Was ist noch normal, was sind Zeichen für eine Bindungsstörung?

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: Was ist noch normal, was sind Zeichen für eine Bindungsstörung?

Hallo Dr. Herr Dr. Posth, Sohn ist 2 Jahre, 4 Monate. Sprachlich sehr weit, Induktion funktioniert schon gut. Als Säugling sehr emphatisch. Immer sehr anhänglich und ängstlich. Als Baby sehr gut genährt (Stillkind) dadurch verzögerte Motorik, erst mit 9 Monaten robben, mit 15 Mon laufen, dank Physio. Therap. meinte hätte sich mangels Selbstbewussts ein dickes Fell angefuttert?! Heute dünn. Mit 18 Mon leider damals unwissend Schlafprogramm. Wird heute jede Nacht wach, weint und will Flasche. Mit 19 Monaten 4 wöchige Eingewöhnung in U2 Gruppe nach Berl. Modell. hat viel geweint, ich musste trotzdem gehen lt. Erzieherin. Frühgeb. Tochter in dieser Zeit, keine weitere Eingew. möglich. Die erste Zeit nur im Buggy in der Gruppe. Beim Abholen hat er mich lange ignoriert und wollte lieber bei der Bezugserz. bleiben; hat alle viel gehauen. seit 1.8. neue Gruppe, Papa (liebevoll) darf ihn abgeben, ist fröhlich. bei mir weint er nur und will mit nach Hause. Was tun? Ist das eine Bind. Störung?

von JuttaV am 13.10.2014, 08:05



Antwort auf: Was ist noch normal, was sind Zeichen für eine Bindungsstörung?

Hallo, was sich bei Ihrem Sohn entwickelt, ist Trennungsangst bzw. -ängstlichkeit. Lässt man die gewähren und handelt einfach weiter so, wie es nicht sein soll, dann kann sich daraus eine frühe Bindungsstörung entwickeln. Davor ist zu warnen. Denn der Vertrauensverlust in die Mutter, den das Kind erleidet, wirkt sich auf die Beziehung aus. Ist dann die Störung verinnerlicht, wird sie hartnäckig und verändert das kindliche Verhalten. Dadurch entsteht die Bindungsstörung. Ängstlichkeit und Anhänglichkeit im Säuglingsalter sollte man einzuschätzen wissen und ernst nehmen. Die leicht verlangsamte motorische Entwicklung im Säuglingsalter hat aber mit all dem nichts zu tun. Da die Väter beim Kind für die Loslösung stehen, sind sie häufig die besseren Ablöser. Die Mutter repräsentiert ja weiter die Bindung und steht für den Trennungsschmerz, den sie nicht verhindert hat. Das Kind weint beim Abgeben und "bestraft" die Mutter dafür beim Abholen. Was Sie im Moment tun können ist, den Ki-ga noch einmal unterbrechen und Ihrem Sohn die Chance geben, zu Hause bei seiner Mutter und dem kleinen Schwesterchen (habe ich das richtig verstanden) noch einmal emotionale Sicherheit aufzutanken. Dazu dient auch das Schlafen bei Ihnen im Schlafzimmer, denn es hat heilende Wirkung auf die Bindung. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 16.10.2014



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