Frage: Was meinen Sie mit Schäden auf der emotionalen Ebene?

Guten Tag Mich beschäftigt das mit unserem Babyphon immer noch. Ich kann es einfach nicht vergessen, da ich unser Baby ja nie schreien lassen wollte. Welche Schäden meinen Sie mit "auf der emotionalen Ebene"? Würde man das jetzt schon beim knapp einjährigen Jungen bemerken? Wie ist es denn, wenn das Baby kolliken und ein "schwieriges Temperament" hatte und oft auch auf unserem Arm schrie? Da ist der Cortisol Spiegel also auch sehr hoch? Haben Säuglinge mit eher schw. Temperament eine schlechte Ausgangslage? Denn ich kenne sehr ruhige Babys, welche trotz ferbern meines erachtens nicht auffällig sind. Schadet das "einfachen" Babys weniger? Unser Junge war monatelang sehr quengelig. Habe ihn sehr viel getragen. Nun wird er langsam ausgeglichener und zufriedener. Muss ich mir weiter Sorgen um die doofe Babfongeschichte machen oder können Sie mir klare Zeichen seinerseits sagen, welche wir bemerken würden, wenn es ihm geschadet hätte?Vielen Dank!

von buzzidil am 13.06.2011, 10:00



Antwort auf: Was meinen Sie mit Schäden auf der emotionalen Ebene?

Hallo, um mögliche Verunsicherungen und Schädigungen in der emotionalen Bindung zur Hauptbezugsperson, in der Regel ist es die Mutter, frühzeitig zu erkennen, hat die Bindungsforscherin M. Ainsworth seinerzeit den Fremde-Test entwickelt. Mit diesem Instrument glaubt man erkennen zu können, ob die Bindung stabil geworden ist oder nicht. Unsichere Bindungsformen sind Anpassungsreaktionen des Säuglings und Kleinkinds an die Lebensumwelt. Sie sind nicht direkt schädlich, erhöhen aber das Risiko für weitere Störungen in Richtung auf die frühe Bindungsstörung zu. Sie sehen, dass es also kein Absolutheiten gibt, außer natürlich den desorganisierten Bindungsmustern. Da es immer eine Nettobilanz zwischen guten und schlechten Einflüssen ist, was zur einer bestimmten Bindungsform führt, und auch seelische Widerstandsfaktoren beim Kind selbst dazukommen, kann man so geschätzt ohne Kenntnis des Kindes selbst nichts über die erreichte Bindungsfestigkeit etwas sagen. Alles andere hatte ich schon in meinem letzten posting gesagt. Auch das Thema Schreien bei Koliken wird ausführlich bei mir behandelt (s. gezielter Suchlauf unter Trimenonkoliken). Die Koliken müssen beseitigt werden und die zuverlässige elterliche Nähe mindert die Angst beim Schreien. Sie haben das, was Sie für Ihren Sohn tun konnten getan, und so wird sich das Babyphon-Problem sicherlich weitgehend ausgeglichen haben. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 14.06.2011