Frage: Was ist da zuhause los wenn ich nicht da bin?!

Hallo Herr Dr! Vielen Tausen Dank für Ihre letzte Antwort und ihre Arbeit hier!Das ist wirklich Gold wert! Es geht um meine (Stief)Tochter, im Juni 3, Patchwork, Sie kennt mich seit sie 1 ist, lebt bei mir seit etwa einem Jahr, wird KOMPLETT durch mich betreut seit 3/4 Jahr. Papa arbeitet, ich hab noch eine kleine Tochter, April 2, bin zuhause. Die Große vorher bei der Oma gewesen wenn Papa auf Arbeit, kein Kontakt zur leiblichen Mutter seit 1 1/2. Die Große war und ist nicht ganz einfach, aber sehr liebevoll und anhänglich, eher schüchtern als offensiv, normale Trotzphase gehabt, wird mit zuname von Sprache besser. Hat leider nie Regeln kennengelernt, Laisser-faire erziehung, bei mir anders, meist so wie sie es handhaben, Regelkonzept, liebevoll aber (sehr) konsequent. Frage: ICH komme super mit ihr aus, höhen und tiefen gehabt, aber unser Tag ist normal, ebenso wie mit meiner eigenen tochter. Normale ausbrüche, quengeln wenn müde, sonst alles ok! Die große sagt auch oft "Mama soll das machen" "Mama macht das" Papa kein küsschen abends, nur Mama... (War früher natürlich andersrum sie liebt ihren papa auch) Nun arbeite ich jedes zweite wochenende und dann bricht sie hier den Stall ab. Sie kommt mit ihrem Papa, der ALLES macht, malen spielen rausgehen, NICHT mehr zurecht. Nur schreien, sie schlägt die kleine, sie heult und quengelt für sachen, das würde ihr bei mir nicht in den Sinn kommen. Absolut mega trotz wie vor einem halben Jahr noch, ich erkenne sie garnicht wenn ich sie dann am telefon höre. Wie ausgewechselt. Papa sehr frustriert, sobald ich da bin, liebstes Kind. Kuschelt mit mir, alles wie sonst. Wenn Papa abends nachhause kommt und ich verschwinde nur ins Bad, fängt sie an zu schreien wenn er z.B. nur sagt heb mal den Bauklotz auf. Unfassbar. Bei Oma das selbe, will sie schon nicht mehr nehmen. :( Danke für die antwort.

Mitglied inaktiv - 08.03.2010, 09:19



Antwort auf: Was ist da zuhause los wenn ich nicht da bin?!

Stichwort: patchwork-Familie Hallo, Sie dürfen nicht vergessen, dass Ihre Stieftocher in einem sehr frühen Stadium ihre primäre Bezugsperson verloren hat. Der Vater ist ihr zwar erhalten geblieben, wäre aber nur dann ein richtiger Ersatz, wenn die Loslösung schon sehr weit voran geschritten wäre. Vermutlich ist das aber nicht der Fall gewesen, denn zur Trennung der Eltern haben ja auch Entwicklungen geführt, die sich nicht immer gut auf das Kind ausgewirkt haben. eine gute Loslösung wird wohl kaum zustande gekommen sein. Jetzt klammert sich das Mädchen an sie als seine neue Mutter, muss aber erfahren, dass Sie schon Mutter sind, und zwar eines anderen Kindes, das nicht den Nestschutz eines echten Geschwisterkindes genießt. Die Dynamik solcher neu gemischter Familien ist gerade, was die Kinder angeht, immer enorm und nur schwer zu steuern. Die Kinder stehen unter Stress, der sich noch lange erhält und schnell neu auflädt, sobald Spannungen entehen. Wahrscheinlich müssen Sie jetzt erst einmal, genau wie es Ihre Stieftochter Ihnen signalisiert, feste Bindungen aufbauen, damit ein Grundvertrauen zwischen ihr und Ihnen entsteht. Erst dann kan der Vater mit seinem Vorbildcharakter zur Loslösung sich wieder einschalten. Jede Verkerhung dieser Grundelemente führt mit Sicherheit zu großen Verwerfungen in der Familie. Viele Grüße und danke für Ihr Lob

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.03.2010