Sehr geehrter Dr. Posth,
Meine Tochter ist 2 Jahre alt und ich muss leider immer wieder mit Bedauern feststellen, dass ich eine Mutter bin die gelegentlich die Geduld verliert und rumschreit (ich werde einfach sehr laut, manchmal nehme ich sie auch ziemlich ruppig auf den Arm und schimpfe), meistens auch ohne größeren Anlass (anhaltende jammerei oder so), einfach nur wenn ich müde bin, gestresst oder das Fass einfach überläuft. Das passiert mir schon seit der Säuglingszeit immer mal wieder, ich schätze so ca. alle 2 Wochen, mal mehr mal weniger. Unsere Tochter wird ansonsten sehr umsorgt, ist bisher mit viel Körperkontakt und viel Begeisterung für sie aufgewachsen. Wie schädlich sind meine Wutanfälle für ihr Selbstbewusstsein, sollte ich eine Therapie machen? Vielen Dank für Ihre Antwort!
von
Besenstiel
am 31.01.2011, 09:12
Antwort auf:
Wie schädlich ist es wenn man sein Kind anschreit?
Stichwort: elterliche Wut
Hallo, das kommt ein bisschen darauf an, wie stark Ihre Wut ist und wie laut ihr Anschreien ausfällt. Auch die Wortwahl ist nicht ohne Bedeutung. Es gibt Formen des Anschreiens, solche voller Hemmungslosigkeit, die muss man schon als Misshandlung bezeichnen. Der körperliche Aspekt spielt hierbei keine so gro0e Rolle, dafür steht aber der seelische absolut im Mittelpunkt. Denn das Schreien an sich drückt schon starke Kritik bis hin zur Verachtung aus, und die Wortwahl geht sehr schnell in Richtung Demütigung. Geschieht das öfter oder gar regelmäßig, hinterlässt das Spuren in der kindlichen Seele. Im Vordergrund steht beim Kind dabei das Minderwertigkeitsgefühl. Die KInder fühlen sich wenigstens in dem Moment auch nicht mehr geliebt.
Auf Dauer sammeln sich dann diese Erfahrungen in der Seele des Kindes an und hinterlassen ein Gefühl von Ungeliebtsein und Wertlosigkeit. Da muss man dann als Eltern wieder mächtig gegensteuern, um diesen Eindruck zu korrigieren. Am besten ist, man beherrscht sich in den Momenten, in denen die eigene Wut hochkocht oder einem die Nerven durchgehen und geht einmal kurz "raus" und lebt dort seine negativen Gefühle aus. Das hilft schon, und man kann sehr viel ruhiger in das Geschehen zurückkehren. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 01.02.2011
