen, wie das Beißen, an den Haaren ziehen, Kneifen u.v.m. Wenn die Eltern ein solches Verhalten nicht durch "Gegenschläge" unterstützen oder verstärken, läßt es mit der Zeit (zunehmender Erkenntnisse) nach.
Aber etwas anders ist noch viel wichtiger. Sie können das Verhalten dazu nutzen, in dem Kind Gewissen zu fördern. Das Gewissen braucht der Mensch, um seine aggressiven Impulse immer im Zaum zu halten. Das machen sie so, daß sie die (harmlosen!) Schläge erst einmal "ertragen" und dann so tun, als wären Sie "schwer getroffen". Spielen Sie, daß sie Schmerzen hätten und weinen müßten. Das versteht das Kind. Jetzt kann es die Rolle wechseln und zum Beschützer werden, so wie Sie bei anderen Gelegenheiten sein Beschützer sind. Es wird Sie liebevoll trösten. Dabei fühlt es sich selbst stark und entwickelt sog. soziale Kompetenz. Über kurz oder lang wird es lernen, sein aggressives Gefühl in sich selbst abzubauen oder umzulenken. Damit baut sich Verantwortung auf. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 28.08.2002