Frage: Was kann ich tun, um sein Selbstbewußsein aufzubauen?

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, in meiner letzten Mail an Sie ging es darum, dass mein Sohn 3,2 J. jüngeres Geschwisterchen attackiert u. immer Dinge anstellt, wenn man sich nicht gerade ihm widmet (Bsp.Unterhalten mit anderer Person). Sie teilten mit, dass er noch leichte Defizite im Selbstbewusstsein hat. Frage: 1. Was kann ich tun, um dieses Selbstbewußsein aufzubauen? Ist es schon zu spät für 3,2 J.? Seit 3 Wo. geht er in den Kiga. Ging sehr gerne hin. Nun schreit er seit 3 Tagen bitterlich nach mir, wenn ich gehe. Bekommt regelrecht Schreianfälle dort. Isst nicht mehr recht. Frage, ob im Kiga was vorgefallen ist? Laut Erzieherin nichts. Frage: 2. Woher kommt plötzl. die Ablehnung u. Angst? Können Sie mir helfen? Weitere Frage: 3. Ist es für eine gelungene LL bei einem 3,2 J. schon zu spät? Ist wieder sehr auf Mama fixiert. Eifersüchtig auf Geschwisterchen, trotzig, folgt nicht recht, obw. Papa sich sehr viel Mühe gibt. Danke u. schöne Weihnachten.

von santa80 am 19.12.2011, 07:35



Antwort auf: Was kann ich tun, um sein Selbstbewußsein aufzubauen?

Hallo, zunächst einmal fängt das Selbstbewusstsein eines Menschen in diesem Alter überhaupt erst an. Wie man stärkend darauf Einfluss nimmt, hängt mit vielen Dingen zusammen (s. unter Selbstbewusstsein im gezielten Suchlauf). Was aber das Selbst von vornherein untergräbt, sind solche erzwungenen Ablösungsmanöver wie gerade im Ki-ga. so etwas darf es gar nicht geben! Es ist übrigens häufig so, dass ein Kind, das nicht wirklich sanft abgelöst wird, in den ersten 1-2 Woche voller Neugier und unter der Sonderbetreuung der Erzieherin gerne und scheinbar ohne Angst in den Ki-ga geht, um dann, wenn der Ki-ga-Alltag beginnt, ohne den Schutz seiner Mutter oder einer anderen wichtige Bezugsperson emotional zusammenzubrechen. Erzwingt jetzt den weiteren Gang in den KI-ga und steigert damit die Angst ins Unerträgliche (Trennungsangst!), geht auch das anfangs aufgebaute, erste Selbstbewusstsein verloren. Das Kind reagiert regressiv, klebt zu Hause wieder an der Mutter, traut sich nirgendwo mehr hin und reagiert eiferüchtig auf das Geschwisterkind, das bei der Mutter zu Hause bleiben darf (so sieht es das Kind). Da reicht dann auch der Papa nicht mehr. Das ist in etwa genau Ihre Geschichte. Sie wiederholt sich derzeit tausendfach in Deutschland. Sie können im Moment erst einmal Ihren Sohn nur wieder aus dem Ki-ga herausnehmen und ihm Zeit lassen, bis er sich wieder gefunden hat. Dann kann man mit sanfter Ablösung einen zweiten Ki-ga-start unternehmen. Viele Grüße und trotz allem schöne Weihnachten

von Dr. med. Rüdiger Posth am 20.12.2011