Ich habe Ihren Artikel gelesen und gut nachvollziehen können. Aber es fehlen mir nun praktische Tips für den Umgang mit dem Baby in bestimmten Situationen. Da ich zu Hause arbeite, ist mein Sohn (5,5 Mon)ständig in meiner unmittelbaren Nähe. Sobald ich ihn auf die Spieldecke lege, beginnt er zu weinen und schließlich fürchterlich zu schreien - anreden, streicheln usw. hilft dann nicht. Die einzige Lösung ist, ihn aufzunehmen. Es ist aber nicht möglich, den Kleinen 12 Stunden am Tag auf dem Schoß zu haben. Gibt es keine Möglichkeit, das Weinen im Vorfeld zu verhindern? Oder ihm den Angstzustand zu nehmen?
Mein zweiter Fragenkomplex kreist um Wutanfälle. Ich habe es mir angewöhnt, meinen Sohn bei einem Wutanfall in den Arm zu nehmen. Leider hilft das nicht viel und zudem bekomme ich seine Wut durch heftige Kratz- und Kneifattacken im Gesicht voll zu spüren. Meine Fragen:
Wie kann ich einen Wutanfall abfangen? Gibt es keinen Weg, meinem Sohn zu zeigen, daß seine Aggression mir weh tut?
Mitglied inaktiv - 19.09.2005, 08:41
Antwort auf:
Weinen / Wutanfälle
Hallo, die motorischen Entladungen bei der Wut, sprich das wilde "Umsichschlagen" oder Kneifen sind keine willentlich geführten Angriffe, sondern nur versehentliche "Treffer" schlecht geführter Koordination. Hier sind Emotionen am Werk und keine Überlegungen. Sie dürfen das also nicht mißverstehen und müssen Ihrem Sohn die Attacken nachsehen. D.h. Sie können nur sich selbst schützen, in dem Sie ausweichen und die Nägel Ihres Sohnes kurz schneiden. Wut ist auch keine Agression, sondern eine Art emotionaler Reflex. Möglicherweise ist Ihr Sohn aber auch ein impulsiver Typ, was später nur durch seine eigene Regulationmacht der Gefühlsausbrüche zu beherrschen ist.
12 Stunden am Tag werden Sie Ihren Sohn sicher nicht herum tragen müssen. Sie können ihn zu sich in eine Wippe setzen und bei Ihrer Arbeit zusehen lassen. Sie können mit ihm hinaus gehen und im Kinderwagen spazieren fahren. Sie können eine Freundin bitten, ihn einmal auszufahren, wenn er noch nicht allzu stark fremdelt usw. Auf der Spieldeckke wird er sich erst in 2-3 Monaten richtig wohl fühlen, wenn er es gelernt hat, sich auf dem Boden fortzubewegen und mit Gegenständen zu spielen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 19.09.2005