Frage: Was ist richtig?

Hallo, Dr. Posth, unsere Toch., 16 Mon. ist ein gut entwickeltes, lustiges, temperamentv. Mäd. Ich behaupte sie hat einen starken Willenscharakter, andere meinen sie sei verwöhnt. Wenn sie etwas nicht bekommt schreit sie, schmeißt sich auf den Boden, etc. Ich versuche sie zu beruhigen, wenn es nicht geht lasse ich sie zunächst und widme mich ihr im Anschluß intensiv mit Zuneigung. Ein Beisp. Sie will abends wenn sie fertig gegessen hat unbed. daß ich aufstehe und mit ihr spiele. Ich möchte erreichen daß sie lernt (tägl. ein paar Min. mehr?) mich essen zu lassen, dann bekommt sie wieder volle Aufmerks. Ich glaube der beste Weg ist folgender: sie zehrt und zieht an mir, schreit usw. ich will durch Ruhe und ein Stück Ignoranz "weiter essen". Mein Mann nahm sie vor kurzem aus der Küche in einen anderen Raum und lies sie dort (bis zur Hysterie ausschreien). Für meine Begr. hat sie dadurch in jedem Fall erreicht daß einer von uns aufsteht, bzw. unser Essen gestört ist. ? Vielen Dank

Mitglied inaktiv - 24.10.2005, 08:44



Antwort auf: Was ist richtig?

Liebe Christina, für den richtigen erzieherischen Umgang mit Kindern in solchen eskalierten Situationen habe ich die Trias Akzeptanz, Deeskalation und Intervention entwickelt, s. mein Langtext über das emotionale Bewußtsein, Teil 3. Während Sie es noch mit Akzeptanz und Deeskalation veruschen, auch das Ignorieren und sich nicht "Provozieren"-lassen gehört dazu, schreitet Ihr Mann gleich zur Interventation. Väter neigen dazu, solche Situation immer gleich als Machtpoker zu verstehen und entwickeln das Bedürfnis, als der Mächtigere aus der Sache hervorzugehen. Aber bei der Intervention gibt es auch eine Trias, nämlich Drohen, Schimpfen und dann erst "Trennen". Ihr Mann beginnt also ganz hinten. Das ist nicht immer gut. Ihre Strategie kann im Endeffekt mehr erreichen. Es kommt in solchen Momenten nicht darauf an, kindliche Bestimmungsmacht zu brechen, sondern nur, diese zu korrigieren und in ein Regelkonzept zu überführen. Dazu sollten aber auch Sie von den Methoden Drohen und Schimpfen Gebrauch machen, wenn Ihre Tochter allzusehr an Ihnen zerrt. Sie müssen es dann u.U. in Kauf nehmen, daß Ihre Tochter sich einmal bei Tisch auf den Boden wirft und schreit, aber das vergeht schnell. Übringens ist das Verhalten Ihrer Tochter kein Ausdruck eines "starken" Willens, sondern erst einmal nur eines "starren" Willens (Drang). Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 24.10.2005