Sehr geehrter Herr Dr. Posth!
Mein Sohn ist 17 Monate als. Seinen Vater sah er das letzte Mal als er 6 Monate war. Er hatte damals seine neue Liebe gefunden und kümmert sich seither nicht um unseren Sohn. Der Kontakt beschränkte sich auf 14 Tage nach der Geburt und an den Wochenenden (für 6 Monate).Die letzten 12 Monate wuchs er ohne seinen Pa auf.
Mein Sohn ist seit 4 Monaten in einer Elterninitiative. Dort kommt er immer wieder mit dem Wort "Papa" in Berührung und sieht andere Väter mit ihren Kindern. Kontakt zu männlichen Personen hat er nicht. Wie soll ich meinem Sohn eine Vorstellung von dem Wort „Papa“ geben, was sagen wenn er fragt wo/was sein Papa ist.Bisher habe ich ihm ein Foto von Papa gezeigt & erzähle schöne Dinge von ihm. Soll ich von mir aus regelmäßig das Foto vom Vater zeigen o Fotot mit Sohn und Vater o zu dritt?
Möglichst oft oder selten das Wort Papa benutzen? Ist es problematisch ein positives Bild des Vaters zu bilden, wenn später kein Kontakt besteht.
Mitglied inaktiv - 06.11.2006, 09:32
Antwort auf:
Was ist ein Papa?
Hallo, mit 17 Monaten wird Ihr Sohn keinerlei Erinnerung an seinen Vater haben, zumal er ihn ja in den letzten 6 Monaten gar nicht mehr gesehen hat. Es wächst also wie ein Kind ganz ohne Vater auf. Ich meine, es macht wenig Sinn, ihm jetzt eine Person auf dem Foto zu präsentieren, die er nie als seinen Vater kennenlernen wird, es sei denn, es gäbe die Chance, daß dieser wieder zu seiner Familie zurückkehrt. Da das vermutlich nicht der Fall sein wird, sollten Sie über das Thema Vater keinen großen Worte mehr verlieren, so schwer das Ihnen fallen mag.
Später, wenn ihr Sohn von sich aus Interesse an seinem leiblichen Vater entwickelt, dann sollten Sie ihm allerdings diese Bilder geben und ihm von seinem Vater erzählen. Ihm zu erklären, warum er keinen Vater hat, geht noch nicht. Sie können ihm höchstens ein Märchen erzählen, in dem der Vater aus bedeutsamen Gründen fortgehen mußte und wahrscheinlich nicht mehr zurückkommen kann. Solange die primäre Bindung an Sie stimmt, und wenn sich ein Ersatzloslösungvorbild für Ihren Sohn finden läßt, dann stimmen zunächst einmal die Vorzeichen für seine Selbstentwicklung. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 07.11.2006