Hallo Dr. Posth,
vielen,vielen Dank für dieses Forum und ihre wunderbare Antwort letzte Woche. Sie haben mir damit wieder eine Menge Zuversicht gegeben...!
Können sie mir zu ihrem Konzept der beschleunigten loslösung evtl. noch verweise geben, wo ich mehr darüber finden kann?
Was können wir noch gemeinsam tun, also auch Papa (sek. Bindung), um Julian auch in der Beziehung zu mir noch besser aufzufangen/Bindung zu kräftigen?
Ich verstehe was sie meinen, könnte aber dazu noch einige Ausführungen brauchen *gg* um mir meines Weges sicherer zu sein. Gab es hier schon ähnliche Fälle, wo sich die Bindung später tatsächlich rückwirkend zur Mutter stabilsiert hat?
Nocheinmal vielen Dak für dieses Forum!
Mfg lina
Mitglied inaktiv - 21.08.2006, 12:47
Antwort auf:
wg. beschleunigte Loslösung (war: unsichere Bindung z. Mutter)
Stichwort: beschleunigte Loslösung
Liebe Lina, für Sie besonders wichtig ist wahrscheinlich der letzte Satz meines Antwortschreibens. Wenn eine Mutter bei einem solchen Verlauf sich "nun ihr Kind gleichsam zurückholen will", weil sie plötzlich verstanden hat, daß die Bindung nicht optimal geglückt ist, dann bringt sie das Kind schnell in einen Bindungskonflikt. Das Kind weiß sich dann nicht mehr zu orientieren, wer von seinen Eltern eigentlich für welche Rolle (Bindung-Loslösung) zuständig ist. Hat es genügend Selbstbewußtsein aufgebaut, wird das Kind vermutlich versuchen, die Rollen zuzuweisen; ist das aber nicht der Fall tritt so etwas wie ein Bindungsverwirrung ein.
Denn in der "beschleunigten Loslösung" bekommt der Loslösungsanteil einen zusätzlichen Bindunganteil. Im Kopf des Kindes sind dann beide Eltern so etwas wie primäre Bindungspartner, obwohl der Vater ja gleichzeitig für die Loslösung zuständig ist. Von diesem Elternbild bekommt die Mutter aber auch etwas Positives ab, was sie dann einfach auf sich abfärben lassen kann, ohne das Kind zu bedrängen. Auf diese Weise wird die primäre Bindung im Nachhinein "aufpoliert".
Über diese Prozesse werden Sie in der Literatur über die Bindungsphänomene wahrscheinlich noch nichts finden, denn so ausgereift und differenziert sind die Untersuchungen hierzu noch nicht. Am ehesten finden Sie Aussagen dazu in den Publikationen des Ehepaars Prof. K. und K.E.Grossmann an der Universität Regensburg. Viele Grüße und Vielen Dank für Ihr Lob
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 25.08.2006