Frage: wie weit soll ich ihn ein mädchen sein lassen?

Unser älterer Sohn (5,5 J.) spielte schon immer mehr mit Mädchen (kochen, Fee, Prinzessin, Märchenschloss, Barbie). Mit drei ging er mit Kleidchen und Krönchen als Fee, da fanden wir es noch lustig. Heuer wollte er als Prinzessin gehen, doch wir haben es ihm nicht erlaubt. Er sagt, er möchte ein Mädchen sein, weil die können Kleider anziehen, sich schmücken und schminken. Er läßt sich übrigens auch, wenn bei Besuchen von Freundinnen möglich, die Fingernägel lackieren oder schminken. Für den Schulstart wünscht er sich eine rosa Schultasche. Wie soll das weitergehen, da wird er doch ausgelacht. Inwieweit sollen wir ihm entgegenkommen bzw. ihm etwas verbieten?

Mitglied inaktiv - 09.03.2003, 16:42



Antwort auf: wie weit soll ich ihn ein mädchen sein lassen?

Liebe Gulei, Sie sprechen ein heißes Eisen in unserer Gesellschaft an. Das Rollenklischee über jungenhaftes und mädchenhaftes Verhalten ist noch viel weiter verbreitet, als man gemeinhin annimmt. Wechselt ein Junge oder ein Mädchen "seine" Rolle zum Gegengeschlecht, unterstellt man ihm schnell Gestörtheit oder Veranlagung zu Homosexualität. Das wird bei Jungen noch stärker geahndet als bei Mädchen. Erfahrungen zeigen aber, daß ein solches Verhalten keineswegs eine Festlegung für später sein muß. Im Einzelfall kann das allerdings doch so sein. D.h. üben sie sich jetzt schon in Toleranz. Versuche, solche Kinder "umzupolen" führen dann mit Sicherheit zu Verhaltensauffälligkeiten oder Störungen. Überlegt werden muß, ob es nicht weiblich-lastige Vorbilder für ihn gibt, z.B. drei größere Schwestern, oder nur Mädchen als Spielgefährten in der Umgebung. Wie stellt sich z.B. das Vatervorbild dar? Alles wichtige Fragen, bevor man voreilige Schlüsse zieht. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.03.2003