Hallo Dr. Posth,
ich treffe mich 1x/Woche mit einer Freundin,deren Sohn 6 Wochen jünger als meine Tochter (13 M.) ist.Die Kinder spielen dann mehr nebeneinander her,als zusammen,haben jedoch Spaß.Nun fällt uns Müttern immer wieder auf,dass der Sohn m. Freundin immer die Spielsachen haben möchte,die meine T. gerade hat.Meine T. ist das genaue Gegenteil,sie sucht sich ein "freies" Spielzeug und teilt auch noch eher als dass jemand etwas wegzunehmen(das macht sie zum Beispiel auch beim essen, sie "füttert" mit Freude ihre Puppe mit ihrem essen und auch uns Eltern).Wenn der Sohn m. T. jedoch etwas wegnehmen will verteidigt sie sich mit meckern und davonlaufen und nimmt das Spielzeug mit.
Sind solche Verhaltensweisen Veranlagung oder wie läßt sich dies erklären? Und wie verhalten wir uns als Mütter? Meine Freundin nimmt ihren Sohn dann immer weg und versucht ihn mit etwas anderem abzulenken.
Ich danke ihnen im voraus für Ihre Antwort.
LG,Jasmin
Mitglied inaktiv - 10.12.2007, 10:30
Antwort auf:
Wegnehmen/Teilen
Stichwort Tausch als Sozialisationsprinzip
Liebe Jasmin, ja, solche Verhaltensweisen sind angeboren. Das junge Kleinkind ist noch ganz von dem Nützlichkeitsprinzip beseelt und meint alles haben und behalten zu dürfen, was es brauchen kann und was ihm gefällt. Dazu kommt, dass es sich auch mit eingeheimsten Gegenständen genauso positiv attributiert wie mit eigenen. Denn das Kleinkind, das sein Ich gefunden hat und seine Selbstständigkeit ausbaut, braucht positive Bestätigung, und die sucht es auch über Besitz. Eigentumsbewusstsein gibt es in diesem Alter noch nicht.
Wie sehr nun ein Kind seinen Besitz verteidigt oder doch abzugeben bereit ist, hängt stark von seinen Chrakteranlagen ab. Ihre Tochter scheint der eher defensive Typ zu sein, der kleine Freund eher der offensive. Ihre Tochter geht Konflikten aus dem Weg, der Freund nimmt sie in Kauf. Aber immerhin verteidigt Ihre Tochter ja den Besitz.
Sie als Eltern können in diesem Alter tatsächlich nicht groß eingreifen, außer wenn es zu richtigen Kämpfchen kommt. Da ziehen Kinder gerne an den Haaren, hauen und beißen. Ablenkung ist immer eine richtige Methode, den aufkommenden Konflikt in friedliche Bahnen zu lenken und damit von Vornherein zu vermeiden. Nur gelingt das nicht immer. Als nächste, friedensstiftende Maßnahme bietet sich der Tausch an. Gelingt der nicht, kann man dem benachteiligten Kind einen Ersatz anbieten. Zu guter Letzt bleibt nur das Trösten für das leerausgehende Kind Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 12.12.2007